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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_10/0047
Krankheit abdecken. Wickman folgte damit
einem Hinweis von Sigmund Freud, der meinte,
die Benennung einer Krankheit nach ihren Entdeckern
sei unverfänglicher als die nach Symptomen
oder Erregern. Und so steht heute der
Name Jakob Heines bei der Bezeichnung der von
ihm entdeckten Krankheit ebenso an erster Stelle
wie bei den in Warm Springs, Georgia, enthüllten
Bronzebüsten, die neben Oscar Medin und
Ivar Wickman weitere Polio-Forscher, darunter
auch den Entdecker des Impfstoffes, Jonas E.
Salk, darstellen.

Die letzten Jahre

Nach seinem Rückzug von der Leitung seiner
Heilanstalt lebt Jakob Heine im Ruhestand. Auch
die wissenschaftliche Arbeit hat er aufgegeben;
es gibt keine Veröffentlichungen mehr aus dieser
Zeit. Beim 1880 erschienenen Nekrolog gewinnt
man fast den Eindruck, sein wissenschaftliches
Wirken sei in Vergessenheit geraten. Erst
der Chirurg Ernst Gurlt, der Verfasser aller Heine
-Artikel in der Allgemeinen Deutschen Biographie
, kommt zu einer gerechteren Würdigung
des Wissenschaftlers Jakob Heine.
Jakob Heine stirbt nahezu achtzigjährig am 12.
November 1879 in Cannstatt und wird auf dem
Uff-Friedhof beigesetzt.

Ein Besuch in Lauterbach ist — wie bei Johann
Georg Heine - nirgends belegt, die familiären
Verbindungen müssen aber weiterbestanden haben
. Denn so wie Würzburg in den zwanziger
Jahren für Bernhard und Jakob durch das dortige
Wirken des Onkels ein Anziehungspunkt war,
hat der Stuttgarter Raum auf Jakobs Neffen Ferdinand
, den als 15. Kind 1855 geborenen Sohn des
Lauterbacher Lehrers, gewirkt. Er zieht nach
Stuttgart und wird ein erfolgreicher Kaufmann.
Zwei seiner zahlreichen Kinder sind die Träger
der Geschwister-Heine-Stiftung: die heute noch
lebende Elisabeth Heine und ihr 1988 verstorbe-
ner Bruder Ferdinand, gleichfalls ein erfolgreicher
Unternehmer in Stuttgart, die 1982 die
Lauterbacher Kindergärten übernommen haben
.

Weitergehende familiengeschichtliche Forschungen
, die vielleicht durch bisher noch nicht
bekannte Quellen bereichert würden, müßten
den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Sie sollen
späteren Beiträgen, in denen dann auch das Wirken
der beiden weiteren erfolgreichen Mediziner
Karl Wilhelm und Joseph Heine gewürdigt
wird, vorbehalten bleiben.
Mit Jakob Heine haben wir den letzten der drei
berühmten Heines, die in unserem Raum geboren
wurden, kennengelernt. Die große Bedeutung
in der Geschichte der Medizin ist bei allen
dreien unbestritten. Jakob Heine ist der einzige
mit vorschriftsmäßiger medizinischer Ausbildung
. Seine Würzburger Dissertation kann man
in jeder Universitätsbibliothek ausleihen. Dennoch
werden wir beim „spätberufenen" Jakob
Heine, der als 21 jähriger noch die Schulbank
drückt, an den ehrgeizigen Mechaniker Johann
Georg erinnert, der sich zum erfolgreichen Orthopäden
hocharbeitet. Mit seinem Vetter Bernhard
hat er die wissenschaftliche Methode gemein
, in der Veröffentlichung seiner Ergebnisse
ist er ihm überlegen. Durch den medizinischen
Begriff „Heine-Medinsche Krankheit" für die von
ihm entdeckte Kinderlähmung ist der Name dieses
berühmten Lauterbachers in aller Welt geläufig
.

Literatur (Auswahl):

Heine, Jakob:

Beobachtungen über Lähmungszustände der unteren Extremitäten
und deren Behandlung, Stuttgart 1840,2. Aufl. Spinale
Kinderlähmung, Stuttgart 1860

Heine, Jakob:

Kurzer Bericht über die 25jährige Wirksamkeit der orthopädischen
Anstalt in Canstatt, Cannstatt 1854

Daneben zahlreiche Berichte Heines in der Beilage zum
„Schwäbischen Merkur" und im „Correspondenzblatt des
württembergischen ärztlichen Vereins"

Wickman, Ivar:

Beiträge zur Kenntnis der Heine-Medinschen Krankheit, Berlin
1907

Bürger, Bernhard:

Jakob von Heine, der Entdecker der spinalen Kinderlähmung
, Dissertation, Bonn 1911

Stübler, Eberhard:

Jakob Heine, Begründer der ersten orthopädischen Heilanstalt
in Württemberg, in: Schwäbische Lebensbilder, Band 3,
Stuttgart 1942

Benutzt wurden die Heine-Dokumente des Archivs der Gemeinde
Lauterbach und des Stuttgarter Stadtarchivs, denen
hiermit gedankt sei.

Das Archiv der Gemeinde Lauterbach konnte erneut um
zahlreiche Dokumente erweitert werden.

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