Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0054
uhr auf dem Dachreiter des Rathauses bewußt
auf die Darstellung der gesetzlichen Zeit verzichtet
hat. Außerdem trägt ein weiterer Zeiger
- wie in Ulm - wohl nicht zur Vereinfachung und
Übersichtlichkeit bei.

Zur Technik der astronomischen Uhr

Das astronomische Zifferblatt mit dem dazugehörenden
Räderwerk und dem auf dem Dachboden
des Rathauses untergebrachten Turmuhrwerk
wurde vollständig von der Turmuhrenfabrik
Hörz in Ulm geliefert und eingebaut. Der
Antrieb des astronomischen Zifferblattes erfolgt
von der genannten Turmuhr aus über eine Welle,
die durch mehrere Stockwerke hindurch nach
unten führt, wo sie nach Durchgang durch weitere
Räume am Räderwerk hinter dem Zifferblatt
endigt. Diese Welle macht eine Umdrehung pro
Stunde und besteht, baulich bedingt, aus mehreren
Teilstücken, die durch Kegelradgetriebe und
Kreuzgelenke miteinander verbunden sind.
Das hinter dem Zifferblatt montierte Getriebe
(Bild 4) trägt auf ineinander geschobenen Rohren
die einzelnen Zeigerelemente und sorgt
durch sinnvolle Räderübersetzungen für deren
Antrieb entsprechend den jeweiligen Umlaufzei-
ten. Dabei wurden vorwiegend Stirnradgetriebe,
aber auch Schneckenräder und Umlaufgetriebe
(Planetengetriebe) verwendet. Ganz links im
Bild 4, aus dem dünnsten der vier Rohre herausragend
, ist die Welle zu erkennen, die zwar in 24
Stunden einmal umläuft, aber an Stelle eines
Zeigers nur eine Rosette trägt.
Wie aus einem Schriftwechsel mit der heute
noch bestehenden Ulmer Turmuhrenfabrik Ph.
Hörz hervorgeht, befinden sich dort über die
Schramberger Uhr keine technischen Unterlagen
mehr. Trotzdem sind genaue technische Daten
bekannt, die bei der ersten Renovation 1954
aufgezeichnet wurden.

Die astronomische Uhr
in den letzten 75 Jahren

Es ist anzunehmen, daß nach Einbau und Inbetriebnahme
der astronomischen Uhr am neuerbauten
Schramberger Rathaus die Uhrenanlage
zur vollen Zufriedenheit des Auftraggebers und
des Erbauers gelaufen ist. Ein Schreiben des
Stadtbauamtes Schramberg, unterzeichnet von
Stadtbaurat Schwarz, an das Stadtschultheissen-
amt macht darauf aufmerksam, daß die Turmuhrenfabrik
Hörz in Ulm den Vorschlag einer alljährlich
durch sie vorzunehmenden Revision
der Turmuhr gemacht habe. Seit Einrichtung der
Uhr sei ein Nachsehen derselben durch die Firma
Hörz höchstens zwei- bis dreimal nötig geworden
. Unter dem Hinweis, daß die Uhr bereits
im 13. Jahr in Betrieb sei, deshalb die wohl
vorzunehmenden Revisionen zahlreicher werden
und „... auch zur Zeit beispielsweise der
Mondzeiger nicht mit dem kalendermäßigen
Stand des Mondes übereinstimmt...", schlägt
der Stadtbaumeister vor, die jährlichen Revisionen
durchführen zu lassen.
Unter der Betreuung der Ulmer Uhrenfabrik ist
wohl das Uhrwerk mit dem astronomischen Zifferblatt
ohne Störungen gelaufen, abgesehen
vom Mondzeiger, der es, bedingt durch die an
dieser Stelle unverständlich einfache Konstruktion
, immer zu eilig hat, wie schon nach wenigen
Jahren der Stadtbaumeister vermerkte. In der
Natur benötigt nämlich der Mond für einen (synodischen
) Umlauf, also zum Beispiel von einem
Vollmond zum anderen, im Mittel 29 Tage 12
Stunden 44 Minuten und 3 Sekunden. Die Uhr
macht aber einen solchen Umlauf bereits in 29 V2
Tagen, so daß volle 44 Minuten fehlen.
Dies ist ziemlich genau ein Fehler von 1 Promille
, der sich natürlich im Laufe der Zeit gewaltig
summiert und für astronomische Verhältnisse
unvorstellbar ist. Nach jedem Jahr treten die
Mondphasen um 2,64 Tage zu früh ein, in 78
Jahren, also seit Bestehen der Uhr, hätte der
Mond (gegenüber seinem natürlichen Vorbild)
genau einen Umlauf zuviel gemacht. Dies nun
tatsächlich auch zu tun, daran haben ihn
verschiedene Ereignisse gehindert, vermutlich
schon die Revision des Erbauers.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die
französische Besatzungsmacht nach Schramberg
, deren Militärverwaltung auch das Schramberger
Rathaus in Beschlag nahm. Unterhalb des
astronomischen Zifferblattes wurde die Trikolore
gehißt, die sich, so hieß es, alsbald in das sich
drehende Zeigerwerk verwickelte. Daraufhin
mußte die astronomische Uhr stillgelegt
werden.

Nach einer Pause von 9 Jahren stand die erste
gründliche Restauration ins Haus: Räderwerk,
Gehäuse und Ziferblatt mit Zeigern wurden
einer eingehenden Überholung unterzogen.
Schließlich wurde am Donnerstag, dem 29. April

54


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0054