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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0045
Der Maler Hartschierle erlebte die allmähliche Industrialisierung Schramhergs mit. Die Menschen, die sich dem
Industriealltag unterworfen haben, sind für Hartschierle, der in der industriellen Welt keinen Platz gefunden
hatte, jedoch kein Thema. In seinen Krippenfiguren zeigt er uns eine - idealisierte — vorindustrielle Welt voll
fröhlicher Hirten und Wanderhändler, in der allenfalls sonntäglich gekleidete Bergleute einer anscheinend
sauberen Bergwerksarbeit nachgehen.

von Krippenfiguren findet sich kein einziger
Fabrikarbeiter, keine Strohflechterin auf ihrem
Weg nach Schramberg, wo sie die Fertigwaren in
der Manufaktur abzuliefern und das Rohmaterial
oder halbfertige Produkte zur Weiterverarbeitung
abzuholen hatte. Die Menschen, die zur
Zeit Hartschierles die Mehrheit der Bevölkerung
ausmachten, werden als Krippenfiguren ausgeklammert
. Hartschierle hatte in der industriellen
Welt keinen Platz gefunden und fühlte sich als
Vertreter der kleinen Gewerbetreibenden, die
sich — ebenso wie der zünftige Handwerkerstand
, dessen große Zeit vorüber war und dessen
Angehörige vielfach von selbständigen Handwerkern
zu Fabrikarbeitern herabsanken —
durch die Industrialisierung in ihrer Existenz
bedroht sahen. Aus diesem Grund präsentiert
Hartschierle in seinen Krippenfiguren auch

keinen Spiegel der industriellen Realität seiner
Zeit, sondern konserviert — idealisierte -
vorindustrielle Verhältnisse. Seine Figuren, die
zur Krippe eilen, sind sonntäglich gekleidet.
Bergleute werden zwar nicht nur beim Spiel in
der Bergmannskapelle gezeigt, sondern auch bei
der Arbeit: Aber auch hier tragen sie Festtagsgewänder
. Der Hütejunge, der gewöhnlich keine
Schuhe besitzt, trägt eine Fußbekleidung. Der
Uhrenhändler bringt dem Christkind nicht die
zur Zeit modernen Rahmenuhren, sondern die
veralteten Lackschilduhren, die damals auf dem
internationalen Markt kaum mehr unterzubringen
waren.

Hartschierles Sicht- und Malweise ist durchaus
kein Einzelfall. Vor dem Aufkommen der Fotografie
, die in Schramberg etwa seit 1875 realistischere
Lebensbilder liefert, ist kaum eine wirk-

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