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Armut und der mit ihr verbundenen Bettelei
entgegenzuwirken, waren bereits in den 1820er
Jahren mit Hilfe der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins
- einer vom württembergischen
Staat eingerichteten überregionalen Stelle zur
Koordinierung von privater und behördlicher
Armenfürsorge - in Schramberg und Umgebung
Industrieschulen gegründet worden, die gemäß
der neuen Armenpolitik des Staates Kinder und
Jugendliche Minderbemittelter zu Fleiß und
Arbeitsamkeit erziehen sollten, indem sie Fertigkeiten
wie Nähen und Strohflechten vermittelten
. Diese Erziehung der Armen durch
Arbeit sollte die Unterstützungsbedürftigen
dazu anleiten, sich ihren Lebensunterhalt zu
verdienen, und löste die frühere Armenfürsorge
durch Almosen ab.4 Damit auch die vielen erwachsenen
Ortsarmen ihr Auskommen durch
eigene Arbeit fanden, richteten die gräfliche
Herrschaft und die örtlichen Honoratioren in
Verbindung mit der württembergischen Zentralstelle
für Gewerbe und Handel und mit Unterstützung
des Königs im Jahre 1834 eine Armenbeschäftigungsanstalt
ein, die spätere Strohmanufaktur
Haas und Cie.
„Hartschierle" gerät in schlimmen Verdacht
und verläßt Schramberg
Hartschierle, der damals Arbeit hatte und nicht
zu den Ortsarmen gehörte, verhielt sich nach
seiner Rückkehr von der Wanderschaft offenbar
anders, als seine Schramberger Mitbürger es von
ihm erwarteten. Als Freidenker, der den Gottesdienst
nicht zu besuchen pflegte, traute ihm
seine Umgebung die Schändung eines religiösen
Denkmals zu: als eines Nachts das Wegkreuz
gegenüber dem Gasthaus Schützen zerstört wurde
, verdächtigte man den Außenseiter. Als „Geächteter
" verließ Gregor Moosmann seinen Heimatort
und blieb ihm jahrelang fern.
Während der Abwesenheit Hartschierles
verarmten Schrambergs Einwohner immer
mehr infolge von Unwetterkatastrophen, Mißernten
, Ablösung der Feudallasten durch Geldleistungen
und erneuter Einquartierungen von
Truppen zur Niederschlagung der 1848er-Revolution
. Zwangsverkäufe und Arbeitslosigkeit,
Hunger und Bettelei kennzeichneten den Marktflecken
auch noch um die Jahrhundertmitte.
Viele Schramberger wanderten nach Amerika
aus. Die zunächst als Armenbeschäftigungsan-
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