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einzigen Tag aufgestellt werden konnte, müssen
die Bauteile bereits vorgefertigt gewesen sein.
Sie brauchten nur noch im Boden verankert und
miteinander verbunden zu werden. Dazu benutzte
man, wie wir aus anderen Quellen wissen,
sog. Garne, d.h. aus getrockneten Därmen gedrehte
Schnüre. Auf diese „Fertigbauweise" deutet
übrigens auch der Begriff „Oberzustoß" hin,
den der Forstmeister in seinem Bericht verwendet
. Die dem Schreiben beigelegte Skizze (Abb.
9) bestätigt diese Vermutung: Man erkennt auf
ihr deutlich die gleichmäßig großen Bauteile, die
aus Holzpfosten bestanden, deren Zwischenräume
mit einem Geflecht aus Weiden, Strauchwerk
o. ä. ausgefüllt waren. Da die Schramberger politische
Verwicklungen befürchteten, mußte ein
„Fait accompli" geschaffen werden, und dabei ist
bekanntlich Schnelligkeit ein wichtiger Faktor.
Die Besitznahme württembergischen Gebiets
war aber nicht nur von langer Hand vorbereitet,
sondern fand auch unter den Augen des schram-
bergisch-österreichischen Obervogts statt. Die
Skizze hält nämlich seinen Standort während der
Aktion auf dem Fahrweg nach Kienbronn bei den
Grenzsteinen Nr. 26 u. 27. fest: „Hie hat obervogt
in einer sempften gehalten." In den Augen eines
herzoglich-württembergischen Beamten offensichtlich
eine Grenzverletzung, obwohl diesen
Weg entlang die fünfzig Jahre zuvor gesetzten
Grenzsteine des Rochus Merz standen (vgl.
„D'Kräz", Nr. 10)!
Da die Erklärungen in der Skizze nicht gerade
leicht zu entziffern, jedoch recht interessant
sind, sollen sie zum Schluß wortgetreu wiedergegeben
werden:
Unten:
Dißer mit No: 23 und all ander einander nach
zifferierte große ohngefahr Sechs schuoch1 hohe
bezaichnete stein, biß zum Hof Kienbron, standen
in einem fahrweg. Und will Obervogt zue
Schramberg, sie underschaiden seiner Herrschafft
hohe und Jagens Obrigkeit, da doch der
bezirrkh wirttembergischen underthanen mit
bestandtlichem Aigenthumb durchauß zugehörig
.
1 Schuh (altes Längenmaß: ca. 30 cm)
2 Markierte (durch Wegschlagen von Rinde) Bäume
(mhd blasse weißer Fleck, vgl. frz. blesser)
3 aneinander
Rechts:
Von diser gruoben den berg hinauff biß uff
die Ebne steet kein stein, es grentzen aber wirt-
tem. und schrambergische underthanen mit Iren
weiden, Inmaßen die geblaßete bom2 zu erkennen
geben, in einem.3
Oben:
Diße vier uff der ebne und mehr der gleichen
stehende nidere nit knies hohe stein scheiden
beeder Herschafften Pauern gietter und wäld, es
wellen aber die beampte zu Hornberg und Schiltach
, das vom nechsten stein unden bey der
Wolfsgrub strackhs den geblasseten Böhmen
nach den berg herauff auch über dise Ebne hiny-
ber und beeden bohmen zu, den berg hinab es
wirttembergische hohe und Jagens obrigkeit sey
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