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Lothar Späth:
ZUR GESCHICHTE DER SCHRAMBERGER LANDKARTEN
DES 16 -18. JAHRHUNDERTS (Fortsetzung)
Nach der Veröffentlichung der beiden Hoftauschkarten von 1558 und 1584 konnte der Autor dieser
Reihe im letzten Heft die erst kurz zuvor von ihm entdeckte Landkarte von 1609 vorstellen. Zum
Abschluß macht er uns mit einer Karte vertraut, die im Zusammenhang mit der Rottenburger
Konferenz (1750—51) entstanden ist, in der erneut der Versuch unternommen wurde, die nun schon
zwei Jahrhunderte dauernden Grenzstreitigkeiten zwischen Österreich und Württemberg endgültig
beizulegen. Dabei ging es auch wie so oft in der Vergangenheit um den strittigen Grenzverlauf der
nun zur österreichischen Grafschaft Hohenberg gehörenden Herrschaft Schramberg, die über weite
Strecken das Herzogtum Württemberg zum Nachbarn hatte. In gewohnt anschaulicher Weise
beschreibt der Autor nicht nur die neue Karte, sondern fügt auch als Ergänzung und Bereicherung
eine große Auswahl aus dem von ihm zusammengetragenen Archivmaterial bei.
Die Landkarte von 1750
Von den vier in dieser Reihe veröffentlichten
Karten der Herrschaft Schramberg ist die letzte
(Abb. 1) die mit Abstand größte. Die Maße dieser
mit der Feder auf Papier gezeichneten Karte sind
164 X 131 cm. Im Gegensatz zu ihren pergamentenen
Vorgängerinnen besteht sie nicht aus
einem Stück, sondern wurde auf 14 verschieden
große Papierblätter gezeichnet, die dann auf
Leinwand aufgezogen wurden. Die Karte ist
schwarz-weiß gehalten, lediglich die Territorialgrenzen
sind rot und gelb markiert. Merkwürdigerweise
ist die Karte nicht genordet: Oben ist
„Nidergang", rechts „Mitternacht" etc. Leider
enthält die Karte keine weiteren kartographischen
Angaben, also auch kein Signum, wie wir
es von den früheren Karten kennen. Wir können
also der Karte weder entnehmen, wer sie gezeichnet
hat, noch wann sie entstanden ist. Da sie
aber mit 14 weiteren Karten, die allesamt „Grava-
mina" (Streitpunkte) der Rottenburger Konferenz
betreffen, dem Bestand B 33 Bü 102 a entstammen
, kann angenommen werden, daß sie ad
hoc, also 1750, gefertigt worden sein muß. In
diese Richtung weist auch die durchgehende
Numerierung (1-39) aller wichtigen Grenzabschnitte
, die mit der des Urbars von Rochus
Merz, das ein wichtiges Beweismittel bei der
Konferenz war, identisch ist. Demselben Zwecke
diente auch die Einzeichnung der alten Grenzsteine
der „Stainsatzung" von 1558 mit der Angabe
, ob der jeweilige Stein numeriert und gewappnet
ist und ob er steht oder liegt.
Wer aber war der Zeichner unserer Karte? Der
Vergleich der oben erwähnten 15 Karten ergab,
daß auf Grund der Darstellungsweise vier, darunter
die unsrige, mit Sicherheit und zwei weitere
mit großer Wahrscheinlichkeit aus ein und derselben
Hand stammen. Eine dieser vier, die Karte
von Oberndorf mit den „Gravamina" Harthausen
und Böchingen, ist als einzige des gesamten Pakets
signiert. In der rechten unteren Ecke befindet
sich die Inschrift: 19ten octob. 1750 Antoni
Beiller W Der württembergische Kartograph
Anton Beiller hat also die Oberndorfer Karte am
19. Oktober 1750 gezeichnet und dürfte folglich
die Nachbarkarte der Herrschaft Schramberg etwa
um die gleiche Zeit erstellt haben. In einem
ganz anderen Bestand (A 219 Bü 909) befindet
sich übrigens eine Karte über das Lautlinger Tal
aus der Hand Beillers, die unseren Analogieschluß
bestätigt.
In diesem Zusammenhang muß noch auf die
Inschrift auf der Rückseite der Karte eingegangen
werden. Sie lautet: „Schramberg, dasige1
Strittigkeiten mit Würtenberg ad relat.2 d. d.3 8.
April 1752". Man hat bisher diese Zeitangabe als
Entstehungsdatum der Karte verstanden, was
aber ein Irrtum ist. Dieses Datum verweist vielmehr
auf ein Referat des württembergischen
Regierungsrates von Schüllern über die Welsper-
gische Relation (Vergleich). Josef Ignaz Graf von
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