http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_10/0027
underthenig, gehorsamlich und wolmeinend zu
erinnern dero arme Leuth, weil es mit derselben
Seelenschaden, auch sonst, wie wir erachten,
mit E.EGn. nit geringem nachtheil und verlust
geschehe".
Am 11. Februar 1584 unterbreitet der Geheime
Rat Dr. Georg Gadner seinem Herzog einen
15 seitigen Bericht, in dem er das Für und Wider
des Tauschs aufführt. Zunächst nennt er die
sattsam bekannten Streitigkeiten, die mit dem
Hoftausch aus der Welt geschafft wären. Danach
zählt er die Gründe auf, die seiner Meinung nach
gegen den Tausch sprechen:
- Unter Württembergs weltlichen und geistlichen
Räten sowie Amtsleuten herrsche Entsetzen
über den vorgesehenen Tausch.
- Die vom Untervogt zu Sulz durchgeführte
Befragung habe gezeigt, daß die württembergischen
Höfe besser seien als die schram-
bergischen.
- Die flehentliche Bitte der württembergischen
Bauern, nicht getauscht zu werden, müsse
respektiert werden.
- Die württembergischen Bauern müßten bei
einem Tausch den Glauben wechseln oder
aber ihre Höfe verlassen.
Da sich seit seinem Tauschvorschlag vom 30.
August des Vorjahres nichts bewegt hatte, mahnte
Graf Wilhelm von Zimmern am 9. Mai 1584 in
einem Schreiben an Herzog Ludwig eine baldige
Antwort an: „Wann dann nun Frülingszeit zum
thail verloffen und die wetterlich guete Zeit und
Täg an der hand, hab ich nit umbgehn, E.EGn.
hivuon wiederumb under dienstlicher erinne-
rung und anmanung thun. Dabey neben auch
und wie hirmit beschicht, dieselb nochmaln und
dienstlich Bitten wollen, Sie geruchen obange-
regte verschlaichung bey dießer nun mehr guot-
ten wetterlichen Zeit förderlich für und zu dir
Handt nemen zu laßen, damit solche zu frucht-
barlicher Handlung und bestendiger Verglei-
chung... kommen und gebracht werden
möge...
Datum Mößkürch (Meßkirch), den 9. May Anno
84."
Interessant ist die Bemerkung „Nach dem neuen
Callendar" hinter dem Datum. Sie erinnert daran
, daß erst kurz zuvor, nämlich im Oktober
1582, der Gregorianische Kalender eingeführt
worden war, indem man auf den 4. sogleich den
15. Oktober hatte folgen lassen.
Der Herzog, der wohl politische Verwicklungen
befürchtete, verlangte daraufhin von G. Gadner
eine Erklärung, warum die Angelegenheit bis
dato nicht vorangekommen sei. Gadner rechtfertigte
sich mit Schreiben vom 26. August 1584,
indem er unter Hinweis auf die Supplication der
Bauern nochmals seine grundsätzlichen Bedenken
gegen den Tausch erhebt, aber auch meint,
es bedürfe zuvor noch genauerer Vermessung
und besserer Erfassung der einzelnen Höfe.
Georg Gadner mußte nun wie zu Zeiten von
Rochus Merz wiederum auf das Schloß Schram-
berg, um sich von dort aus über die zu tauschenden
Höfe genau zu informieren. Aus demselben
Grunde besuchte er auch die Gegend von Hornberg
, St. Georgen, Tennenbronn, Schiltach und
sparte selbst die kleinsten Flecken nicht aus.
Besonders interessierten ihn die Lagerbücher im
Amt Hornberg. Offensichtlich waren die von
Zacharias Hirsch berichteten Befragungsergebnisse
höherenorts für allzu dürftig befunden
worden.
Nach Stuttgart zurückgekehrt, fertigte G. Gadner
zusammen mit Isaac Schwarz, vermutlich ebenfalls
ein Mitglied des Hofrats, auf Grund seiner
Protokolle und Skizzen vor Ort einen genauen
Bericht (Relation) an den Herzog. Sein Titel
lautet:
Underthenig Relation
Doctor Georg Gadners und Isaac Schwarzen von
wegen des angebottenen Zimberisch-Schram-
bergischen Tausches.
Den 18ten November Anno 1584
Diesem Bericht legt er, mit demselben Datum
versehen, eine Karte, unsere Hoftauschkarte, bei
und verweist wiederholt auf sie. Beide, der Bericht
(Nr. 138 a) und die Karte (Nr. 138 b) gehören
also zusammen.
Im Endergebnis beurteilt Gadner den vom Grafen
von Zimmern angebotenen Tausch negativ
und rät davon ab. Gadner hatte wohl noch zu gut
in Erinnerung, welche Folgen die seinerzeitigen
Verhandlungen mit Rochus Merz gehabt hatten.
Deswegen wollte er die Verantwortung für den
neuerlichen Tausch nicht übernehmen, vor allem
, weil auch der nicht ganz unbegründete
Verdacht bestand, dem Grafen gehe es um eine
Arrondierung seiner Herrschaften Oberndorf
und Schramberg. Doch wie sollte man die Ablehnung
möglichst diplomatisch begründen, ohne
25
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_10/0027