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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0046
Der um 1840 entstandene Stahlstich führt uns - ähnlich
wie Hartschierles wenig später entstandene Krippenfiguren
- eine ,heiley vorindustrielle Welt vor: „Die
glückliche Familie", deren Glück darin besteht, daß
Vater, Mutter und Kinder daheim in heimeliger Stube
gemeinsam Uhren bauen, statt in den Fabriken arbeiten
zu müssen. Was die Abbildung verschweigt, berichten
uns zeitgenössische Wirtschaftswissenschaftler:
Die hausindustrielle Schwarzwälder Uhrmacherei befand
sich in einer Krise, die den Verfall der Einkommen
zur Folge hatte und von der sie sich nicht mehr
erholen sollte.

lichkeitsgetreue Darstellung des Lebens im
Schwarzwald zu finden. Zeichnungen, Kupfer-
und Stahlstiche, Litho- und Xylographien, wie
wir sie beispielsweise in den Schwarzwaldbeschreibungen
Heunischs und Schreibers rinden,
bilden die Menschen, ihre Lebens- und Arbeitswelt
in mehr oder weniger romantischer Sicht
ab.6 Während beispielsweise die Schwarzwälder
hausindustriellen Uhrmacher um ihre wirtschaftliche
Existenz kämpfen, immer länger arbeiten
und immer weniger verdienen, ihre Produkte
zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen
, ohne langfristig der zunächst aus Amerika,

dann aus dem württembergischen Teil des
Schwarzwaldes, aus Schramberg und Schwenningen
, kommenden industriellen Konkurrenz
gewachsen zu sein, stellen zeitgenössische
Künstler sie im trauten Heim dar: als eigenbestimmte
, unabhängige, zufriedene und gutgenährte
Schwarzwälder, die daheim in ihrer heimeligen
Stube zusammen mit der ganzen Familie
Uhren basteln. Die 'glückliche Familie' nennt der
Künstler seine beschauliche Arbeitsplatzdarstellung
. Während zeitgenössische Wirtschaftswissenschaftler
uns über den Verfall der Einkommensverhältnisse
, die mangelnde Hygiene,
schlecht belüftete, stickige Arbeitsstuben, die
gleichzeitig Wohnstuben sind, über Krankheiten
wie Schwindsucht als Folge schleichender Bleivergiftung
bei Schildmalern berichten, zeichnet
der aus Hüfingen stammende Schwarzwaldmaler
Lucian Reich seine Schildmalerin adrett ge-

In seinen 1855 in Karlsruhe gedruckten „Wander-
blüthen" zeichnet uns der aus Hüfingen stammende
Schwarzwaldmaler Lucian Reich eine Schildmalerin
als selbständige freie Künstlerin in heller, freundlicher
Stube. Über schlecht belüftete, stickige Arbeitsstuben,
die zugleich Wohnstuben waren, über Krankheiten,
wie Schwindsucht als Folge schleichender Bleivergiftung
, berichtet uns der von der Romantik geprägte
Maler - wie unser Krippenfigurenmaler Hartschierle -
nichts.

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