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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_11/0063
Bei Villeroy & Boch in Schramberg
(1881-1900)

Als Josef Knops 1881 Zell am Harmersbach wieder
verließ, zeichnete sich in Schramberg der
Wandel vom unbedeutenden Marktflecken zu
einem regionalen Industriezentrum immer deutlicher
ab. Die Land- und Forstwirtschaft verlor an
Bedeutung, und manche traditionellen Handwerksberufe
wurden durch die Industrialisierung
völlig verdrängt. Arbeitgeber der in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark wachsenden
Bevölkerung wurden die Fabriken und
ihre Zulieferbetriebe, die die wirtschaftliche und
soziale Struktur des 1867 zur Stadt erhobenen
Marktfleckens einschneidend veränderten. Anfang
der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts hatte
die 1861 gegründete Uhrenfabrik der Gebrüder
Junghans bereits 350 und die von Landenberger
& Lang - seit 1883 eine Aktiengesellschaft, die
sich den Namen Hamburg-Amerikanische
Uhrenfabrik gab - immerhin 70 Arbeitskräfte.
Bei den ursprünglich als Armenbeschäftigungsanstalten
gegründeten Strohmanufakturen Haas
und Wolber waren viele Hundert als Fabrik- oder
Heimarbeiter beschäftigt.

Im Vergleich zu seinem vorhergehenden Aufenthaltsort
Zell am Harmersbach, dessen einseitig
ausgerichtete Wirtschaftsstruktur besonders anfällig
für Rezessionen war, scheint die ständig
wachsende Stadt Schramberg mit ihrer Vielzahl
von expandierenden Industrieunternehmen und
Neugründungen Josef Knops bessere berufliche
Perspektiven geboten zu haben. Die Schramber-
ger Steingutmanufaktur, in der Josef Knops Arbeit
als Porzellanformer erhielt, gehörte damals
noch zu den innovativsten Unternehmen in der
Porzellan- und Steingutbranche. Ständige Modernisierungsmaßnahmen
in der seit 1856 —
vierzehn Jahre später als in der Steingutmanufaktur
Zell am Harmersbach - auch Porzellan herstellenden
Schramberger Steingutfabrik waren
wegen des harten Wettbewerbs mit der zahlreichen
Konkurrenz im In- und Ausland unumgänglich
. Stadtschultheiß German Waller berichtet
über die Fabrik in seiner Ortsbeschreibung von
1872:

„Gegenwärtig beschäftigt nun diese Fabrik in 25 Gebäuden
etwa 400 Arbeiter, meist hiesige Ortseinwohner,
die sich von Jugend auf diesem Fabrikationszweig widmen
; überdies sind mittelbar noch mehrere Hundert
Arbeiter beschäftigt durch die Beifuhr von Rohmaterialien
und die Abfuhr von Fabrikaten, sodann bei der Torfund
Erdengewinnung u.s.w (...) Als Nebenprodukt werden
schon seit längerer Zeit feuerfeste Backsteine fabri-
zirt, ebenso Iinl neuerer Zeit sehr schöne gut construir-
te Zimmeroefen, sowie hohle Backsteine und Drainage-
Röhren. Die jetzigen Besitzer, die Herren Georg Faist
und Otto Teufel, haben zur Heizung ihrer Fabrikiocale
eine sehr gelungene Luftheizung eingeführt, erwärmt
durch die abziehenden Gase ihrer Brenn-Oefen; ebenso
sind großartige Maschine-Einrichtungen getroffen, wodurch
die Handarbeit theils wesentlich erleichtert,
theils ganz beseitigt wird"5.

Trotz dieser kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung
der Schramberger Steingutmanufaktur, die
mit ihrem breitgefächerten Fertigungsprogramm
und ihren modernen technischen Einrichtungen
auch Josef Knops veranlaßt hatte,
nach Schramberg zu kommen, wuchsen am Anfang
der 80er Jahre wegen der großen Investitionen
die wirtschaftlichen Probleme: Da aus der
Region kaum mehr geeignetes Holz für die Feuerung
der Brennöfen zu erhalten war, stellte der
technische Leiter die Brennstoffversorgung auf
Steinkohle um, die nun in einem jährlichen Umfang
von 75.000 Zentnern nach Schramberg
transportiert werden mußte. Die hohen Kosten
für den Transport der Kohle und den Export der
fertigen Produkte durch Fuhrwerke - die nächsten
Bahnhöfe waren bis 1892 Hausach und
Oberndorf, vier Wegstunden von Schramberg
entfernt - verursachten zusammen mit der Auszahlung
des aus der Geschäftsführung ausscheidenden
Barons Ferdinand von Uechtritz eine
schwere wirtschaftliche Krise. 1882 mußte daher
die Produktion in der Steingutmanufaktur
wie in vielen anderen von den Auswirkungen der
Gründerkrise betroffenen Industriebetrieben
eingestellt werden. Hunderte der bei Uechtritz
& Faist beschäftigten Arbeiter standen nun auf
der Straße, unter ihnen auch der erst 1881 in der
Hoffnung auf einen sicheren Arbeitsplatz nach
Schramberg gekommene Josef Knops.

Der junge Porzellanformer, mittlerweile 20 Jahre
alt, konnte der drohenden Arbeitslosigkeit
vorerst mit dem Militärdienst entgehen, den er
als Wehrpflichtiger abzuleisten hatte. Damit
blieb er weiterhin in Württemberg. In dem am
25. September 1885 ausgestellten „Führungs-
Attest" wurde ihm bescheinigt:

„Der Hornist Carl Maria Josef Knops, geboren am 24ten
Februar 1861 zu Düsseldorf, Preußen, hat vom 10.
November 1882 bis 25. September 1885 bei der 1.
Kompagnie Württembergisches Infanterie-Regiment
Nr. 125 gedient und sich während seiner Dienstzeit
ziemlich gut geführt."

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