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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_12/0025
„Heine war kein verwegener, er war vielmehr
ein besonnener Operateur," heißt es im Nekrolog
seines Prager Kollegen Gottfried Ritter, „dessen
Scharfblick und Gewandtheit einerseits, dessen
fast ängstliche Gewissenhaftigkeit und Vorsicht
... dessen reifliche Erwägung möglicher
Zwischenfälle und planmäßiges Vorgehen andererseits
ihm es möglich machten, mitunter selbst
an sehr bedeutende und fast verzweifelte Operationen
zu gehen und doch damit ganz merkwürdige
Erfolge zu erzielen." Aber auch bei den
einfachsten Operationen findet sich „dieselbe
Genauigkeit, diesselbe Präcision des Gedankens
wie der Ausführung, der klinischen Würdigung
und des erläuternden Wortes."
Hier haben wir den gewissenhaften Schwaben,
der wissenschaftliches Neuland sucht und findet
und der von allen Medizinern der so bedeutenden
Familie wohl den größten räumlichen, aber
auch wissenschaftlichen Wirkungskreis hat.

Überraschende Erkrankung und
plötzlicher Tod (1877)

Rastlos arbeitet Heine in seiner Klinik, hält Vorlesungen
, reist zu Vorträgen auf Kongressen innerhalb
und außerhalb Böhmens. Die Zeitgenossen
bescheinigen ihm eine robuste Gesundheit, obwohl
eine Anfälligkeit im Magen-Darmbereich
vorhanden zu sein scheint, die auch für die oft
etwas gelbliche Hautfärbung bei ihm verantwortlich
ist. Umso unerwarteter ist die Erkrankung
, die den neununddreißigjährigen Professor
im Juli 1877 befällt. Gerade hat er noch auf dem
Kongreß der deutschen Ärzte Böhmens in Johannisbad
referiert, da zwingt ihn eine diphtheriti-
sche Angina aufs Krankenlager. Er erholt sich
wieder und führt am 4. August in seiner Klinik
eine Kniegelenksoperation durch. Es sollte seine
letzte sein. Am 8. August reist er als Delegierter
der Prager Karls-Universität zur 400-Jahr- Feier
seiner „alma mater", der Universität Tübingen, in
die württembergische Heimat. Schon hier fällt
den Freunden seine ungewöhnliche Zurückhaltung
bei den geselligen Veranstaltungen auf. Seit
dem Besuch im elterlichen Haus in Cannstatt am
12. August stellen sich Gliederschmerzen und
Fieber ein. Der erfolgreiche Mediziner wird von
einer rätselhaften Krankheit am 9. September
1877 um die Mittagszeit dahingerafft. Bis zum
Schluß ist er bei Bewußtsein und redet mit dem

Vater und den Geschwistern. Auch gibt er Anweisungen
, wie nach seinem Tod zu verfahren
ist: „Nach meinem Tode telegraphire an Billroth:
Heine ist todt." Das trägt er seinem Bruder Adolf
auf.

Am 12. September wird Carl Wilhelm von Heine
auf dem Cannstatter Uff-Friedhof neben seiner
drei Jahre zuvor verstorbenen Mutter Henriette
Ludovike beigesetzt. Eine ungewöhnlich große
Trauergemeinde begleitet den 77jährigen Hofrat
Jakob von Heine zum Grab des Sohnes. Stadtpfarrer
Schneider hält die Grabrede, die später,
wie bei hochgestellten Persönlichkeiten üblich,
im Druck erscheint (Abb. 5). „Ein Männerquartett
von Gesangskünstlern eröffnete und schloß
die Bestattungsfeierlichkeit." So berichtet der
„Schwäbische Merkur" am 14. September 1877.
Das Grab der Familie Heine besteht heute noch,
die Steintafel mit Carl Wilhelms Lebensdaten ist

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Abb. 5: Grabrede und Nekrolog des Cannstatter
Stadtpfarrers Schneider vom 12.9.1877

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