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Alfons Brauchte:
DIE SCHRAMBERGER BAUERNHÖFE NACH DEM URBAR
DES ROCHUS MERZ (1547) -
DIE FÜNF GÖTTELBACHHÖFE
In „D'Kräz" Nr. 7 habe ich bereits ausgeführt, daß
Schramberg bis 1547, also bis zum Anfang der
Neuzeit, nur eine Bauernsiedlung und nicht einmal
ein Bauerndorf war. Wie heute noch in
vielen Tallandschaften des Schwarzwalds waren
die Bauernhöfe an den Hängen der Täler aneinandergereiht
. Jeder Hof hatte einen Wirtschaftsbereich
von 50 bis 200 ha, je nach Bodenbeschaffenheit
und Ertragsfahigkeit. Das Hofhaus
selbst wurde auf der Sonnenseite des Tales auf
einem kleinen Bühl (= Anhöhe), der hochwassergeschützt
war, erstellt. Erst bei späteren Hofteilungen
kamen Höfe auch auf die Schattenseite
mit dem Blick nach Norden. Hier wohnte dann
der „Winterhaider", während sein beneideter
Holpartner auf der Sonnenseite der „Spiegelhal-
der" war. Der Bachlauf bildete in etwa die Mitte
des Hofgebiets. Am Bach entlang konnte die
Breitseite des Hofes gemessen werden, während
sich quer durch das Tal von den beidseitigen
Höhenzügen her die Längsseiten erstreckten.
Am Bach entlang erstreckten sich auch die zwei-
mähdigen Wiesen, die, teilweise mit Bewässerungsgräben
versehen, zweimal im Jahr geschnitten
wurden und das Überwintern des
Großviehs garantierten. Darüber lagen die
Wechselfelder, die mehrere Jahre als bewässerte
Wiesen und dann wieder als Getreidefelder genutzt
werden konnten. Auf den Sandböden gedieh
zunächst Hafer, später auch Roggen. Lediglich
auf den östlichen Höhen wurde noch der
Dinkel angebaut, in Schramberg nur auf den drei
Lienberg- und den zwei unteren Tischneckhöfen
. Diese Wechselfelder nannte man die „zahmen
Felder", während die höher gelegenen und
nicht bewaldeten Felder die „Wildfelder" waren,
die wegen der herumliegenden und herausragenden
Steine und der geringen Humusschicht
weder gepflügt noch gemäht werden konnten.
Hier ließ man das Vieh, den wertvollsten Besitz
des Schwarzwaldbauern, weiden. Vom Frühjahr
bis zum Herbst hatten hier die Hirtenbuben, die
oft von weither angeworben wurden, das Vieh
zu beaufsichtigen, damit es weder die eigenen
„zahmen Felder" noch die der Nachbarn schädigen
konnte.
Oberhalb der „Wildfelder" lagen bis hinauf zur
Wasserscheide die Waldungen, die sich auf der
Schattenseite tiefer ins Tal hinab ausbreiteten.
Sie wurden ebenfalls vom Vieh beweidet. Diese
Waldweide wurde im Gegensatz zu der „Weide",
der Grasweide, als „Wunne" bezeichnet. Vor
allem wegen der „Wunne" waren die damaligen
Waldungen meist nicht in gutem Zustand. Die
Jungbäume wurden nicht gesetzt, sie entstanden
vielmehr durch den Samenflug der älteren Bäume
. Sie wurden sowohl durch das Wild als auch
durch das Vieh empfindlich geschädigt oder gar
vernichtet.
Sehr deutlich lassen sich die ehemaligen Hofgrenzen
noch auf den 1837 vermessenen ersten
Flurkarten im Göttelbach erkennen. Der oberste
Hof war der heutige Wendelhansenhof, genannt
nach Johannes, dem Sohn des Wendelin Mauch,
der auch heute noch gelegentlich als „Kasperles-
hof bezeichnet wird. Er wurde nach einem
Vorfahren der heutigen Bauern, Kaspar Maurer,
der von Hardt stammte, so benannt.
Unter dem Kasperleshof lag der Haasenhof, einst
der zweitgrößte Schramberger Hof. Er erstreckte
sich vom oberen Glasbach bis über das Kühlloch
zur Sulgener Grenze. Oswald Haas, der
während des Dreißigjährigen Krieges auf dem
Hof saß, war der letzte Bauer, der den ganzen Hof
bewirtschaftete, denn nach seinem Tod wurde
der Hof in fünf Teile aufgeteilt.
An der Westseite der heutigen Kolpingssiedlung
verlief durch das Tal die Grenze zum Schwaben-
höfle, das nach der Schmiedfamilie Schwab benannt
war. Auch das Schwabenhöfle wurde
schon früh in acht Teile aufgeteilt. Die untere
Längsseite verlief auf der Grenzlinie zwischen
HAU und der ehemaligen SU.
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