Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0047
kleidet, als selbständige freie Künstlerin in heller
, freundlicher Stube.7 Wie seine von der Romantik
geprägten Zeitgenossen überliefert uns
auch Hartschierle eine idealisierte vorindustrielle
Welt voll fröhlicher Hirten und Wanderhändler
.

Seit dem 18. Jahrhundert
Krippenfiguren aus Papier

Dem lange von Schramberg abwesenden, weit
herumgekommenen Gregor Moosmann blieb
der idealistisch-romantische Malstil seiner Zeit
nicht verborgen. Auch sind Krippenfiguren aus
Papier keine Erfindung Hartschierles.8 Entsprechend
den auf Brettern gemalten monumentalen
Flachkrippen für Kirchen wurden schon seit
dem 18. Jahrhundert Krippenfiguren aus Papier
für Hauskrippen verwendet. Neben den teilweise
auf Bestellung gemalten Papierkrippenfiguren
gab es bereits damals die ersten gedruckten — in
Kupfer gestochenen — Ausschneidebögen mit
Krippenfiguren, hergestellt u.a. bei Albrecht
Schmidt, Martin Engelbrecht und Leonhard
Kaufmann in Augsburg. In der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts wurden die gemalten Ausschneidekrippen
mehr und mehr von gedruckten
- nun großenteils lithographierten -
verdrängt. Bilderbogenhersteller wie beispielsweise
J. B. Schreiber in Esslingen, dessen
Ausschneidebögen in Schramberg bis in die 40er
Jahre dieses Jahrhunderts Verwendung fanden,
lieferten sie nach ganz Europa, wo sie auf Christ-
kindlmärkten und von Hausierern vertrieben
wurden.

Nachhaltigen Einfluß auf die Gestaltung der
Papierkrippenfiguren hatte der romantische
Zeitstil der Nazarener: die Kirchenkrippe des
Wiener Akademieprofessors Josef Ritter von
Führich - die Führichkrippe - kam wie andere
berühmte Bretterkrippen als Ausschneidebogen
heraus und wurde noch im 20. Jahrhundert gedruckt
und auch in Schramberg verwendet. Die
billige Herstellung dieser Ausschneidekrippen
ermöglichte eine rasche Verbreitung gerade
unter den ärmeren Bevölkerungsschichten.
Hartschierle wird diese im 19. Jahrhundert massenhaft
in den Handel gelangten Papierkrippenfiguren
im Nazarenerstil gekannt haben. Sein
Malstil, insbesondere bei den religiösen Figuren,
läßt darauf schließen, daß er sich sie zum Vorbild
nahm. Ebenso werden ihm die häufig verwendeten
Motive der „verkehrten Welt", die er in
seinen Jägerdarstellungen umsetzte, aus der Bilderbogenproduktion
seiner Zeit hinreichend
vertraut gewesen sein. Wenn Schramberger
Krippenbauer die gemalten Figuren Hartschierles
und nicht die im Handel erhältlichen gedruckten
bevorzugten, so war dies sicher nicht
nur darin begründet, daß Hartschierles Figuren
bereits farbig angelegt waren, während die gedruckten
selbst koloriert werden mußten. Hartschierle
verfügte mehr noch über größere Variationsmöglichkeiten
, und bei ihm konnte man
auch besondere Figuren in Auftrag geben.
Hartschierle erwarb mit dem Verkauf seiner
Krippenfiguren offensichtlich keine Reichtümer
. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er,
nachdem er seine Höhlenwohnung krankheitshalber
hatte verlassen müssen, im Armenhaus im
Spittel — ganz in der Nähe der geschäftigen
Strohmanufaktur Haas und der Emaillefabrik
Schweizer. Dort starb Gregor Moosmann am 8.
März 1872 im Alter von 71 Jahren. Rund 60 Jahre
nach seinem Tod erfährt der Außenseiter Hartschierle
eine späte Ehrung durch die Heimatdichterin
Emma Haaser, die ihn nun nicht nur als
gutmütigen Sonderling schildert, sondern auch
unter die Schramberger Originale einreiht.9 Seine
Krippenfiguren sind heute gesuchte Sammlerstücke
.

Anmerkungen:

1 Gregor Moosmann: Der Krippenmaler von Schramberg.
In: Der Krippenfreund. Mitteilungen des Vereins bayrischer
Krippenfreunde 44, 1926, S. 28 f.
Ulrich Scheller: Krippengestalten im Raum der Schwarzwaldstadt
Schramberg (I). Geschichte in den Krippenfiguren
des „Hartschierle". In: Der Bayrische Krippenfreund
. 210, 1974, S. 61-64.

Alfons Haigis: Kripple aus der Einsamkeit. Vergänglicher
Glanz auf Papier. In: Schwarzwälder Bote vom 24. 12.
1979.

47


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0047