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Karoline Grüner:
DER RUECH
Im letzten Heft (Nr. 9) haben wir die Heimatdichterin Karoline Grüner (1857-1929) kurz
vorgestellt und eines ihrer Gedichte, „S'Trombächli" abgedruckt. Dabei haben wir auch die Absicht
bekundet, sie in den folgenden Heften mit einer Auswahl aus ihren Erzählungen zu Wort kommen zu
lassen. Das soll nun geschehen, und zwar mit der Erzählung „Der Ruech", wobei der Titel ein
Spottname (hochd. Rauch) ist, den ein Schramberger Getreidehändler nicht ohne Grund, wie man
lesen wird, angehängt bekam. Karoline Grüner hat ihrer Erzählung eine Einführung vorangestellt, die
sie mit „Leben in Alt-Schramberg" überschrieben hat. Wir wollten darauf nicht verzichten, weil diese
einen wertvollen Einblick in die Lebensverhältnisse Alt-Schrambergs vor der Industrialisierung gibt.
Darin liegt auch der eigentliche Wert der nachfolgenden Erzählung, in der sich, um mit Trakl zu
sprechen, „Bild an Bildchen reiht", und zwar aus einer Zeit, die nur durch das Wort wiedergegeben
werden konnte, weil es die modernen Formen der Abbildung noch nicht gab.
Leben in Alt-Schramberg
Wir wollen, bevor wir mit unserer Erzählung
beginnen, verschiedene Zustände in „Alt-
Schramberg" betrachten:
Die Verkehrsverhältnisse waren in der Zeit, aus
welcher unsere Erzählung stammt, sehr
schlecht. Die Hauptverkehrsader war die Steig.
Alte Steig wird sie erst seit Erbauung der Oberndorfer
Straße 1863/64 genannt. Sie war nicht nur
für Fußgänger und leichtere Fuhrwerke, sondern
ganz besonders für Lastfuhren ein äußerst
mühsamer Weg, vor allem zur Winterszeit. Aus
Karoline Grüner an ihrem 70. Geburtstag inmitten ihrer Enkelinnen und Enkel (1927)
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