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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_08/0033
Hans Hekler:

J. G. HEINE - EIN LAUTERBACHER,
DEN SELBST GOETHE BEWUNDERTE

Insgesamt fünf bedeutende Männer, die auf dem Gebiet der Medizin im 19. Jahrhundert Großes
geleistet haben, stammen aus der Raumschaft Schramberg. Es handelt sich bei allen um Mitglieder
der Familie Heine oder, in anderer Schreibweise, auch Heyne. Zwei von ihnen sind in Lauterbach
geboren, einer in Schramberg, einer in Cannstatt und einer in Würzburg, doch stammen sie letztlich
alle vom selben Joseph Heine ab, der zuerst in Schramberg und später in Lauterbach wohnte.
Der vorliegende Beitrag stellt als ersten den wohl bedeutendsten Abkömmling der Familie vor,
nämlich Johann Georg Heine (1771-1838), der auch der Vater der Orthopädie in Deutschland
genannt wird. Weitere Beiträge, die sich mit seinem Sohn Joseph, seinen Neffen Bernhard und Jacob
sowie dessen Sohn Carl Wilhelm befassen, sollen später folgen.

Vom Handwerker zum Professor, vom Gastwirtssohn
aus Lauterbach zum Tischnachbärn des
Dichterfürsten Goethe in Weimar, so könnte
man den Lebensweg von Johann Georg Heine
schlagwortartig umreißen. Es ist in der Tat eine
erstaunliche Karriere, die dieser Mann aus der
bäuerlich-handwerklichen Schicht macht, die
ihn ins akademische Bildungsbürgertum führt
und auch mit den höfischen Kreisen des 19.
Jahrhunderts in Berührung bringt. Er ist ein
Beweis dafür, daß auch schon in vorindustrieller
Zeit ein sozialer Aufstieg aufgrund besonderer
Leistungen möglich war. Zugleich ist sein Lebensweg
begleitet und teilweise beeinflußt von
gewaltigen historischen Veränderungen. Als er
1771 in Lauterbach geboren wird, lebt die Kaiserin
-Witwe Maria Theresia noch, und ihr Sohn
Joseph II. versucht in seinem Reich, zu dem auch
Lauterbach gehört, den aufgeklärten Absolutismus
zu praktizieren. In Würzburg erlebt Heine
die Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation" als Folge der gewaltigen Umwälzungen
, welche die Französische Revolution
und ihr Erbe Napoleon für ganz Europa gebracht
haben. In Holland erlebt er, wie die liberale
Bewegung von 1830 schließlich zur Auflösung
des vom Wiener Kongreß geschaffenen holländisch
-belgischen Kunststaates führt.
Als er im September 1838, also vor genau 150
Jahren, stirbt, hat sich die Welt sehr verändert.
Zu wesentlichen Veränderungen auf dem Gebiet
der Orthopädie hat Heine selbst beigetragen.

Mit Recht ist daher die Gemeinde Lauterbach
stolz auf ihren größten Sohn.

Die Herkunft der Familie Heine
und das umstrittene Geburtsdatum

Aus Vöhrenbach war zu Beginn des 18. Jahrhunderts
ein Johannes Heine (1678-1768), genannt
„der Weider", nach Hardt gekommen, wo
er den noch heute so benannten „Wälderhof'
betrieb. Er ist der Stammvater aller Heines in der
Raumschaft Schramberg. Aus zweiter Ehe hatte
er 15 Kinder, von denen der jüngste Sohn Joseph
(1732-1820) zunächst seit 1758 in Schramberg
und dann seit Ende 1770 als Sonnenwirt und
Mesner in Lauterbach wohnte. Diesem Joseph
Heine und seiner aus Lauterbach gebürtigen
Frau Anna Maria Katharina wurde am 3. April
1771 (wohl als siebtes Kind) ein Sohn geboren,
der — wie es damals der Brauch war — am gleichen
Tag auf den Namen Joan Georgius getauft
wurde.

Um sein Geburtsdatum hat es im Jahre 1970 eine
ausführliche Diskussion in der Presse gegeben.
Es ist das Verdienst der beiden Heimatforscher
Alfons Haigis und Alfons Brauchle, daß heute als
gesichert gelten kann, daß Johann Georg Heine
nicht am 23. April 1770, wie man es 150 Jahre
lang glaubte und wie es in seinem Nachruf
vermerkt ist (vgl. Abb. 8), sondern fast ein Jahr
später geboren ist. Die Gemeinde Lauterbach
könnte sonst kaum den Anspruch erheben, Geburtsort
des bedeutenden Mannes zu sein, da im

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