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glaublich das bei den besitzhungrigen Württembergern
klingen mag, später in Vergessenheit
geraten sein, weshalb die befragten Untertanen
von diesen komplizierten Besitzverhältnissen
nichts mehr wußten. Auf die Dauer behielt jedenfalls
Rochus Merz recht!
In unserem Zusammenhang interessieren besonders
die Aussagen des „4. Gezeugen", Ludwig
Rechberger, der 1553 sein Alter mit 70 Jahren
angibt. Da der nächste Zeuge, ein Bauer vom
Heubach, sagt, er sei 64 Jahre alt, kann als sicher
gelten, daß ersterer keine ungefähre, sondern
eine genaue Altersangabe gemacht hat. Demnach
ist Ludwig Rechberger 1482 oder 1483
geboren. Sein Vater war Ludwig von Rechberg,
der jüngste und erbberechtigte Sohn des Hans
von Rechberg aus dessen zweiter Ehe mit Gräfin
Elisabeth von Werdenberg-Sargans. Über die
Mutter des bürgerlichen Rechberger wird nirgendwo
etwas ausgesagt. Da dieser aber auf der
Burg von seiner adeligen Stiefmutter, Adelheid
von Mülheim, erzogen wurde, kann man annehmen
, daß die leibliche Mutter früh, vielleicht
sogar bei seiner Geburt, verstorben ist. Sie dürfte
wohl aus einer angesehenen Familie der Herrschaft
gestammt haben.
Die Stellung der nichtehelichen Kinder war im
Mittelalter und noch in der beginnenden Neuzeit
vor allem beim Adel völlig anders als in den
letzten Jahrhunderten. Das beweist allein schon
die Tatsache, daß Arnulf von Kärnten, ein Ur-
urenkel Karls des Großen, 896 zum Kaiser gekrönt
werden konnte, obwohl er ein nichtehelicher
Sohn des ostfränkischen Königs Karlmann
war. Karl der Große selbst hatte eine große Zahl
nichtehelicher Kinder, die alle zu großen Würden
kamen. Auch der erste normannische König
von England, Wilhelm der Eroberer, auch Wilhelm
der Bastard genannt, war nichtehelicher
Abkunft. Ulrich von Rechberg schließlich, der
erste bekannte Vertreter dieses Geschlechts, war
mit großer Wahrscheinlichkeit ein nichtehelicher
Sohn Kaiser Friedrichs I., wie u.a. aus der
Stammtafel der Staufer von Hansmartin Decker-
Hauff (Die Zeit der Staufer, Bd. 3, S. 357 und Bd.
4, Tafel XVI) erschlossen werden kann.
Abb. l:Die Burgen Schilteck und Höhenschramberg auf der Karte von 1609, erstere wohl schon halb zerfallen,
letztere dagegen noch wehrhaft, mit Käferlesturm links und Wohnburg (davor heutige Aussichtsplattform) rechts,
in der Mitte wohl der Schalenturm. Rechts der Schiltach der Marktflecken, inmitten der Kirchturm in seiner
damaligen Gestalt. (Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
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