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Religion
Sprache und Schönschreiben
Rechnen
Raumlehre
Singen
Zeichnen
Jungen: Turnen
Mädchen: Handarbeit
durch nebenamtl.
Handarbeitslehrerin
2 Std. Realien 5 Std. Realien
(Geschichte,
Vaterlandskunde,
Naturkunde,
Naturlehre)
„Realien" war eigentlich eine Ansammlung von
Sachfächern, die den Schüler mit der zunehmenden
Mechanisierung und Industrialisierung und
wissenschaftlichen Methoden in der Landwirtschaft
vertraut machen sollten. Sie boten ein
gutes Rüstzeug für die Kinder, die als Landwirte
oder Handwerker im Dorf bleiben wollten. Für
die Heranwachsenden, die als Arbeiter in die seit
1861 bestehende Uhrenindustrie gehen wollten
, reichte dieses Rüstzeug nicht aus. Informationen
über die industrielle Arbeitswelt, die dem
Lehrer ja fremd war, wurden nicht gegeben. Zur
Weiterbildung gab es nur die Sonntagsschule,
die aber auf den Glauben der Schüler, auf ihr
sittliches Betragen und den Gehorsam gegenüber
der geistlichen und weltlichen Obrigkeit
ausgerichtet war. Religion gält auch in der Werktagsschule
nach wie vor als das angesehenste
Fach. Nicht von ungefähr wurde es - und wird es
noch heute — im Zeugnis an erster Stelle aufgeführt
. Welche Bedeutung dem Religionsunterricht
beigemessen wurde, geht auch aus dem
Visitationsbericht von Pfarrer Oesterle aus dem
Jahr 1825 hervor. Dort heißt es: „Der Pfarrer
ertheilt den Religionsunterricht der Dorfschüler
wöchentlich 2 bis 3 mal, den Filialschülern aber
so oft es Zeit und Umstände erlauben. Die Schule
wird vom Pfarrer vorschriftsmäßig wöchentlich
besucht... Zur Bildung der Schullehrer hat er
bisher alles mögliche gethan. Die Lehrer sind
gewandt zum Katechisieren und wiederholen
den vom Geistlichen vorgetragenen Religionsunterricht
, lassen die zum Auswendiglernen bestimmten
Stellen vorsagen, erhalten auch während
dem Religionsunterricht Ruhe und Stille."
Hier wird deutlich, daß der Pfarrer die örtliche
Schulaufsicht ausübte. Am Ende jedes Schulhalbjahres
hielt er eine Prüfung ab, in der die Kinder
ihre Fertigkeiten im Kirchengesang, Vorsagen
von Katechismusstellen und ihre Kenntnisse in
biblischer Geschichte beweisen mußten. Die
Besten und die Fleißigsten wurden mit religiösen
Schriften belohnt und im Gottesdienst
lobend erwähnt. Alle Kinder erhielten einen
sogenannten Prüfungswecken. Ende des 19.
Jahrhundert wurde die geistliche Schulaufsicht
abgelöst, der berechenbare Pfarrer wurde durch
den gefürchteten Schulrat, der unangekündigt in
der Schule auftauchte, abgelöst.
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