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Monarchie im Jahre 1918 möglich. Einzig Frauenorden
mit sozialen Aufgabenfeldern bekamen
eine Chance, wurden aber in ihrer Arbeit bürokratisch
behindert und jahrzehntelanger Unsicherheit
ausgesetzt. Nur wenige Klostergründer
waren zäh, zielstrebig und erfindungsreich genug
, um diesen Kleinkrieg mit dem Machtapparat
durchzustehen. Fuchs war der Mann dafür.
Sein erstes Problem war: Woher die ersten Novizinnen
bekommen? Die Herkunftsorte der ersten
jungen Frauen, die sich ihm anschlössen, entsprechen
sicher nicht zufällig den Stationen seiner
Vikariatszeit. Die Schwestern Glöckler aus
Hausen bei Urspring waren zum Beispiel im
Jungfrauenbund engagiert gewesen, sie sollten
bald die beiden ersten Oberinnen in Heiligenbronn
werden. Schon im ersten Jahr meldeten
sich auch Mädchen aus Heiligenbronn und Umgebung
.
Sein nächstes Problem war: Woher eine Ordensregel
und klösterliche Ausbildung nehmen? Da
boten sich die Franziskanerinnen in Dillingen/
Bayern an, die in Württembergs klosterarmer
Zeit viele Novizinnen aus Oberschwaben aufgenommen
hatten. Eine Filialitätsbindung Heiligenbronns
an ein Mutterkloster im „Ausland"
war jedoch politisch undenkbar. So holte sich
Fuchs die Dillinger Lehrschwester Seraphina
Model vom „inländischen" (oberschwäbischen)
Kloster Oggelsbeuren (heute Sießen), bei dessen
Wiedergründung sie wenige Jahre zuvor
schon ähnliche Entwicklungshilfe geleistet hatte
. Sie wurde die Lehrschwester der Anfangszeit,
wird aber in der Chronologie der Heiligenbron-
ner Oberinnen nicht gezählt.
Also eine Filiale von Oggelsbeuren? Das war
keinen größeren Streit wert. Fuchs wollte seine
Selbständigkeit. In Oggelsbeuren hätte man zwar
gerne eine Filiale gewonnen, mied aber Investitionen
in riskante Unternehmungen. Man hatte
dort selbst Probleme genug und befand sich
gerade bei derselben Frage der Filialitätsbindung
in einer zähen Auseinandersetzung mit der franziskanischen
Neugründung Bonlanden.
So wurde kaum beachtet, daß Vikar Fuchs hinter
dem deutlich sichtbaren sozialen Engagement
für die Kinder die Schwesterngenossenschaft
bald zu einem eigenständig arbeitenden Kloster
Crailsheim
Birkheim
Rottspiel (2)
Hohenstadt
Leinzell
Stuttgart (3)
Weil der Stadt (4) ^
Döffingen Neuhausen
r
Riebinqen
Börstingen
Justingen (2) Ramingen
Hausen o.U.-''
Rötenberg
HEILIGENBRONN Geislingen
Schramberg (3) Talhausen (2) Margrethausen
Lauterbach (2) Villingendorf Dotternhausen
Herrenzimmern Rottweil (5)^ Haihingen
Bühlingen
Blochingen
Abb. 2: Herkunftsorte der Elementarschülerinnen (Kl. 1-3) im Jahre 1866. Schwerpunkt ist zwar der heimische
Raum, die überregionale Bedeutung der Heiligenbronner Heime wird aber bereits erkennbar
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