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Alfons Brauchte:
DIE SCHRAMBERGER BAUERNHÖFE
NACH DEM URBAR DES ROCHUS MERZ (1547) -
DIE HÖFE IM LAUTERBACHTAL
(Thößhof und Amtlehen)
Während im Bernecktal einst drei, im Schiltach-
und Göttelbachtal je fünf und im Kirnbachtal
sogar sechs Bauernhöfe lagen, waren es im Lauterbachtal
, dem fünften Tal der heutigen Fünftälerstadt
, nur zwei, die zudem in jeder Hinsicht
eine ganz verschiedene Geschichte hatten. Allerdings
muß man dabei berücksichtigen, daß
nur die südliche Seite des Lauterbachtals von
Bauern bearbeitet wurde, während die Nordsei-
te am Schloßberg hinauf dem Burgherrn gehörte
, der jede Bewachsung auf dieser Seite verhinderte
, um einen herannahenden Feind jederzeit
ausmachen zu können. Der heutige Waldwuchs
auf allen Seiten der Burg stammt erst aus dem
letzten Jahrhundert; die ältesten Darstellungen
des Schloßbergs zeigen dagegen völlig kahle
Hangflächen. Erst nach dem Dreißigjährigen
Krieg vergab der erste Freiherr von Bissingen auf
der rechten Bachseite kleinere Grundstücke an
die neuangesiedelten Weiß- und Rotgerber, die
Färber und Ölmüller zum Bau von Loh- und
Ölmühlen und Färbereien.
Das Besondere am Thößhof war seine Zugehörigkeit
zur Grafschaft bzw zum Herzogtum
Württemberg (ab 1495), die seit dem Verkauf
der Herrschaft Falkenstein zu Falkenstein im
Jahre 1444 an Graf Ludwig von Württemberg
bestand. Die Falkensteiner, die ja ihre Burg auf
der anderen Thößbergseite hatten, reichten hier
an den Ramsteinbesitz (mit Burg), den 1447
Hans von Rechberg von den Herren von Falkenstein
-Ramstein erworben hatte. Auf diesem Berg
hatten die Falkensteiner schon früh eine enge
Turmburg errichtet, die lediglich die Aufgabe
hatte, die gegenüberliegende Bergseite mit der
offenen Straße bzw Steige über das Gebiet des
Vogtshofs auf den Sulgerberg zu beobachten und
den Verkehr zu kontrollieren.
Das Amtlehen „vorm Lauterbach" hatte Rochus
Merz von seinem letzten Lehenträger käuflich
erworben. Er vergab es im Bestand (Pacht) an
Amtsträger der Herrschaft bzw an deren Untertanen
als Teil ihrer Dienstbesoldung. Später teilten
sich Schramberger Handwerker oder Tag-
löhner diese Pachtfelder, so daß dort, zwischen
Berneck und Lauterbach, ein kleiner Weiler entstand
. Der Thößhofbauer zinste einem anderen
Herrn, der oft in scharfem Gegensatz zum Burgherrn
stand, besonders in der Zeit des Herzogs
Christoph, der viele Jahre den Kauf der Herrschaft
Schramberg betrieb, die seinen Besitz, vor
allem das Amt Hornberg und das Klosteramt St.
Georgen, vorteilhaft abgerundet hätte. So war
dieser Hof unmittelbar vor ihrer Burg für die
Rechberger, die Landenberger und vor allem für
Rochus Merz ein stetes Ärgernis.
Für die beiden Höfe im Lauterbachtal war wie
beim Vogts- und Kassiershof der Bach die Hofgrenze
und nicht die Hofmitte wie bei fast allen
sonstigen Schwarzwaldhöfen. Die besondere
Größe des Thößhofs rührte daher, daß der Hof
ursprünglich aus zwei Altlehen bestand, die um
1400 zu einem Lehen zusammengefaßt worden
waren. Der Hof bildete im württembergischen
Stab Tennenbronn eine eigene Hofgruppe, mit
den zwei Höfen der Tierungsreute im Süden und
den zwei Höfen im Trömbach auf der Westseite.
Gerne hätte Rochus Merz 1558 auch diese vier
Höfe in seiner unmittelbaren Nähe erworben.
Sie standen bei den langjährigen Verhandlungen
auch immer wieder zur Debatte, aber dabei
hatte Rochus Merz doch zu wenig zum Tausch
anzubieten. Diese Hofgruppe war übrigens bis in
die napoleonische Zeit durch umgebende
Schramberger Höfe völlig vom übrigen württembergischen
Stab Tennenbronn abgetrennt.
Merz scheint dann doch die Höfe auf dem Tischneck
und Hardt vorgezogen zu haben.
Die beiden Höfe, auf der Schattenseite des Lauterbachtals
gelegen, waren wohl wirtschaftlich
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