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habe beim Oberamt darum gebeten, daß man
seine Annahmeerklärung rückgängig mache.
Niemand außer dem Oberamt wußte etwas davon
. Mitte Juni wurde ich vom Schultheißenamt
auf das Rathaus geladen; wiederum wußte ich
nicht wozu. Als ich dort ankam, waren der Gemeinderat
und der Bürgerausschuß versammelt.
Schultheiß Hils las mir einen Erlaß des Kgl.
Oberamts vor, der lautete, man möge Eberhardt
erneut hören und befragen, ob er sich inzwischen
nicht umbesonnen habe und nun bereit
sei, die Wahl als Schultheiß anzunehmen. Ich gab
die gleiche Erklärung wie das erstemal, weil
meine Verhältnisse sich ja in der kurzen Zeit
nicht geändert hatten. Meine Angaben wurden
wiederum niedergeschrieben und von mir unterzeichnet
.
Und wieder war es eine Weile ruhig. Inzwischen
ging der Gemeinderat Mauch direkt zur Kreisregierung
nach Reutlingen, weil er auf Grund meiner
zweiten Einbesteilung angenommen hatte,
das Oberamt sei ihm nicht gewogen. Sein Gang
war, wie sich nachher herausstellte, erfolglos. Er
wollte eben partout Schultheiß werden und deshalb
auch seine Wirtschaft an seine Tochter
abtreten, was später tatsächlich der Fall war. —
Ende Juli wurde ich zum drittenmal auf das
Rathaus geladen, und wieder war das bürgerliche
Kollegium versammelt. Und wiederum
wurde mir ein Erlaß des Kgl. Oberamts vorgelesen
, der lautete, man solle den Eberhardt nochmals
befragen, ob er die Wahl nicht doch annehmen
wolle. Ich gab jedoch die gleiche Erklärung
ab wie die beiden anderen Male, denn meine
Verhältnisse hatten sich keinesfalls gebessert,
sondern eher verschlechtert. Ich mußte meine
Erklärung wiederum unterschreiben und konnte
dann gehen. Ich kehrte so rasch wie möglich
zu meiner Arbeit zurück, die mir damals über
alles ging. Eine Viertelstunde später kam ein
Mann in einem langen blauen Rock und mit Hut
in meine Kammer. Ich kannte ihn nicht, nahm
aber an, daß es einer aus dem Kollegium sei. Er
trat zu mir an die Hobelbank und sagte, daß,
wenn ich nicht so schnell gegangen wäre, ich
noch hätte mitanhören können, wie der Gemeinderat
Mauch vor dem gesamten Kollegium
mit folgenden Worten gegen mich losgezogen
sei: „Man könnte meinen, es gäbe sonst niemand
als ihn! Das Oberamt weiß nicht mehr, was es
will! Müssen wir denn jetzt diesen fremden,
hergelaufenen Kerl haben? Der kann nicht ein-
Suigau b. Sehramberg, 710m ft M.
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