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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_11/0061
Carsten Kohlmann:

DER „ENDIVIEN-BUTZ" - SELBSTBEHAUPTUNG
IN WECHSELVOLLER ZEIT

Im 19- Jahrhundert war die Industrialisierung der Schrittmacher für die Entwicklung Schrambergs
vom völlig verarmten Marktflecken zu einem der wichtigsten Industriestandorte in Württemberg.
Innerhalb kürzester Zeit entstanden verschiedene Fabriken mit einer expandierenden Zulieferindustrie
, das Stadtbild veränderte sich, und die bis dahin wegen Wirtschaftskrisen und Auswanderungswellen
stagnierende Einwohnerzahl stieg bis zum Ende des ersten Weltkrieges kontinuierlich an.
Wie haben die Menschen diese Zeit des sozialen und wirtschaftlichen Wandels erlebt? Welche
Auswirkungen hatte die Industrialisierung auf ihren Alltag und ihre Arbeit? Josef Knops, der im
Mittelpunkt des folgenden Beitrags steht, war ein typischer Mensch dieser Zeit, in der neben der Zahl
der Fabriken und modernen Verkehrsmittel auch die Mobilität des einzelnen beträchtlich zunahm.
1881 kam der gebürtige Düsseldorfer als Porzellanformer nach Schramberg, um in der Steingutfabrik
von Villeroy & Boch Arbeit zu finden. Im Jahr 1900 gab er seinen erlernten Beruf auf und machte sich
mit einer Obst- und Gemüsehandlung selbständig. Der Autor hat bei seiner von einem sozial- und
wirtschaftsgeschichtlichen Ansatz ausgehenden Arbeit versucht, die Biographie von Josef Knops, der
in Schramberg unter dem Beinamen „Endivien-Butz" als Original bekannt wurde, in den Kontext der
Industrialisierung und ihrer Auswirkungen auf die 1867zur Stadt erhobenen Gemeinde Schramberg
einzuordnen.

Herkunft und erste Lebensjahre
(1861 bis 1880)

Carl Maria Josef Knops wurde am 24. Februar
1861 in Düsseldorf geboren. Er war das dritte
von insgesamt fünf Kindern der Familie von
Adam Heinrich Knops, einem Düsseldorfer
Schuhmacher, der am 14. Februar 1857 im Alter
von 29 Jahren die vier Jahre jüngere Pauline
Uhlenbroich geheiratet hatte. Noch im Oktober
1857 brachte Pauline Knops ihr erstes Kind zur
Welt, das auf den Namen Peter Maria Heinrich
getauft wurde. Ihm folgten in den Jahren 1858
die Tochter Wilhelma Elisa, 1862 und 1866 die
beiden jüngeren Geschwister von Carl Maria
Josef Knops, Bernhardine Pauline und Leopold
Paul.

Nur eine Woche nach der Geburt des letzten
Sohnes Leopold Paul traf die auf den geringen
Verdienst des Vaters angewiesene Familie mit
seinem Tod ein schwerer Schicksalschlag. Pauline
Knops, deren ältester Sohn beim Tode ihres
erst 38jährigen Mannes neun Jahre alt und deren
jüngstes Kind gerade geboren war, trug nun die
Hauptlast bei der Ernährung und Erziehung der
fünf Kinder, die schon sehr früh zum Lebensunterhalt
der Familie beitragen mußten. Der Zweitälteste
Sohn Carl Maria Josef, der nach seinem
Rufnamen nur Josef genannt wurde, kam zur
Arbeit in eine Düsseldorfer Porzellan- und Steingutfabrik
, in der er eine Ausbildung als Porzellanformer
erhielt. Da ihm seine Familie keinen finanziellen
Rückhalt gewähren konnte und sich
seine beruflichen Aussichten in den durch die
Auswirkungen der Gründerkrise von der Stillegung
bedrohten Porzellan- und Steingutfabriken
in Düsseldorf ständig verschlechterten, entschloß
sich der mittlerweile 19 Jahre alte Josef
Knops, seine zunehmend von der Schwerindustrie
geprägte Heimatstadt Düsseldorf zu verlassen
. Am 17. September 1880 verzog er mit
amtlicher Abmeldung in die Schweiz1.

Porzellanformer auf Wanderschaft
(1880 bis 1881)

Auf der Suche nach Arbeit in Porzellan- und
Steingutfabriken, in denen man sich auch beruflich
weiterqualifizieren konnte, zog es damals
viele Arbeiter aus dem Deutschen Reich in der
Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten
in die benachbarte Schweiz. Dort blieb der gelernte
Porzellanformer Josef Knops jedoch nur
kurze Zeit. Wahrscheinlich war sein befristeter

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