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Handschreiben mit der Überschrift „An mein
Volk" zu Recht feststellen: „Für alles, was ich
während meiner Regierung zu wirken bemüht
war, finde ich den schönsten Lohn in den dankbaren
treuen Gesinnungen meines Volkes. Möge
Gottes Segen auch ferner auf mir und meiner
Gemahlin, welche seit mehr als 40 Jahren in
treuer Liebe und Mitarbeit mit mir verbunden
ist, über meinem Hause und dem ganzen Württemberger
Lande und Volke ruhen!"
Das Regierungsjubiläum wurde in festlichster
Form begangen. Das deutsche Kaiserpaar war
anwesend, und schon am Vortag trafen zahlreiche
Gäste ein, um dem Königspaar im Marmorsaal
des Neuen Schlosses ihre Gratulation und
Geschenke zu überbringen. Abends war im Hoftheater
, dessen Saal aufs prächtigste dekoriert
war, das Huldigungsfest des Vereins der Bildenden
Künste. Im vollbesetzten Saal waren viele
ordentragende Herren und brillantgeschmückte
Damen anwesend. Der König trug die Uniform
seines Ulanenregiments Nr. 19, das rosa Kleid
der Königin erregte großes Aufsehen. Es wurden
lebende Bilder aus dem schwäbischen Volksleben
und der Geschichte des Landes, letztere
nach Wahlsprüchen von „Attempto" bis „Furchtlos
und trew" aneinandergereiht, vorgeführt.
Eine „Germania" und eine „Württembergia" trugen
Gedichte vor. Danach begab man sich zur
„Italienischen Nacht" in die Kastanienallee.
Am folgenden Tag, dem 25. Juni 1889, wurden
die Festlichkeiten verstärkt fortgesetzt, wußte
man doch bei Hofe seit je, wie Feste zu feiern
waren. Doch es war zu diesem Zeitpunkt bereits
niemandem mehr verborgen, daß der König ein
von schwerer Krankheit gezeichneter Mann war.
Schon seit Jahren hatte er sich aus gesundheitlichen
Gründen mehr und mehr aus den Staatsgeschäften
zurückgezogen. Auch weilte er krankheitsbedingt
zeitweise auf Schloß Friedrichshafen
oder in Nizza. Zwei Jahre sollten nur noch ins
Land gehen, bis am 6. Oktober 1891 das Herz des
Landesfürsten zu schlagen aufhörte. Mit seiner
Gemahlin trauerte das ganze württembergische
Volk um seinen König.
Bei der Beisetzung am 9. Oktober 1891 hatte
sich eine große Volksmenge auf dem Stuttgarter
Schloßplatz versammelt. Dem Leichenzug, der
vom Schloß aus begann, schritt die Stadtgarde
voran. Dem Sarg folgte als erster der Deutsche
Kaiser. Die Menge der mehr als 100 000 Menschen
ließ „entblößten Hauptes den Zug an sich
vorüberziehen. Alle Glocken läuteten. Militär
bildete Spalier. Während der Sarg in die Schloß-
kapelle getragen wurde, ertönte Orgelspiel, und
als nach der Rede des Hofpredigers Schmidt der
Sarg in die Gruft gesenkt war... donnerten die
Kanonen und der Singchor sang einen Choral".
(„Schwarzwälder Bote" vom 11. Oktober 1891).
Ein Jahr später, am 30. Oktober 1892, folgte
Königin Olga ihrem Gemahl im Tode nach. Da
ihre Ehe kinderlos geblieben war, bestieg Karls
Neffe als Wilhelm IL den württembergischen
Thron.
König Karl von Württemberg - Was war er seinem
Volke? Schon zu seinen Lebzeiten wurde
seinem Namen das Attribut „der Gütige" beigefügt
. Doch sein Schicksal gestattete es ihm nur
bedingt, die hohen Ideale seiner Jugend zu
verwirklichen: Von Kind an zum Königtum erzogen
, gelangte er erst mit 42 Jahren auf den Thron,
und alsbald geriet sein Land in einen blutigen
Krieg, in dessen Folge die königliche Macht weitgehend
in der des bismarckschen Reiches aufging
. Karl, der mehr als ein Vierteljahrhundert
württembergischer Geschichte und Kultur mitgeprägt
hat, blieb auch nach seinem Tode in den
Augen seines Volkes noch lange der, der er schon
zu seinen Lebzeiten gewesen war: „Württembergs
geliebter Herr".
Quellen:
Württemberg und sein König 1864-1889
Eine Festgabe zum 25-jährigen Regierungs Jubiläum
S.M. des Königs, Stuttgart 1889
Festschrift zum 25-jährigen Regierungsjubiläum
S.M. des Königs Karl von Württemberg 1864-1889
Deutsche Verlags-Anstalt, 1889
Friedrich Frh. von Gaisburg-Schöckingen:
Das Königshaus und der Adel von Württemberg
o.O. 1908
Friedrich Kubier:
Die Familiengalerie der Württembergischen Fürstenhäuser
im Kleinen Residenzschloß zu Ludwigsburg
o.O. 1905, S. 128ff.
H.D.v. Diepenbroich:-Grüter:
Portraitsammlung Württemberg
o. O. u.J.
Lesebuch für katholische Volksschulen Württembergs
II. Teil
o.O. u.J.
Zeitungen:
„Schwarzwälder Bote"
„Schwarzwälder Volkswacht"
„Schwäbische Kronik"
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