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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0029
neue Fabrik erbaut, zunächst ein vierstöckiges
Fabrikgebäude (28,65 m X 11,46 m) mit einem
einstöckigen Radstubenhaus (3,4 m X 11,46 m),
dazu ein einstöckiges Beizhaus (9 m X 7,6 m).
Vom alten Floßweiher konnte das Stauwehr im
wesentlichen weiterbenutzt werden. Die Wirtschaft
wurde für Wohnungen umgebaut. Gleichzeitig
wurde aber auch das alte Fabrikgebäude
erweitert und um ein Stockwerk erhöht. Hier
wurde nämlich noch mehrere Jahre weitergearbeitet
.

Das Fabrikationsprogramm konnte nun wesentlich
erweitert werden, wie die Kataloge aufzeigen
, die 1886 beim Neubau in den Grundstein
eingemauert und bei einem Umbau um 1935
durch den damaligen Besitzer Herzog entnommen
wurden. Sie sind heute in meinem Besitz.
Die Firma nannte sich nun „Uhren-Fournituren-
und Metallwaren-Fabrik K. Mayer & Söhne
Schramberg". Hergestellt wurden nach dem
38seitigen Katalog u.a. Kettenräder, Messingeisenketten
, Pendelscheiben, Flaschenzüge, Tonfedern
mit -angeln und -stocken, Weckerscheiben
und -gehäuse, Zeiger in allen Größen und
Formen, Zeigerscheiben, Pendelweiser, Fourni-
turen für Schiffsuhren, Uhrenschlüssel, Weckerglocken
, Messingpendel, vernickelte Pendel, Re-
gulateur- und Schiffsuhrengarnituren, Uhrgehäuse
für Zifferblattreife, Uhrenzugfedern, Haus-
telegraphenfournituren (Klingelkästen), Fourni-
turen für Telephone und Orchestrions sowie
metallene Giebelanschäge und Dachbedeckungen
, wie sie noch nach dem letzten Krieg an
manchen Häusern der Umgebung zu sehen
waren.

1882 trat Konrad Mayer d.Ä. aus der Geschäftsleitung
aus und setzte sich zur Ruhe. Im gleichen
Jahr war zuvor seine Frau, Jakobine geb. Ginter,
gestorben. Den Ruhestand verbrachte er im
Haus Felsenkeller am Burgweg, wo er 1894 im
Alter von 79 Jahren verstarb.
Der gute Geschäftsgang machte bereits 1884
den Bau weiterer Werkstätten und die Aufstok-
kung der ersten Gebäude notwendig. Mitten in
diese aufstrebende Zeit brachen Katastrophen
herein: Nachdem bereits am 16.91885 der
Dachstock der Hauptgebäude bei einem Schaden
von 27000 M abgebrannt war, brannte am
3.31886, ebenfalls morgens vor dem Arbeitsbeginn
, der ganze Hauptbau mit einem Schaden
von 42 000 M nieder. Am Abend dieses Unglückstages
kam Franz Mayer von einer überaus
erfolgreichen Geschäftsreise zurück. Aber der
Betrieb mußte ganz eingestellt und die eingegangenen
Aufträge konnten nicht mehr ausgeführt
werden. Doch bereits am 12.4.1886
konnte der Grundstein für den Neubau gelegt
werden. Dabei wurden Urkunden, Kataloge und
damals gültige Geldmünzen sowie Medaillen
beigelegt. Das heute noch stehende Gebäude
wurde von Maurermeister Ruggaber sowie den
Zimmermeistern Gottfried Alle und J.G. Flaig,
deren Söhne später Töchter von Franz und
Benjamin Mayer heirateten, im Shed- und Fachwerkhochbau
ausgeführt. Anschließend an dieses
Gebäude wurde längs der Straße ein neues
einstöckiges Gebäude in 25 Meter Länge errichtet
. Noch im gleichen Jahr wurden die Fabrikgebäude
vergrößert und der Anbau um anderthalb
Stockwerke erhöht. Dazu kam noch der Bau
für einen großen Dampfkessel und ein Kohlenschuppen
. Auch in den drei folgenden Jahren
wurde beträchtlich erweitert.
Das Geschäft kam zunächst nur langsam wieder
in Gang, da sich die Kundschaft mittlerweile zur
Konkurrenz verlaufen hatte. Um 1890 ging man
von der Uhrenfourniturenfabrikation zur Wek-
kerherstellung und zum Standuhrenbau über,
zumal die Uhrenfabriken, vor allem der Hauptkunde
Junghans, begonnen hatten, ihre Fourni-
turen selbst herzustellen. Die Firma baute nun
vor allem Nickeluhren, die wegen ihres günstigen
Preises gut abzusetzen waren. 1890 mußte
eine Dämpfmaschine mit 30 PS beschafft werden
, weil die Nachfrage nach Nickeluhren sehr
gestiegen war, ein Umstand, der eine Verbesserung
der zur Fabrikation dieser Uhren erforderlichen
Einrichtungen nötig machte.
Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Schiltach -
Schramberg 1891/92 ging ein sehnlicher
Wunsch in Erfüllung. Dazu stellte die Firma ein
Areal im Wert von 25 000 M unentgeltlich zur
Verfügung und erhielt dafür ein direktes Anschlußgleis
, wozu ein Ladeschuppen erstellt
wurde. Außerdem erhielt der „Rappenfelsen"
eine eigene Haltestation, für die die Fahrkarten
in der Wirtschaft gekauft werden konnten. Die
Bahneröffnung am 8. Oktober 1892 war das
eindrucksvollste Fest des rührigen Unternehmens
. Ein prachtvoller Triumphbogen war über
dem Anschlußgleis aufgestellt, der erste Zug
hielt an und ein Vertreter der Königlich Würt-

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