Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0032
nach den Grundmauern unerwartet auf festes
Gestein, so daß gesprengt werden mußte. Dabei
stieß man dann auf eine starke Quelle, die eingedämmt
werden mußte. Dadurch dauerten die
Arbeiten zwei Monate länger als vorgesehen,
und der Kostenvoranschlag wurde um fast
100% überschritten. Außerdem wurde bald
festgestellt, daß das Wasser höchstens für den
Betrieb einer einzigen Turbine ausreichte, da zur
gleichen Zeit auch andere Schramberger Betriebe
im oberen Bachlauf ähnliche Anlagen errichteten
.

1909 wollte die Stadt Schramberg das links der
Schiltach gelegene Gelände unter dem Bühlhofweg
für den Bau eines Gaswerks kaufen. Die
ablehnende Haltung eines Teilhabers, der eigenmächtig
vorging, vereitelte diese günstige Gelegenheit
, Geld zu beschaffen. Das Gaswerk entstand
dann auf einer Wiese des Bühlbauern.
Konstantin Mayer kündigte bald darauf seine
Beteiligung von 18000 M, so daß Kredite von
60 000 M und später 100 000 M bei Freiburger
und Schramberger Banken aufgenommen werden
mußten. Seitdem litt die Firma unter dauerndem
Geldmangel, der noch anstieg, als ein Hamburger
Grossist, der kurz zuvor eine Sendung im
Wert von rund 20 000 M erhalten hatte, Konkurs
machte. Die Kriege auf dem Balkan, wohin sich
ein guter Export angebahnt hatte, bewirkten ein
übriges, so daß von dort Ausstände von 8000 M
nicht mehr hereinkamen, während gelieferte
Waren damals durchschnittlich auf 9 Monate
kreditiert werden mußten.
Schließlich kündigte eine Freiburger Bank ihren
Kredit von 40 000 M, doch konnte dieser Betrag
durch Erhöhung des Kredits bei der Gewerbebank
Schramberg von 60 000 auf 100 000 M
aufgebracht werden. Ein Schwager von Franz
Mayer leistete dafür Bürgschaft. Trotzdem machte
die Aufbringung der Lohnzahlungen immer
mehr Schwierigkeiten, so daß die geringe Forderung
eines Heilbronner Lieferanten im September
1911 schließlich die Beantragung der Liquidation
und später des Konkurses nach sich zog.
Vergleichsversuche schlugen bei der damaligen
Lage der Uhrenindustrie fehl. Am 28. Oktober
1911 veröffentlichte das Bezirksnotariat Rottweil
das Zwangsvollstreckungsverfahren, das am
18. November 1911 stattfinden sollte. Es wurde
dann aber ein zweiter Termin nötig. Dabei bot
und zahlte aus der Konkursmasse der Hauptbürge
, Feilenhauer Rudolf Haas, Schramberg, für das
Gesamtanwesen, das einen gemeinderätlichen
Schätzungswert von 430 000 M und einen vorgeschlagenen
Schätzwert von 264 000 M hatte,
102 000 M. Die Fabrik mit Areal wurde von Haas
an A. Lamprecht und Hugo Schübel weiterverkauft
. Nachdem die Fabrikräume über ein Jahr
leergestanden hatten, begannen diese im Januar
1913 mit einer Maschinen- und Schraubenfabrik
. Schübel betrieb sie später als Holzwollefabrik
weiter. Noch vor 1930 richtete dort J.
Herzog seine Bienenzuchtgerätefabrik ein, die
heute noch floriert.

Franz Mayer, dessen Frau Johanna geb. Mink im
März 1912 plötzlich gestorben war, zog im Sommer
1913 zu seinem in Alexandria/Ägypten als
Generalvertreter tätigen Schwiegersohn Rudolf
Heilig. Die Familie wurde bei Kriegsausbruch
zusammen mit dem Großvater nach Deutschland
ausgewiesen, während Rudolf Heilig bis
1920 auf Malta interniert war. Seine letzten Lebensjahre
verbrachte Franz Mayer in Schramberg
, und zwar in der Familie seines Schwiegersohns
, des Oberlehrers Valentin Arnegger, in der
Weihergasse, wo er am 18. November 1915
plötzlich verstarb. Im Stadtteil Rappenfelsen
erinnert lediglich das Steinkreuz bei der Abzweigung
des Bühlhofwegs an den Gründer der Firma
Konrad Mayer & Söhne.
Konrad Mayer hatte durch seine zehn verheirateten
Kinder 70 Enkel, 94 Urenkel und über 150
Ururenkel. Inzwischen ist die Nachkommenschaft
bis in die siebte Generation mit Hunderten
von Nachfahren, die über alle Erdteile
verstreut sind, weitergewachsen.
Schlußbemerkung: Quellen für diesen Aufsatz
waren zunächst die Darstellungen in den
Schramberger Chroniken von Waller (1872)
und Dambach (1902) und verschiedene Aufsätze
in den Tageszeitungen, die allerdings Unrichtigkeiten
aufweisen. Vor allem für die Zeit nach
1900 konnte ich in einem 1954 in Stuttgart
geführten Gespräch mit meinem Onkel Bruno
Mayer (1881 -1955) Wesentliches erfahren. Dazu
kamen Bauprotokollbücher, Contractenpro-
tokolle, Güterbücher, Lokalfeuerschau- und
Brandschatzungsprotokolle usw. aus dem Stadtarchiv
. Den im Stadtarchiv niedergelegten Aufsatz
verfaßte ich 1954 auf Wunsch von Dr. Günther
Holtz, der damals die „Chronik von Schramberg
" von Wilhelm Haas aufarbeitete.

32


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0032