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Andreas Schaub:
ZUR BURGANLAGE DES HANS VON RECHBERG
AUF DEM SCHRAMBERG -
EINE ALTE QUELLE NEU BETRACHTET
Der folgende Beitrag beruht auf einer Arbeit über die Baugeschichte der Hohenschramberg, die der
Verfasser im Rahmen des Hauptseminars „Burgenbau im Mittelalter" an der Universität Freiburg
angefertigt hat. Er beschäftigte sich darin vor allem mit dem frühesten Bauabschnitt der Burg.
Vorbemerkung
Die Größe der Anlage, wie sie sich dem Betrachter
heute zeigt, übersteigt die der meisten Burgen
im südlichen Baden-Württemberg. Allerdings
reicht ein Großteil der Anlage nicht bis ins
eigentliche Mittelalter zurück, sondern resultiert
vor allem aus den Erweiterungen der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Zerstörung
der Gesamtanlage erfolgte im Jahre 1689 durch
französische Truppen bei ihren Eroberungszügen
in den rechtsrheinischen Gebieten.
Die Gründung der Burg im Jahre 1457 durch den
Ritter Hans von Rechberg ist schriftlich überliefert
. Nicht überliefert ist jedoch der Umfang
seiner Baumaßnahmen, d.h. welche heute noch
sichtbaren Teile auf dem Schramberg auf ihn
zurückgehen.
Im folgenden soll nun versucht werden, auf der
Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse
und des vorhandenen Baubefunds sowie einer
ikonographisehen Quelle dieser Frage auf den
Grund zu gehen.
Voraussetzungen für die
Funktionstüchtigkeit der Burg
Für die Form und Größe einer Burganlage spielen
vor allem drei Faktoren eine Rolle: die Wehr-
haftigkeit, die Anzahl der Personen, für welche
die Burg gebaut werden soll, und die Finanzierung
.
Zur Wehrhaftigkeit gehört die Standortwahl, die
in unserem Falle mit dem Schloßberg sicher sehr
gut getroffen wurde, ist er doch von drei Seiten
durch Steilabfälle geschützt. Die allein zugängliche
Seite mußte notwendigerweise sowohl
durch eine kräftige Mauer als passive Verteidigung
wie auch durch eine für die aktive Verteidigung
geeignete Einrichtung in Form eines Wehrganges
oder Turmes abgesichert sein. Des weiteren
mußte die Wasserversorgung gewährleistet
sein, was in diesem Falle sicher durch eine Zisterne
geschah, da ein Tiefbrunnen wegen des
felsigen Untergrundes wohl kaum in Frage kam.
Schließlich mußte genügend Raum für Pferde,
Vieh und Vorräte vorgesehen werden.
Über die Finanzierung erfährt man aus den von A.
Brauchte bearbeiteten Quellen Genaueres.1 Bei
einer Auseinandersetzung mit dem Schwäbischen
Städtebund mußte Hans von Rechberg die
Zerstörung seiner Burgen Ramstein in Schramberg
und Ruggburg bei Lindau hinnehmen.
Für diese Zerstörungen wurden ihm später als
Entschädigung insgesamt 14000 Gulden zugesprochen
, die er dann für den Bau der Hohenschramberg
verwandte.
Die Burg Ramstein war nicht allzu groß, und die
Tatsache, daß für die Ruggburg nur 700 Gulden
erstattet wurden, läßt darauf schließen, daß diese
noch kleiner war oder aber daß die Zerstörung
dort nicht das Ausmaß wie auf der Ramstein
hatte. Tatsache jedenfalls ist, daß 14000 Gulden
zum Bau einer neuen Burg zur Verfügung standen
. Diese Summe und die relativ kurze Bauzeit
von ca. 2 Jahren (1457—1459)2 sprechen dafür,
daß es sich nicht um eine allzu große Burg
gehandelt haben kann. Auch über die Anzahl der
Personen um Hans von Rechberg haben wir
durch A. Brauchles Forschungen einige Hinweise
. Bei der Zerstörung der Ramstein fanden die
Belagerer noch 2 Frauen vor, des weiteren ist
von 26 Gefallenen, 8 Überlebenden und Rech-
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