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eine gemeinsame Sitzung statt. Die Gemeinderäte
billigten den Entwurf, sie wollten jedoch die
finanziellen Auswirkungen von der Ministerial-
abteilung geprüft haben. Diese Prüfung ergab,
daß eine Vereinigung beider Gemeinden keine
Einsparungen, im Gegenteil, Mehrausgaben
verursachen würde. Trotzdem bestand das
Oberamt weiterhin darauf, die Verhandlungen
fortzuführen, um in Bälde den Zusammenschluß
der beiden Höhengemeinden oder die Vereinigung
mit der Talstadt zu erreichen.
In Schramberg besteht kein Interesse
an Wiederaufnahme von Verhandlungen
In einer Sitzung der Bürgerlichen Kollegien am
11.7.1930 wurde mit 16 zu 1 Stimme beschlossen
, die Verhandlungen nicht wieder aufzunehmen
, da die Gründe für den seinerzeitigen Abbruch
unverändert weiterbestünden. Damit gab
sich aber das Oberamt nicht zufrieden und
schlug die Bildung einer gemeinsamen Bürgermeisterei
vor. Doch Schramberg lehnte ab und
schlug den Höhengemeinden vor, zunächst ihren
Zusammenschluß vorrangig anzustreben,
um dann, möglicherweise mit Lauterbach zusammen
, den Anschluß an Schramberg zu vollziehen
.
Wieder vergingen einige Jahre: Arbeitslosigkeit,
Notstand, bittere Armut und auch politischer
Extremismus lähmten die Aktivitäten der Kommunalpolitiker
.
Die Machthaber im Dritten Reich
machen Druck
Am 2911.1933 kam die Eingemeindung wieder
auf die Tagesordnung, als unter Leitung von
Kreisleiter Arnold eine gemeinsame Sitzung der
Gemeinderäte von Sulgen und Sulgau in Sulgen
stattfand. Sprecher der Sulgener war Bürgermeister
Sternbacher, für Sulgau sprach Bürgermeister
Weber. Nach kurzer Aussprache kam man
überein, den Zusammenschluß zu vollziehen
und der vereinigten Gemeinde den Namen Sulgen
zu geben. Als Sitz der Verwaltung wurde
Sulgen vorgesehen.
Die Wasserversorgung, bisher von einem Wasserzweckverband
betrieben, sollte von der neuen
Gemeinde übernommen werden. Der neue
Gemeinderat sollte aus sechs Vertretern der bisherigen
Gemeinde Sulgen und vier aus Sulgau
gebildet werden. Die Gemeindebeamten sollten
alle übernommen werden.
Es schien, als hätten die „Diktatoren" das über
zehn Jahre dauernde zähe Ringen der „Demokraten
" in einer knappen Stunde beendet und damit
das Problem gelöst. Der „Sieg" wurde entsprechend
gefeiert.
Doch der Teufel sitzt im Detail
Man konnte sich nach wie vor über so manches
nicht einigen, u.a. auch über den Standort des
Gemeindehauses. In Sulgau war man nämlich zu
jenem Zeitpunkt dabei, ein solches zu bauen.
Am 13.2.1934 stellte Bürgermeister Weber von
Sulgau nochmals einen Antrag auf Eingemeindung
in die Stadt Schramberg. Dieser wurde am
21.2.1934 vom Schramberger Gemeinderat beraten
. Am Ende einer langen Debatte stellte
Bürgermeister Dr. Klingler fest, daß eine Eingemeindung
der Höhengemeinden nur Vorteile
bringen könne, und somit wurde folgendes beschlossen
:
a) die Eingemeindung von Sulgen und Sulgau
wird befürwortet
b) Bürgermeister Dr. Klingler wird mit der Fortführung
der Verhandlungen beauftragt.
Inzwischen gingen aber die Verhandlungen in
den beiden Höhengemeinden weiter, die Interessengegensätze
konnten Zug um Zug ausgeräumt
werden, so daß am 15.3.1934 nach nur
einer viertelstündigen gemeinsamen Sitzung die
Vereinigung von Sulgen und Sulgau zum
1.4.1934 beschlossen wurde. Für Sulgen unterschrieb
Amtsverweser Sorg, für Sulgau Bürgermeister
Weber.
Im Vertrag wurde festgelegt:
a) die Gemeinden Sulgen und Sulgau vereinigen
sich zu einer Gemeinde mit dem Namen
„Sulgen"
b) Sitz der Verwaltung ist Sulgen
c) das Vermögen, alle Rechte, Lasten und
Verbindlichkeiten gehen auf die neue Gemeinde
Sulgen über
d) die Vereinbarung tritt am 1.4.1934 in Kraft.
Die neue Gemeinde Sulgen war damit die viertgrößte
Gemeinde im Oberamt Oberndorf.
In der „Silberburg" wurde der „Sieg" gefeiert.
Gemeinderat Dr. Helmut Junghans stellte in Aussicht
, bei einer späteren Gemeindefeier der Jugend
der neuen Gemeinde etwas zu spenden.
Für die Armen stiftete er sofort 500 Reichsmark.
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