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Die „Stainsatzung"
Sie wurde auf 26 Seiten als Protokoll der gesamten
Aktion an Ort und Stelle gefertigt und beschreibt
jeden einzelnen Stein mit Angabe seiner
Nummer, seiner Lage, seines Standortes und seiner
Zeichnung in steigender Reihenfolge, allerdings
mit verschiedenen Berichtigungen und
Zusätzen. Es ist auch vermerkt, ob sie gleich
gesetzt oder nur neben den „Lochen" gelegt
wurden, ebenso, daß die Nrn. 2-9 noch nicht
gesetzt sind und daß bei Nr. 76 Schluß gemacht
wurde. (Abb. 5)
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Abb. 5: Protokoll der „Stainsatzung" vom 22. August
1558 (Titelseite)
(Vorlage und Aufnahme:
Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Die „Relation"
Sie umfaßt auf neun engbeschriebenen Seiten
den genauen Ablauf der gemeinsamen Begehung
und Steinsetzung. Ich berichte hieraus: Am
Sonntag, den 21. August 1558 waren die beiden
Beauftragten des württembergischen Herzogs,
Johann Zaiser und Stefan Khonberg, beides Untervögte
zu Tübingen, und dazu Wilhelm von
Neuneck als Obmann gegen Abend in Schiltach
angekommen. Am nächsten Morgen trafen sie
die beiden Unterhändler des Rochus Merz, Joh.
Jakob Guetten, Murbacher Kammermeister, und
den Vogt von Schramberg, Matthäus Betting, am
Haimlichswald, allda der Schiltacher Forst anfangt
und auch die Herrschaften von Schramberg
und Fürstenberg sich treffen. „Also haben
wir die gedachte Stainsatzung am Haimlichswald
angefacht und ain Stain gesetzt mit den Wappen
Eurer fürstlicher Gnaden, dem Fürstenbergi-
schen und dem Schramberger Wappen. (Stein
Nr. 1)
Nach dem Streit an der Rohrhalde, der den
ganzen Montag in Anspruch genommen hatte,
wurde am Dienstag „an den richtigen Orten
vorgegangen" (weitergemacht) und bis zum
Samstag darauf, den 27. August „alle Markstain zu
baiderseits beschrieben, aber doch nicht alle
uffgericht", sondern zur schnelleren Erledigung
an vielen Orten nur die „Lochen" (Löcher) für
die Steine gegraben und diese dazugelegt. An
diesem Samstag, den 27. August 1558 gab es
dann eine Überraschung: Am Bärenwald im Rumelsbach
angekommen (Bärenwald auf der
Gersbacher Höhe), erklärte der schrambergi-
sche Obervogt Betting, daß von hier aus die
Grenze der Herrschaft Schramberg geschlossen
über die Prinzebene (Benzebene), hinauf zur
Lowiß (Lehenwies) und dann schließlich weiter
bis zum Brogen, also zur Markungsgrenze von
Buchenberg, gehen würde. Rochus Merz schloß
folglich alle drei Tennenbronner Stäbe, den ev
württ. Stab, den ev St. Georgener Stab und den
kath. Schramberger Stab in seine Herrschaft ein.
Das war aber nicht rechtens, weil er ja erst fünf
Wochen zuvor im „Tennenbronner Vertrag"
vom 23. Juli 1558 die Teilung in drei Stäbe
anerkannt hatte. Eine exakte Grenzziehung aber
war wegen der verschachtelten Lage der einzelnen
Höfe nicht möglich. So wurde letzten Endes
an diesem Tage die Steinsetzung abgebrochen
und eingestellt. Die beiden württembergischen
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