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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_08/0045
Robert Ditter:

BRIEFE EINES SCHRAMBERGER AUSWANDERERS
NACH AMERIKA

Im Jahre 1963 übergab Frau Antonie Schulz geb. Wahl dem Stadtarchiv einige Briefe und sonstige
Aufzeichnungen, die aus der Feder von Karl August Hils stammen oder ihn zumindest unmittelbar
betreffen. Sie hatte diese wertvollen Dokumente von ihrer Großmutter geerbt, die eine Schwester
Karl Augusts war. Diese Schriftstücke aus der Mitte des 19- Jh. geben nicht nur Auskunft über das
Schicksal eines Schramberger Auswanderers nach den Vereinigten Staaten, sondern sie spiegeln
gleichzeitig die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse wider, aus denen er kam und in die er
in der „neuen Welt" hineingeriet. Darüber hinaus ist sein Lebensweg alles andere als eine Ausnahme.
Er ist vielmehr bezeichnend für seine Zeit, denn damals verließen unter den Hunderttausenden
Deutscherauch viele Schramberger ihre Heimat, um in Nordamerika, dem „NewPromised Land", ein
Leben in Freiheit und ohne Not zu beginnen. Im folgenden Beitrag soll deshalb nicht nur Karl August
Hils selbst zu Wort kommen, und zwar unverändert, sondern seine Erlebnisse und Erfahrungen
sollen auch in den geschichtlichen Rahmen eingefügt werden. Dadurch wird manches scheinbar
Nebensächliche im wahrsten Sinne des Wortes bedeutsam.

Herkunft

Karl August Hils wurde am 13. September 1834
als elftes Kind des Rotgerbermeisters Bernard
Hils und dessen erster Ehefrau Magdalene geb.
Lamprecht geboren. Zu den zwölf Kindern aus
erster Ehe kamen weitere drei aus der Ehe mit
Theresia geb. Pfundstein aus Tennenbronn, davon
als letztes Maria Theresia, aus deren Nachlaß
die Briefe ihres Bruders Karl August stammen.
Wegen der großen Säuglingssterblichkeit und
mehrerer Hungersnöte in der damaligen Zeit
kamen nur fünf der insgesamt fünfzehn Kinder
über die ersten Lebensjahre hinaus. Das Geburtshaus
Karl Augusts war an der unteren Steige
, wo der Vater die Rotgerberei, d. h. Gerben
von Häuten in Eichenrinde, betrieb. Die Familie
Hils stammte zwar von einem Bauernhof am
Raustein, hatte aber bereits seit mehreren Generationen
dieses Handwerk inne. So mußte auch
Ferdinand, ein neun Jahre älterer Bruder unseres
Karl August, der Familientradition getreu zusammen
mit mehreren Vettern die Gerberei erlernen
. Da die Zeiten sehr schlecht waren, hatte
auch dieses Handwerk keinen „goldenen Boden
". Außerdem muß wohl Konkurrenz „in den
eigenen Reihen" entstanden sein, die zu einer
Art Verdrängungsprozeß führte. Ferdinand trug
sich daher mit der Absicht, seinem Bruder Karl

August nach Amerika zu folgen. Wie gering aber
die Berufsaussichten selbst dort waren, geht aus
einem Brief hervor, den Karl Augusts Vetter
Matthias Peter am 10. September 1854 aus Baltimore
an seinen Onkel Bernard schrieb:
„Was die Gerberey hier betrifft, haben die Gerber
Gesellen den niedrigsten Lohn von allen
Profeßionen ohne Ausnahme; selbst zu betreiben
, ist nur vermögenten Leuten vergönt. Sollte
aber Ferdinand lust haben nach Amerika zu kommen
, so mag er auch arbeit verichten, Amerika
hat keine Zunft."

Der Schreiber dieses Briefes sowie sein Bruder
Jacob und seine Schwester Augustine stammten
zwar aus Wellendingen, Kr. Rottweil, waren aber
durch die Einheirat einer Großtante von Karl
August mit der Rotgerberfamilie Hils in Schram-
berg verschwägert. Aus dieser Verbindung ging
übrigens Matthias Peter hervor, der insgesamt
sechs Kinder hatte, darunter als jüngstes einen
gewissen Benedikt (1785-1863), der später
nicht nur als Wachtmeister in den Napoleonischen
Kriegen zu militärischen Ehren kam, sondern
auch als Autor eines Kriegstagebuchs — im
nachhinein einer Nichte diktiert - literarischen
Ruhm erwarb. Doch bevor er sich aufs hohe Roß
schwingen und zunächst für Napoleon, später
aber gegen ihn kämpfen konnte, wurde er 1802

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