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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_08/0071
tuation genug. Der nicht zu unterschätzende
Wunsch nach Selbstverwaltung tat ein übriges,
um die Forderungen der einzelnen Filialen nach
Eigenständigkeit immer lauter werden zu lassen.
Selbst nach Jahren der Zugehörigkeit zur Pfarrei
Weiler konnten sich die Angehörigen der württembergischen
Landeskirche nicht mit den kultischen
Eigenheiten und Unterschieden im Bekenntnis
ihrer badischen Nachbarn anfreunden.
1823 begann die kleine evangelische Gemeinde
in Schramberg unter der Leitung einiger Honoratioren
der Gemeinde, nämlich Baron von Üch-
tritz, Stiftungspfleger Klumpp und Amtmann
Harpprecht, sich auf allerhöchster Ebene Gehör
zu verschaffen. Mit der gewichtigen Unterschrift
des im Hammerwerk tätigen Baron versehen,
wurde ein Gesuch an den König, der auch das
Oberhaupt der Landeskirche verkörperte, gerichtet
. Dieses Gesuch zielte darauf ab, die etwa
30 Schramberger Evangelischen einer benachbarten
Gemeinde zuzuteilen oder einen Pfarrer
der Umgebung anzuweisen, Schramberg in seine
Arbeit miteinzubeziehen. Da Locherhof und
Schönbronn entschieden dagegen waren, sich
einer Schramberg nahe gelegenen Pfarrei in Sul-
gau zu unterstellen, wurden die Talstädter einstweilen
mit seelsorgerischen Besuchen Pfarrer
Rügigers aus Fluorn hingehalten.
Die Dringlichkeit des Problems steigerte sich
jedoch weiter, und 1835 wurde mit königlichem
Dekret verfugt, daß die Verbindung der württembergischen
Orte mit dem badischen Weiler
aufgelöst und für die drei ehemaligen Filialen
Locherhof, Schönbronn und Sulgau sowie für die
evangelischen Einwohner der benachbarten Orte
Dunningen, Mariazell, Schramberg und Sulgen
in Schönbronn eine Pfarrverweserei eingerichtet
werden sollte. Für die entstehenden Kosten
des Kirchen-, Pfarrhaus- und Schulbaus wurde
ein Baufonds gegründet. Zwar war die Auspfar-
rung der Orte Locherhof, Schönbronn und Sulgau
beschlossene Sache, aber trotzdem genehmigte
das „Königlich Württembergische Ministerium
des Kirchen- und Schulwesens" erst im
Oktober 1851 - 16 Jahre nach der Planung - die
Bestellung eines Geistlichen.
Die zusätzliche Bedingung, im Parochialverband
Weiler zu verbleiben, bis in Schönbronn ein
Friedhof angelegt worden sei, zog die Angelegenheit
noch weiter in die Länge. Endlich, am 17.
Oktober 1852, konnte der Schönbronner Gottesacker
feierlich eingeweiht werden. Das
Schönbronner Kirchengemeinderatsprotokoll
vermerkt unter diesem Datum: „Die wirkliche
Trennung wurde am Sonntag, den 17. Oktober in
der Weise vollzogen, daß die evangelischen Gemeindegenossen
von Sulgau, Schönbronn und
Locherhof dem Vormittagsgottesdienst in Weiler
anwohnten, in welchem wie vorher auf dem
Gottesacker selbst, der dortige Geistliche sich
von seinen bisherigen württembergischen Pfarrgenossen
feierlich verabschiedete. Nachmittags
zwei Uhr versammelten sich dieselben vor
Schönbronn mit Pfarrverweser, Lehrer und
Schülern und zogen unter Vorantritt der Lehrer
mit den Schülern in Prozession, den Geistlichen
an der Spitze, auf den neuen Gottesacker. Hier
angelangt, erinnerte der Pfarrverweser zunächst
nochmals an den Vormittag, nämlich an den bei
aller Freude über die Errichtung einer selbständigen
württembergischen Pfarrei und über die
seit Jahresfrist und besonders infolge völliger
Trennung nunmehr wesentlich erleichterten Befriedigung
ihrer kirchlichen Bedürfnisse doch
gar schwer gefallenen Abschied von ihrem bisherigen
Pfarrort Weiler, und forderte die Zuhörer
, die sich sehr zahlreich versammelt hatten,
ernstlich auf, für die in einer langen Reihe von
Jahren ihnen in Weiler zuteilgewordenen geistlichen
Segnungen dem lieben Gott innig zu danken
, und besonders auch so manche treuen Hirten
, die sie dort geweidet, in ehrendstem Andenken
zu behalten... Dann wurde die Weiherede
gehalten und am Schluß derselben die Weihe
selbst vorgenommen. Der Ernst der Stätte, da
man sich versammelte, sowie das Ergreifende
der ganzen Weihe stimmte die vielen Zeugen
des Aktes weich und erfüllte sie mit freudiger
Wehmut. — Möchten diese Eindrücke sobald
nicht wieder erlöschen, vielmehr auch ihrerseits
zu der geistigen Neugeburt der Herzen beitragen
, an welche unser Erlöser den Einzug ins
Reich Gottes knüpft. Vorstehendes beurkunden:
Schütz, Pfarrverweser, Pfarrgemeinderäte von
Locherhof, Sulgen und Schönbronn."
Im Dezember 1851 kam der erste Pfarrverweser,
der jedoch bis zur Grundsteinlegung der Schönbronner
Kirche im Sommer 1857 seinen Sitz in
Sulgau bezog. Abwechselnd hielt er Gottesdienste
im Sulgauer „Bären", im Locherhofer Schulhaus
und in der Talstadt in dem von Mohrenwirt
Grüner angemieteten Gartensaal auf der Bocks-

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