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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_10/0077
Hurra und in die feindlichen Gräben." (S. 25 ff.)
Friedrich Haas zählte zu den wenigen Überlebenden
dieser Schlacht.

Das Weihnachtsfest 1914 hatte für die Menschen
eine besondere Bedeutung. Erstens zeigte
der Jahreswechsel, daß mit einem schnellen Ende
des Krieges nicht zu rechnen war, und
zweitens wurde den Familien an diesem Tag
besonders bewußt, was die Tennung von den
Angehörigen bedeutete. In einem Brief vom 1.
Dezember 1914 schreibt Friedrich Haas an seine
Familie: „Brief habe erhalten. Bin wohl. Brauchst
mir nichts zu Weihnachten zu schicken. Eine
Flasche Cognac und etwas Schnitzbrot höchstens
sowie zwei Paar, aber nur gute Socken.
Hoffentlich sind wir bald zu Hause. Die Sache
wird uns bald genug. Gestern war Generalmajor
Frech bei mir zum Diner. Heute wieder einmal
Alarm. Schaue nach meinem Rezeptbuch."
Vor dem Gefrieren des Bodens verstärkte man
auf der deutschen Seite die Anstrengungen, geeignete
Winterstellungen in den Vogesen zu
schaffen. Pioniereinheiten wurden zum Bau von
Schützengräben und Unterständen eingesetzt.
Die ersten Beobachtungsabteilungen der Luftschiffer
zogen mit ihren grauen Fesselballons am
Himmel auf. In den nun folgenden Kämpfen, die
meist nur aus Angriff und Gegenangriff bestanden
, konnte keine Seite mehr entscheidende
Erfolge erringen. Der Krieg war nun auch im
Elsaß zum Stellungskrieg erstarrt, der zu einer
unvorstellbaren Materialschlacht wurde, der der
einzelne Soldat erbarmungslos ausgeliefert war.
Am Jahreswechsel 1914/15 war die Stimmung
besonders gedrückt. Neben vielen Weihnachtsund
Neujahrswünschen erhielt Friedrich Haas
auch viele Weihnachtsgaben, wie beispielsweise
Zigarrensendungen von Albert Schweitzer und
Bauunternehmer Fischer. Seiner Familie schickte
er zu Weihnachten die Geschoßhülse einer
britischen Granate, ein beliebtes Soldatengeschenk
. Ein solches Geschoß befand sich auch
im „Hotel Lamm" in Schramberg. Gustav Küch-
lin, sein Besitzer, hatte das 42 cm große Ungetüm
dort ausgestellt. Daneben stand eine Sammelbüchse
, in die freiwillige Spenden für das
Rote Kreuz geworfen werden konnten. Anfang
1915 gingen Gerüchte um, die besagten, daß
eine Ablösung nach Beifort oder Sennheim kurz
bevorstehe. Friedrich Haas vermutete allerdings
, daß nicht viel davon zu halten sei. Bei ihm

wirkten sich unterdessen die durch den kalten
Winter verursachten Belastungen aus: „Morgen
früh steht das Regiment abmarschbereit. Man
sagt uns aber nicht, was sie mit uns anfangen",
schreibt Friedrich Haas. „Schreibe mir auch bald,
wie es bei Dir steht. Ich bin seit drei Tagen
schwer krank an Influenza und Rheumatismus
und bitte schicke mir eine Flasche Cognac. Leb
wohl und sei herzlich gegrüßt von Deinem Dich
liebenden Friedrich" (9.2.1915).

Im Lazarett - Februar bis März 1915

Friedrich Haas muß es in dieser Zeit sehr
schlecht gegangen sein. Gezeichnet von den
körperlichen und seelischen Belastungen machte
er gegenüber seiner Frau nur vereinzelt Andeutungen
über das furchtbare Kriegsgeschehen
und seinen ernsten Gesundheitszustand. Am
18. Februar erfuhr Mathilde Haas, daß sich ihr
Mann in dem vom Freiburger Hauptbahnhof
abgehenden Lazarettzug nach Stuttgart befinde.
Zu einer schweren Lungenentzündung waren
noch Herz- und Magenbeschwerden gekommen
. Im Zug überlegte er sich, ob er sich für das
Schramberger Lazarett melden solle.
Das im Juni 1914 in den Besitz von Erhard
Junghans übergegangene Werksgelände der
Strohmanufaktur Haas wurde am 9. August 1914
als Lazarett für Verwundete zur Verfügung gestellt
. Im Hauptgebäude der Strohmanufaktur -
die alten Schramberger nennen es auch heute
noch „Altes Lazarett" — wurden 40 Betten eingerichtet
. Das von Dr. Klein und dem Bademeisterehepaar
Letsche medizinisch geführte und als
Rehabilitationszentrum gedachte Schramberger
Lazarett wurde durch Spenden der Bevölkerung
ständig ergänzt sowie durch die Arbeit der
Frauenarbeitsschule tatkräftig unterstützt.
Friedrich Haas meldete sich dann doch nicht
nach Schramberg. Bis März 1915 wurde er, auch
wegen des Verlusts einiger Zähne - zwei Wochen
lang konnte er nur noch Suppen zu sich
nehmen —, in einem Stuttgarter Lazarett behandelt
. Am 9. März wurde Friedrich Haas dann in
die Medizinische Klinik in Tübingen verlegt, wo
er von seinen Familienangehörigen besucht
werden konnte.

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