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heutige Oberndorfer Straße wurde zwischen
Haus 111 und 109 gekreuzt. Die Westgrenze
verlief unterhalb des Paradieshofs senkrecht
herunter über die Oberndorfer Straße, dann
über den Göttelbach, die Göttelbachstraße zwischen
den Häusern 17 und 19 kreuzend, und
über die „Alte Steige", wo früher ein Weg direkt
hinter den rechten Häusern auf der Wasserscheide
zwischen Göttelbach und Vogtsbach verlief,
der heute teilweise verwachsen oder eingezäunt
ist. Dieser Weg war auch die gemeinsame Grenze
mit dem Vogtshof. Nach der Kreuzung der
Heudecklestraße wich dann diese Grenze langsam
nach rechts ab hinauf zu dem bereits genannten
Dreispitz.
Im Urbar 1547 wird der Hof so beschrieben:
„Von dem Gut, das Martin Neef inngehabt hat
und vormals Oswald Finsterbach ersessen hat,
ein Pfund acht Schilling Heller, sechs Fürtel Habern
, zwey Zinßhüener, vierthalben Schilling
Heller für ein Saum Hews und ein Fall von dem
Gut, er sterb oder gebs sonst von Händen. Thuet:
Gellt 1 Gulden 3 Heller, Habern sechs Fürtel,
Hüener 2, Fäll einen." Anschließend werden die
Besitzer 1547 und ihre Nachfolger aufgeführt:
„Gibt jezt Conrad Neef im Göttelbach im
Schramberger Thal; gibt jezt seine Wittwe Margret
Walin und jezt ir Hauswirth Hanns Herzog
der Alt; gibt jezt Hans Herzogen Wittib; gibt jezt
Georg Neef, gibt jezt Jacob Haaß; gibt fürter
nichts, ist an die Herrschaft verkauft; Melchior
Fallet." An diesen zuletzt genannten Melchior
Fallet scheint die Herrschaft den Hof wieder
verpachtet zu haben. Er wird in der Amtsrechnung
1621 genannt mit seinen damaligen Bodenzinsen
, die mit dem Urbar genau übereinstimmten
.
Nach Melchior Fallet folgte um 1644, also im
Dreißigjährigen Krieg, Hans Stammelbach von
Lauterbach. Er hatte den Hof zunächst einige
Jahre als Bestandlehengut und zahlte dafür der
Herrschaft schon 1644 17 fl Jahreszins. 1649
kaufte er dann den Hof. Er verzinste dafür in den
folgenden Jahren 300 fl. Durch den Pfandkauf
der Herrschaft Schramberg war damals der erste
Freiherr von Bissingen gezwungen, einige seiner
eigenen Höfe zu verkaufen.
Hans Stammelbach starb 1676. Kurz darauf, am
2. Januar 1677, wurde der Hof entsprechend
seiner Bitte auf dem Sterbebett unter seine acht
Kinder gleichmäßig verteilt. Ihre Namen waren:
Anna (geb. 1639); Michael (geb. 1641, verh.
1668 mit Katharina Spreter, 7 Kinder); Ursula
(geb. 1642, verh. 1670 mit Georg Reißer von
Sulgen); Hansjakob (geb. 1647, verh. 1673 mit
Maria Fichter); Anna Katharina (geb. 1647, verh.
1682 mit Nikolaus Fichter); Christina (geb.
1650, verh. 1677 mit Christian Spreter); Bartholomäus
(1653-1703, verh. 1682 mit Maria Haas,
9 Kinder); Johannes (1656-1678, ledig). Die
Kinder heirateten also alle erst nach der Hofaufteilung
. Als der jüngste Sohn 1678 starb, wurde
sein Anteil auf die sechs jüngeren Geschwister
verteilt. Entweder war die Älteste, Anna, schon
gestorben, oder sie hatte ihren Anteil an einen
Fremden verkauft; jedenfalls waren es nun nur
noch sieben Anteile, jedoch keine genauen Siebtel
. Gleichwohl sprach man später meist von
Hofachteln. Aufgrund der Kontraktenprotokolle
im Stadtarchiv kann die Reihenfolge auf den
Siebteln in etwa verfolgt werden. Im Hofschat-
zungsbuch 1731 hatte Hans Georg Stammelbach
(geb. 1687, Sohn des Bartholomäus), der seit
1709 seine Anteile besaß und Sonnenwirt war,
zwei Siebtel des Hofes, sonst waren keine Namensträger
mehr auf dem Hof. Weitere Siebtel
besaßen der Rotgerber Hans Jacob Götz, der
Schneider Matheis Haas, der Schuster Josef Haberstroh
und Martin Rapp, der seinen Anteil kurz
darauf auch an Hans Georg Stammelbach verkaufte
. Zusammen ein Siebtel hatten noch der
Barbier Hans Georg Neef und der Schlosser Anton
Haberstroh. Das Gut wurde damals auf 700 fl
eingeschätzt.
Der Ernteertrag läßt sich aus dem Zehnten berechnen
, der zwischen 1761 und 1767 mit 1
Malter 1 Sester bis 1 Malter 3 Sester Roggen, 3
Sester Hafer und 1 bis 2 Sester Gerste notiert
wurde. Während auf den größeren Höfen Roggen
und Hafer etwa in gleicher Höhe geerntet
wurden, war der Haferertrag in den kleinen
Höfen, die keine Pferde im Stall hatten, wesentlich
geringer. Hafer war aber früher auch ein
wichtiges Nahrungsmittel für die Menschen.
Als Bartholomäus Stammelbach 1703 starb, heiratete
seine Witwe Maria Haas (gest. 1715) den
Thebus (Matthäus) Cammerer, der von 1703 bis
1709 auf dem Höfle wirtschaftete. Johann Georg
Stammelbach, der sowohl Wirt als auch Schmied
war, hatte seine Schmiede wahrscheinlich nach
der Brücke an der Schmiedgasse, dem einzigen
Haus auf der anderen Bachseite bis hinauf zum
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