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benannte Orte heilige Haine und Opferstätten.
Eine ganz große Rolle spielten im Volksglauben
die Quellen; sie erschienen als Eingang zu den
Mysterien (= geheime, nur Eingeweihten zugängliche
Götterkulte) der Unterwelt, galten als
heilkräftig und waren Sitze göttlicher Wesen
(Nixen) und lassen im Hintergrund heidnische
Kultorte vermuten."
Bei unserem Heiligenbronn (Gde. Schramberg-
Sulgen) könnte dies zutreffen, wo doch ganz in
der Nähe (ca. 1 Ion südöstlich vom Kloster) im
sog. Hefterswald der Hefterbrunnen und die Heftertanne
, eigtl. Fichte, liegen, außerdem noch
500 m nordwestlich der Burgstall (Bürstel) in
der Lichtenau (Lichtenow).
In einem geschichtlichen Beitrag: „Heiligenbronn
- Geschichte der Wallfahrt und des Klosters
" vom Schramberger Schriftleiter A. L. Ak-
kermann, an dem auch Superior Alfons Göser
und der damalige, in der Heimatgeschichte bewanderte
Mariazeller Pfarrer G. Zeyer sowie die
Heiligenbronner Schwester M. Angelika mitgearbeitet
haben, heißt es: „Unser stiller Gnadenort
kann zurückblicken auf eine große Vergangenheit
. In der Heimatgeschichte taucht er allmählich
auf zur Zeit der Glaubensboten, die von St.
Gallen aus die Gegend besuchten. Sie arbeiteten
weiter auf den dunklen Spuren anfänglichen
Christentums, welches einst zur Zeit Kaiser Konstantins
die Römer gebracht haben, was aber in
der Völkerwanderung wieder verwischt worden
war. (Römische Niederlassungen in Waldmös-
singen und Rottweil)"
Graf Gerold, ein Schwager Karls des Großen,
machte nach dem württ. Urkundenbuch dem
Kloster St. Gallen Schenkungen in unserer Gegend
. So wurde mit Seedorf und Dunningen
wohl auch Heiligenbronn - damals unter dem
Namen „Lichtenau" - Patronat von St. Gallen. Die
Klöster gaben den Kirchen ihres Gebietes ihre
Heiligen, so St. Peter dem Kloster Petershausen
bei Konstanz, St. Valentin in Waldmössingen, St.
Ottmar in Hochmössingen und St. Gallus in Heiligenbronn
(Lichtenau). Dazu bemerkt Bischof
Hefele (Rottenburg): „Linser Gelände wurde von
St. Gallener Mönchen christianisiert. Hier in unmittelbarer
Nähe von Römerstationen und des
heidnischen Hefterbrunnens im Seedorfer Wald
mag sich Unsere Liebe Frau ein Heiligtum gesucht
haben zur Besserung und Brechung heidnischer
Unsitten, die sich um die Götzendienststätte
im Hefterwald abspielten. So wäre nach
frommer Vermutung Heiligenbronn der Gegensatz
zum Hefterbrunnen."
An anderer Stelle heißt es:
„Zu den heidnischen Gebräuchen gehörte der
Besuch von Götzenhütten (im Heidenwäldle)
bei Privatfesten, die Entweihung der Kirchen
durch öffentliche Belustigungen in denselben,
die Opfer in den Wäldern, auf Felsen und Steinen
, die dem Wodan und Donar dargebracht
wurden. Verboten wurden die Opferquellen und
Opferbrunnen, ein solcher war der Hefterbrunnen
im Heftergrund. Verboten wurde auch das
Nothfeuer, das durch das Gegeneinanderreiben
zweier Hölzer erzeugt ward. Über dieses sprang
man, um vor Unheil bewahrt zu bleiben. Dessen
Rauch sah man als Arznei an."
Eine Schrift im Pfarrhaus zu Sulgen weiß, daß
dieses Feuer, nun „Hagelfeuer" genannt, noch
ums Jahr 1620 auf dem Sulgen üblich war. Die
Mondverehrung gehörte ebenfalls zu diesen Gebräuchen
. Noch um 1640 schreibt Grimmelshausen
: „Heiland nennen die Bauern aus dem
Schwarzwald den Mond, wenn sie ihn ehrfürchtig
begrüßen." Und jene Bauersfrauen, die um
das Jahr 1917 herum noch ihre Wallfahrt nach
Heiligenbronn „um d'r bede wege" machten,
begrüßten immer andächtig und ehrfürchtig den
Vollmond.
Verboten wurde auch der abergläubische Gebrauch
von Kräutern, insbesondere von „Galium
verum" (Echtes Labkraut), welches „Unserer lieben
Frau Bettstroh" hieß. Es war den vorgenannten
Frauen nicht unbekannt.
Auf dem ersten Konzil der Deutschen (741) war
nämlich den Bischöfen die Visitation und die
Ausrottung heidnischer Gebräuche zur Pflicht
gemacht worden. Die Dekrete des Konzils waren
auf einer weiteren Synode zu Liftinä im belgischen
Hennegau (743 oder 745) neu eingeschärft
und ein Verzeichnis der heidnischen und
abergläubischen Gebräuche entworfen werden.
Die berühmte Absage- und Glaubensformel, womit
der Neubekehrte „dem Thunar (Donar) und
Wodan . . . und allen LJnholden, die ihre Genossen
sind" (Sächs. Taufgelöbnis), abschwören
mußte, wurde damals den Geistlichen eingeprägt
. Zu jener Zeit begann man auch, das Volk
einzelne Gebete wie das Glaubensbekenntnis
und das Vaterunser zu lehren.
(wird fortgesetzt)
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