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Stiftungskurator a. D. der Gesamthochschule
Eichstätt, schreibt in seinem Manuskript „Sulgen-
Heiligenbronn, Sulgau-Schönbronn - Aus der
Geschichte der Pfarrkirchen und Pfarreien" u. a.:
„Das erste Volk, dem wir einen Namen geben
können und das in ältesten Zeiten das Gebiet am
oberen Neckar und vor dem Wald, zu dem Sul-
gen gehört, bewohnte, waren die Kelten. Sie
verehrten männliche und weibliche Götter, besonders
in einer Dreiheit. Das gemeine Volk, die
Bauern und ihre Frauen, waren besonders den
jungfräulichen Müttern zugetan, wie der Hl.
Beda, ein Ire, berichtet. Diese nannten die Römer
,Matronen, Matres = Mütter'. Sie verehrten
diese als eine Dreiheit von Göttinnen und benannten
sie nach dem Namen ihres besonderen
Verehrungsortes, so wie wir Christen die Muttergottes
mit solchen Beinamen schmücken."
Verehrt wurden diese Göttinnen im „Nemeton",
einem umfriedeten Ort, der sich möglichst
durch eine Quelle und eine Eiche auszeichnete.
Dort wohnten auch ihre Priester, die Druiden.
Das „Drunemeton" war eine von Eichen überragte
Kultstätte, ein heiliger Hain und ein schattiger
Aufenthaltsort, sei es in Gallien, Rätien oder am
oberen Neckar. In diesen heiligen Hainen standen
kleine Tempel aus Holz oder Fachwerk. An
der Quelle und der Eiche legten die Kelten
Weihegaben für die Gottheiten nieder. Diese
Spenden dienten auch für den Unterhalt der
Priester und der Weihestätte. Sie wurden „Bede"
genannt.
Die „Hefterquelle" bei Heiligenbronn haben der
frühere Pfarrer Reimlinger von Seedorf und Pfarrer
Bundschu aus Sulgen-Heiligenbronn als
einen solchen Weihebezirk bezeichnet. Das
Wort müßte danach als „umheftete", d. h. umfriedete
Quelle gedeutet werden. Die Kelten hatten
viele regelmäßig wiederkehrende Kulttage. In
den Weihebezirken fanden gemeinsame Beratungen
, Spiele, Tänze und Märkte statt, die alle
mit einem Gottesdienst eingeleitet wurden.
Die Matronen oder Mütter hießen bei den Kelten
„Beden". Von den Missionaren wurden sie später
„Beten" genannt. Ihre Anrufung bezeichneten sie
mit dem lat. Wort „petere" — die Beden anrufen.
Wir kennen ihre Dreizahl: Ainbed, Wilbed und
Borbed. Sie wurden als wohlwollende Beschützerinnen
von Acker und Flur, als segenspendende
heilige Frauen für Haus und Hof verehrt.
Ihnen vertraute die keltische Frau und Bäuerin
alle Sorgen des weiblichen Bereiches an: Schönheit
, Geburt, Kindbett, kurz alles Werden und
Vergehen in Haus und Hof. Um sie zu ehren,
spendeten die Kelten für arme Menschen und
zum Unterhalt ihrer Verehrungsstätte Gaben. Sie
ehrten sie in Umgangsriten, sei es durch Umschreiten
, Umreiten oder Umfahren des Weiheplatzes
, der „Bedstätte".
Die „Beden" sind schon verehrt worden, als germanische
und keltische Wesen noch nicht getrennt
waren (ca. 2000 v Chr.). Darum verehrten
auch die Alemannen und Baiern diese Naturgottheiten
, welche die Personifizierung von Erde
, Mond und Sonne darstellten. Diese drei „Beden
" haben in den früheren Oberämtern Oberndorf
, Sulz und Tuttlingen manchen Dörfern und
Weilern ihren Namen gegeben, z. B. Bettenhausen
, Betzweiler, Böttingen. Die Wallfahrt nach
Heiligenbronn machten früher manche Bäuerinnen
„um d'r bede wege", obwohl sie doch ihren
Sinn auf die Muttergottes richteten. Auch in
vielen Flurnamen findet sich noch die Erinnerung
an sie, z.B. in Bedewiesen, Betenäcker,
Beddelflur etc. Bei der keltischen Heuneburg bei
Hundersingen, dem Sitz eines Keltenfürsten, gab
es um 600 v Chr. den „Bettl-Platz", auf dem diese
„Beden" verehrt wurden.
Heiligenbronn
Das Bestimmungswort „Heilig" findet man bei
unzähligen Orts- und Flurnamen, wie z.B. in
Heiligenwald, Heiligenäcker, Heiligenzimmern,
Heiligenberg etc. Heiligenäcker sind z. B. Äcker,
die dem „Heiligen", d. h. dem Schutzpatron einer
Kirche, also zum Kirchenvermögen gehören.
Dieses häufig vorkommende „Heilig" bezieht
sich manchmal aber auch auf heidnische Besitzoder
Heiligtümer, besonders in Wälder- und
Brunnennamen. Prof. Schnetz schreibt dazu:
„Mit Sicherheit führen wohl nur wenige Flurnamen
auf Spuren alten Volksglaubens, die mit
heilig (ma. halb, holg, neig, und mit weih, ahd.
wüii) beginnen. Die mit Heiligennamen gebildeten
Orts- und Flurnamen gehen zum größten Teil
auf christliche Heiligtümer zurück; doch lassen
manche von ihnen im Hintergrund heidnische
Kultorte vermuten: in der Halge (Holge), Heiligenbaum
(Baum-Kult!), -berg, Weichberg,
Weicht, Weihenlinden. Wahrscheinlich waren
auch manche mit Gehab, (Ge)hei, Haiwald, -berg
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