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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_10/0030
Auch der erste Stein ohne Nummer an der Wegkreuzung
am Waldrand beim Wursthof steht
nicht mehr. Er stand infolge der immer intensiver
betriebenen Landwirtschaft in den letzten
Jahrzehnten zuletzt zehn Meter in der Wiese und
wurde dadurch für die Feldarbeit sehr hinderlich
. Deshalb wurde er beim Ausbau der Straße
im Jahre 1973 mit einem Bagger herausgerissen
und in einer kleinen Mulde am Waldrand
versenkt, wo er heute völlig überwuchert und
daher nicht mehr zu finden ist.
Nicht viel anders erging es einem Stein am „Fohrenwald
an der Langwies". Er stand bis vor zehn
Jahren an der Wegkreuzung vor dem Fohrenwald
in Richtung Rappenhof. Im Jahre i960
hatte ich ihn registriert und in die Karte eingetragen
. Eines Tages war er jedoch verschwunden
. Auch nicht weit danach, auf der Strecke
zwischen Fohrenwald und Hülsenbühl, wurden
die R. Merzschen Grenzsteine arg mißhandelt:
Einer wurde als „Rammbock" mitten in eine
Straßenkreuzung einbetoniert; ein anderer, der
den Straßenbauern ebenfalls im Wege stand,
wurde auf die Seite befördert und verschwindet
nun allmählich im Gestrüpp am Rande eines
Parkplatzes. Wahrlich keine würdige Stätte für
einen ausgedienten Grenzstein!

Vom Wursthof zum Grusenloch

Alle nun folgenden Steine — das gilt bis zum
Schenkenbauernhof - haben keinerlei Kennzeichen
, vermutlich weil die Grenze zur Herrschaft
Hornberg schon jahrzehntelang genau festgelegen
hatte. Sowohl im Kienbronn als auch auf der
Langwies und beim Hülsenbühl liegt sie genau
auf der Wasserscheide und ist durch einen Weg
gekennzeichnet, der parallel dazu verläuft. Es ist
der alte Grenzweg, der sich durch die jährlichen
Kontrollritte allmählich bildete. In den Waldgebieten
aber verlief die Grenze, den Imbrand
ausgenommen, genau auf der Wasserscheide
zwischen Schiltach und Lauterbach bzw Sulzbach
, Kinzig und Gutach. Aus diesem Grunde
wurden die Steine vermutlich nicht mehr ausgearbeitet
und sind nur durch ihre Größe und ihre
Beschreibung in der „Stainsatzung" vom Jahre
1558 zu erkennen. Es sind nach der Satzung die
lfd. Nummern 28-ca. 68. Nocheinmal zurück
zur Grenze im Sulzbach: Vom Wursthof weg ging
sie in leichtem Bogen, mit drei großen Steinen
markiert, bis zum Kienbronn, welcher noch

württembergisch war. Von hier stieg die Grenze
steil auf den Kahlenberg hinauf, um über dessen
höchste Kuppe der Wasserscheide entlang bis
zum Rotwasser zu gehen. Nach 1806 wurde das
Reichenbächle zu Lauterbach geschlagen — es
war zu R. Merz' Zeiten noch „Alpirsbacherisch"
—, kehrte aber als einziger Gebietsaustausch zwischen
Baden und Württemberg im Jahre 1952
zur Gemeinde Lehengericht zurück. So verläuft
also die heutige Grenze wieder wie zu R. Merz'
Zeiten über den Kahlenberg, und die Steine von
1558 haben wieder ihre Gültigkeit. Sie tragen
aber weder Nummern, Wappen noch eine Jahreszahl
, doch dürfte es sich nach der „Stainsatzung
" um die Steine Nr. 31-37 handeln. Ich
konnte bei der Entzifferung der „Stainsatzung"
mit Sicherheit die Worte „Kallenberg" lesen, und
beim Stein Nr. 37 ist zu entziffern: „Den Kallenberg
ab über den...Weg, der von Schiltach in
den Sulzbach geht" (Rotwasser).

Mit diesen Steinen auf dem Kahlenberg hat sich
übrigens in den 30er Jahren auch der Schiltacher
Heimatforscher Hermann Fautz in einem Artikel
in „Die Ortenau", Heft 22, 1935, befaßt: „Die
Höhe des Kahlenberges, über welche heute
noch die Grenze zwischen Baden und Württemberg
verläuft (1935 war das nicht der Fall; Anm.
d. Verf.) ist von einer Reihe kolossaler Grenzsteine
besetzt, die einst das Gebiet des Klosteramtes
Alpirsbach umschlossen. Weder Zeichen noch
Jahreszahl künden das Alter ihrer Entstehung,
doch scheinen sie für ewige Zeiten gesetzt zu
sein. Als mächtige Buntsandsteinquader erheben
sie sich über ihren wuchtigen Sockeln, die
tief in dem moos- und heidekrautüberwucherten
Waldboden stecken, in Ausmaßen von teilweise
170/65/80 cm wahre Giganten ihres Geschlechts
. Die weltferne Lage auf dem weiten
Scheitel des 840 m hohen Berges hat ihnen ihr
Dasein bis heute gesichert."

Hermann Fautz hatte seinerzeit auch die Steine
vom Rubstock bis zum Reitzenwald entdecken
können, aber den Zusammenhang nicht gefun-
deQ und sich bei den Steinen auf dem Kahlenberg
gründlich geirrt.

Auch in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg
hatte sich in den „Heimatblättern vom oberen
Neckar", herausgegeben von F. X. Singer aus
Oberndorf, ein Schultheiß Moser aus Winzeln
mit den Grenzsteinen im Bezirk Oberndorf in

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