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heranwachsen ließ. Je nach anfallenden Sach-
zwängen erbat er für das Kloster weitere Kompetenzen
, die ihm das bischöfliche Ordinariat auf
Fürsprache des Oberndorfer Dekans Binder im
allgemeinen gerne gewährte. Diese leise Fahrt
durch die Untiefen kleinstaaterischer Hindernisse
- die förmliche Anmeldung einer selbständigen
Kongregation war offensichtlich nie vorgenommen
worden - dauerte, bis sie bei einer
Überprüfung durch den Kirchenrat im Jahre
1869 beendet wurde. Inzwischen hatte sich aber
gerade im sozialen Tätigkeitsfeld ein sehr erfolgreicher
Status quo herausgebildet (schon 5 Jahre
zuvor hatten 19 Ordensfrauen 79 Kinder aufgenommen
), so daß niemand die Beschränkung
oder gar Schließung ernstlich in Erwägung ziehen
konnte (Abb. 2).
Mit taktischer Naivität konnte Fuchs die Verantwortung
für das unterlassene Genehmigungsverfahren
auf Rottenburg abschieben, wo man in
solchen Auseinandersetzungen mit den Behörden
inzwischen eine gewisse diplomatische Routine
entwickelt hatte. Daß man den Klöstern
weiterhin die Rechtsstellung von juristischen
Personen verweigerte, konnte den Pragmatiker
Fuchs nicht aufhalten: Rechtsgeschäfte und besonders
der Besitz des Klosters liefen auf seinen
Namen. Nachdem die staatliche Überprüfung
überstanden war, sah er in erster Linie den Weg
frei zu weiterer, nun auch baulicher Expansion.
Nachdem mit einigen Spenden und viel Selbsthilfe
bereits 1856 das erste zweistöckige Haus unters
Strohdach gebracht worden war, wurde zunächst
der Landbesitz dem wachsenden Bedarf
der Anstalt angeglichen. Über das Waisengericht
wurde 1858 ein Hof beim Brambach mit 40
Morgen Land erworben. Am Gebäude interessierte
aber nur das Baumaterial. Die größte Geldspende
holte Fuchs selbst aus Tuntenhausen/
Oberbayern von Pfarrer Felix Schneider, der die
Anstaltsgründung nahe seiner Heimat Waldmös-
singen unterstützen wollte. Bereits ein Jahr später
erfuhren Kloster und Heim eine gewisse
bauliche Abrundung durch den Ankauf des neben
der Kirche gelegenen Mesnerhauses, das
nun der Unterbringung der wachsenden Zahl
der Anstaltskinder und der Klosterökonomie
diente. Voraussetzung war, daß man mit kräftiger
Unterstützung durch den Klostergründer für den
alten Mesner und (noch nicht studierten) Lehrer
ein neues, angemessenes Schulhaus an der Landstraße
schuf. Für die 56 Schulkinder Heiligenbronns
(1859) war dessen Wohnstube sowieso
zu klein geworden.
Abb. 3: Einzige realistische Ansicht des Klosters aus der Anfangszeit
von rechts nach links
1. Das alte Kirchlein (abgerissen 1869)
2. Das alte Lehrerhaus (= Mesnerhaus), im Besitz des Klosters
seit 1859 (abgerissen 1876)
3. Das erste Klostergebäude (gebaut 1856)
4. Ökonomie des Klosters (gebaut 1865)
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