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Ulrich Windhab:
„... DIE KINDER ZU RETTEN, ZU ERZIEHEN,
IHNEN ZU DIENEN!" - DAVID FUCHS UND SEINE
GRÜNDUNG IN HEILIGENBRONN (1. TeÜ)
„Endlich, am Sonntag, den 17. Juni 1855, morgens
um Vi 8 Uhr, als die Leute sich eben in die
umliegenden Orte zum Hauptgottesdienste zerstreuen
wollten, kam H. H. David Fuchs als nunmehriger
Wallfahrtspriester und Vikar der Pfarrei
Sulgen hier an. Er ließ sogleich die Glocken
läuten, um die Leute in der eigenen Kirche zu
versammeln."
Diese Zeilen der Heiligenbronner Klosterchronik
bezeichnen den Beginn der Gründungsgeschichte
des heutigen Klosters in Heiligenbronn
und seiner Erziehungseinrichtungen. Man stelle
sich diesen Neubeginn aber nicht als romantisch
-idyllische Szene vor. Die ärmlichen Anwohner
des weitgehend unfruchtbaren, auch
vom Klima nicht gerade verwöhnten Platzes
verteilten sich tatsächlich auf die drei Kirchengemeinden
Sulgen, Waldmössingen und Aichhalden
. Die ins vierzehnte Jahrhundert zurückreichende
lokale Wallfahrt war während der Zeit
der Aufklärung fast erloschen. Wäre der Juni
1855 nicht ein sehr trockener Monat gewesen,
hätte unser Vikar sich wohl Schuhe und Strümpfe
ausziehen müssen, um zu dem kleinen Kirchlein
zu waten, das man auf einem Holzrost in der
sumpfigen Senke beim „Heiligen Brunnen" errichtet
hatte. Fuchs, der aus eigener Anschauung
die großen Wallfahrten Oberschwabens und der
Schweiz ebenso kannte wie den Rechberg, mußte
enttäuscht sein: Das Gebäude klein und
verschmutzt, die Türen zum Teil zugemauert,
die Fenster zerbrochen, Wasserschäden und
Schwamm in den Wänden, kaum kultische Geräte
, Reste einer Orgel. Eine Glocke war längst in
eine andere Kirche verbracht worden, die restlichen
zwei mußte er sicher selbst läuten. Nach
einem Gottesdienstverbot von 1820 wäre das
Gebäude sogar beinahe zugunsten Sulgener
Kirchenbaupläne abgerissen worden, was die
Heiligenbronner aber zusammen mit der gräflichen
Herrschaft von Schramberg verhindern
konnten.
Nichts in der bisherigen Priesterlaufbahn des
Ankömmlings zeigte an, daß hier ein außergewöhnlicher
Mann den Ort seines späteren Lebenswerkes
betrat. Nach seiner Priesterweihe
am 9. August 1851 hatte es David Fuchs zuerst
gar nicht eilig gehabt, hinaus in die pastorale
Arbeit zu kommen, viel lieber hätte er noch ein
Weilchen in seiner Heimatpfarrei ausgeholfen.
Über die Vikariatsstellen Schelklingen (September
1851), Wiblingen (Dezember 1851) und
Böhmenkirch (September 1852) war er nach
Rechberghausen gekommen, wo er von November
1853 an eineinhalb Jahre als Pfarrverweser
tätig war. Dort muß er die Selbstsicherheit und
Eigenständigkeit in seinem Beruf erworben haben
, die ihn schon bald darauf so auffallend
auszeichneten.
David Fuchs zwei Jahre vor seinem Tod (gest. 1885)
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