http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_07/0067
„O Kaiser, staunen wird die Folgezeit,
Wenn sie vernimmt vom Aufschwung deiner Macht.
Doch rühren wird es spät noch manches Herz,
Wenn man die Kunde singet oder sagt
Vom Herzog Ernst und Werner, seinem Freund,
Von ihrer Treue, die der Tod bewährt."
Daß Freundestreue für Uhland selbst „kein leerer
Wahn" war, zeigt sich in seiner Ablehnung
des Ordens „Pour le merite", für den ihn Alexander
von Humboldt beim König von Preußen
vorgeschlagen hatte. Seine Begründung: „Ich
kann keinen Orden annehmen von einem Fürsten
, der meinen Freund Jacoby auf die Anklagebank
setzte, so daß er zum Tod verurteilt wurde,
während er doch nur dasselbe getan hatte, was
auch ich getan habe" (Hrsg.: Teilnahme an der
Revolution 1848).
Wie sehr ihm die Gestalt des Herzogs Ernst im
Laufe der Jahre ans Herz gewachsen war, offenbart
am besten die Wahl des Themas seiner
Antrittsvorlesung an der Universität Tübingen
am 22. November 1832. Er liest nämlich „Über
die Sage vom Herzog Ernst". Dabei erwähnt er
auch „die Burg Falkenstein, deren Trümmer
noch in der Gegend von Wolfach (Hrsg.: Wolfach
war damals eine Kreisstadt, Schramberg dagegen
noch ein Marktflecken) zu sehen sind."
Ludwig Uhlands Trauerspiel „Ernst, Herzog von
Schwaben" muß seine Zeit außerordentlich
stark bewegt und ergriffen haben. Besonders
deutlich beweist das ein Brief, den Viktor von
Scheffel am 23. Januar 1863 an den Großherzog
von Sachsen-Weimar schrieb. Darin berichtet
Scheffel von einer Fußwanderung im Frühjahr
1862:
„Eine Stunde in Tübingen am Krankenlager Ludwig
Uhlands, dessen einem Runenstein gleichendes
runzelgefurchtes greises Antlitz mich - da
ihm das Sprechen versagt war - wohlwollend
anlächelte, bleibt mir für immer als Erinnerung
und wie ein Vermächtnis in die Seele geschrieben
.
Da der Frühling unerschöpflich schön blieb,
wurde der Gang den Neckar entlang und in den
Schwarzwald hinüber fortgesetzt - in die
Schluchten bei Schramberg, wo der Falkenstein
und Ramstein den Untergang des sagenhaften
Herzog Ernst von Schwaben erzählen..."
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