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Heinz Broghammer:
AUF DER SCHIENE NACH ROTTWEIL - EIN KÜHNES
PROJEKT AM BEGINN UNSERES JAHRHUNDERTS
Vorwort
Wenn eines Tages wie geplant die Radler auf
einem eigenen Weg durch das untere Schiltachtal
nach Schramberg hinauffahren, werden sie
vor allem die herrliche Landschaft genießen und
sich allenfalls über die gleichmäßige Steigung
oder die aufwendige Streckenführung wundern.
Nur wenige werden dann noch wissen, daß sie
auf der Trasse der „Sekundärbahn" fahren, die
mit großem Prunk und noch größeren Erwartungen
am 8. Oktober 1892 ihrer Bestimmung übergeben
wurde (s. „D'Kräz", Nr. 2, S. 43 ff.).
Doch schon wenige Jahre nach dem Jahrhundertereignis
" erkannte man das Provisorische
dieser Stichbahn, und die Begeisterung der ersten
Jahre wich einer großen Ernüchterung: Eine
Stichbahn, die dazu noch von einer Nebenstrek-
ke abzweigte, war allenfalls eine „Tertiärbahn".
Dann die engen Kurvenradien, die lediglich kleine
Lokomotiven (Abb. 1) mit kurzen Wagen und
folglich nur eine geringe Geschwindigkeit zuließen
, während auf anderen Strecken riesige
„Dampfrösser" daherbrausten. Was vor Jahren
hart erkämpft worden war, entpuppte sich nun
als Stückwerk, mit dem man sich keinesfalls zufriedengeben
durfte. Der Schramberger Eisenbahnkampf
mußte weitergehen!
Sachkundige und weitsichtige Bürger, allen voran
Katastergeometer Rudolf Linkenheil, begannen
, mobil zu machen: Versammlungen wurden
abgehalten, Denkschriften und Resolutionen
abgefaßt, Ausschüsse gebildet, um eine möglichst
große Anhängerschaft zu gewinnen und
die entscheidenden Gremien von der Notwendigkeit
einer Weiterführung der Eisenbahn über
Schramberg hinaus zu überzeugen. R. Linkenheil
faßte die Forderungen zusammen und ergänzte
sie mit eigenen Untersuchungen und Planungen.
Im Dezember 1908 trug er seine Gedanken in
einer vom Freien Bürgerverein einberufenen
Abb. 1: Das Schramberger Bahnhofspersonal mit „Zügle" im Jahre 1908 (Archiv C. Kohlmann)
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