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gesellschaftlichen und politischen Turbulenzen
dieser Jahre in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf
eine geistige und seelische Orientierungslosigkeit
infolge des Fehlens solcher „Stabilisatoren"
zurückzuführen seien. Fuchs war nicht der einzige
im Land, der diesem Zustand durch eine
Neugründung Abhilfe verschaffen wollte. Er
wurde in seinem Plan noch bestärkt, weil er sich
als echter Seelsorger auch für die Geschichte
seiner (Teil-)Gemeinde interessierte. In einer
Publikation, die er in der Sakristei vorgefunden
hatte, las er nämlich von einem früheren Männerkloster
in Heiligenbronn. Wir wissen heute,
daß damit eine Filiale der Villinger Franziskaner
im 15. und 16. Jahrhundert gemeint war. An diese
Tradition wollte er anknüpfen. Daß er dabei
zuerst an ein Männerkloster dachte (vgl. Erasi-
my: Nachruf), belegt nochmals, daß das Ziel der
Klostergründung zunächst unabhängig vom Aufbau
eines Kinderrettungshauses war. Daß es seine
ureigene Idee war, beweisen die bischöflichen
Akten aufs deutlichste: Denn dort ist nirgendwo
von einem Auftrag die Rede.
Wenn nach dem Abebben der Aufklärung der
Wunsch nach neuen Klöstern weite Verbreitung
fand und viele junge Menschen Verlangen nach

Abb. 1: David Fuchs beginnt zu bauen (1856/57)

1. Alte Kirche mit Sakristei und Gnadenquelle im Chorabschluß

2. Altes Lehrerhaus (= Mesnerhaus)

3. Fuchsens erstes Gebäude für Kloster und Rettungshaus

einer entsprechenden Lebensgestaltung hatten,
so bedeutete das aber noch lange nicht, daß auch
günstige politische und rechtliche Rahmenbedingungen
für ein solches Vorhaben vorgelegen
hätten. Das Gegenteil war der Fall.
Erinnern wir uns: Napoleon hatte das protestantische
Württemberg nicht nur zum Königreich
aufgewertet, es war in jener Zeit auch um große
Gebiete mit katholischer Konfession erweitert
worden. Mit der Aufteilung des alten Bistums
Konstanz wurden die Diözesangrenzen der politischen
Landkarte rasch angeglichen. Hauptproblem
der Stuttgarter Regierung war, die neugewonnenen
Gebiete zu integrieren. Das konnte
sie sich aber nur unter enger staatlicher Führung
vorstellen. So mußten die Rottenburger Bischöfe
dem Staat kirchliche Kompetenzen, etwa bei der
Priesterausbildung, mühsam abringen. Die zuständige
Landesbehörde, der katholische Kirchenrat
, war zudem fest in der Hand kirchlicher
Aufklärer. In deren Denken war aber Wallfahrt
und Klosterleben einer „vernünftigen" Glaubenspraxis
abträglich. Was sollte Fuchs tun? Die
Gründung eines Männerklosters stand weit außerhalb
des Erreichbaren, das wurde in Württemberg
erst wieder nach der Abschaffung der

(Zeichnung U. Windhab)

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