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diesem Grund waren die Handwerker, die
Schmiede, Wagner, Seiler, deren Fabrikate beim
Fuhrwesen hauptsächlich in Betracht kamen, an
der Steig seßhaft.

Auch mehrere Weinwirtschaften machten an
derselben ein gutes Geschäft. Das Gasthaus „Zur
Linde" (später Metzgerei Storz) und die Brauerei
„Zum Löwen" (Wolber-Söhne) waren renommierte
Wirtschaften. Außer den Wirtschaften
„Zum Lamm" und „Zum Adler", die sich heute
noch eines behäbigen Daseins erfreuen, war
dort, wo jetzt das dem Fabrikanten Schlauder
und Dr. Gais gehörige Haus steht, die Wirtschaft
„Zum Pflug". Die Ökonomie war dazumal der
Haupterwerb. Die Gewerbe wurden fast nur als
Nebenerwerb betrieben. Nur das Strickergewerbe
stand in großer Blüte. Die Strickerwaren,
besonders Kittel für Männer, wie sie heute noch
im Kinzigtal getragen werden, wurden nicht nur
von Frauen und Mädchen, sondern, wenn im
Winter die Feldarbeit ruhte, auch von Männern
hergestellt. Die Strickermeister beschafften dazu
das Rohmaterial und vertrieben die fertigen Artikel
nicht nur hier und in der Umgebung, sondern
besuchten auch die Messen in Stuttgart, Ulm und
sogar Leipzig. Auf denselben erstanden sie auch
die Schafwolle, welche dann hier am Ort von
Frauen und Mädchen gekartet und zum Spinnen
gezwirnt wurde.

Blick auf die alte Steige mit Schmiede (um 1890)

Ein weiterer Erwerbszweig, bei welchem das
weibliche Geschlecht mitwirken konnte, war
die Weberei. Bei den Leinenwebern mußten
Weib und Töchter die Spulen mit Garn füllen.
Diejenigen Weber, welche wollene Stoffe für
Männer- und Frauenkleider fabrizierten, wurden
Wulli-Weber genannt. Deren Frauen hatten herbere
Arbeit als die der Leinenweber. Sie halfen
ihren Männern bei der Herstellung von Pudel,
die beste Sorte Unterrockstoff, welcher nach
dem Weben ähnlich wie bei Smyrna-Stickereien
aufgekämmt und gebürstet wurde. Neben der
Papiermühle und dem Hammerwerk, wo einige
Einwohner ihr Auskommen fanden, brachte die
Flößerei einen weiteren Verdienst, und zwar
nicht nur auf dem Wasser, sondern vor allem auf
der Spannstatt, wo die Flöße behauen und anein-
andergespannt wurden.

Die Benennung nach dem Geschlechtsnamen
war eine Seltenheit. Vielmehr wurden Vorname
und Gewerbe zusammen genannt: Stricker Lorenz
, Stricker Baschili oder gar Spanner-Sattlerin
(Eine bekannte Näherin, deren Mann Sattler und
Sohn eines Spanners war).
Eine große Tugend der alten Schramberger war
ihre Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit. Das
Essen war sogar in bessergestellten Familien
äußerst einfach. Es bestand fast ausschließlich
aus Speisen, die man aus den eigenen Felderzeugnissen
herstellen konnte oder welche die
eigene Ökonomie bot. So hielten sie es auch mit
der Kleidung. Das Hochzeitsgewand blieb bei
den Männern und Frauen das Festgewand für alle
Zeiten und Anlässe. Eine Frau, die ihr Hochzeitskleid
verschlampte, wurde verachtet.
Öffentliche Vergnügungen gab es wenige. Außer
bei Hochzeiten war nur noch an Fasnacht und
Kirchweih Gelegenheit zum Tanzen. Die
Lichtgänge, die in jeder Familie gehalten und
gepflegt wurden, brachten immerhin Abwechslung
in das eintönige Leben, besonders im Winter
. Obwohl dieselben neben ihren Licht- auch
ihre Schattenseiten hatten, war es in jener Zeit
doch das einzige Mittel, wodurch die Menschen,
besonders entfernt voneinander wohnende
Verwandte, unter sich Fühlung halten konnten.
An den Werktagen wurde die Arbeit durch Erzählungen
von Leuten, die schon ein Stück Welt
gesehen hatten, gewürzt und der Jugend manches
aus der Geschichte oder der Welt der Sagen
nahegebracht. An den Sonntagabenden wurde

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