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kannte aber auch die Legende vom Gnadenbild,
das auf wundervolle Weise von der oberen Kirche
zum „heiligen Brunnen" zurückgekehrt sein
soll. Gotteshaus und Quelle gehörten daher auch
für ihn letztlich zusammen, da genügte ein
verbindender Kreuzweg nicht. Man wählte also
einen baulichen Kompromiß. Die Kirche wurde
etwas nach Süden verschoben (Abb. 4), die drei
ausgegrabenen Quellen wurden in einem Kapellenanbau
neu gefaßt.
Der Neubau war solider und deutlich größer
geplant als sein Vorgängergebäude. Wie sollte
das finanziert werden? Die Wiederverwendung
eines Teils des Baumaterials aus dem Abbruch
und eine Auszahlung der Feuerversicherung
deckten nur einen Teil der Baukosten. Die Sulge-
ner Muttergemeinde fühlte sich nicht zuständig,
da das Kirchlein auf dem Grund der Herren von
Bissingen stand, die Parzelle Heiligenbronn -
hier der Stiftungsfond der Wallfahrt - war aber
für ein solches Unternehmen zu arm. Blieb der
inzwischen gewohnte Weg: Beichtvater Fuchs
und seine treuen Ordensfrauen übernahmen das
ganze Projekt, die Erbauer sollten billigerweise
aber auch die neuen Eigentümer der Kirche
werden. Fuchs warb um freiwillige Helfer für
den Abriß, plante den Neubau, betrieb die kirchliche
und staatliche Genehmigung, warb um
Spenden und Bauhilfe und kaufte sogar einen
Steinbruch bei Oberreute. Diese immense Arbeitsleistung
war neben der Vielfalt seiner bisherigen
Tätigkeiten nur durch Aufopferung vieler
Nachtstunden zu erbringen, was nicht ohne Auswirkung
auf seine Gesundheit bleiben sollte.
Auch die Schwestern, deren Leben zwischen
harter Feldarbeit und Andacht, Unterricht und
mütterlichen Aufgaben schon mehr als ausgefüllt
war, übernahmen nun zusätzliche Geschäfte, ja
selbst schwere körperliche Arbeit am Bau, und
teilten so die Sorgen ihres Beichtvaters. Für sie
hatte er aber auch wieder eine große Idee geboren
: Sie sollten nicht nur im Ober- und Unterland
sammeln gehen, was mehrfach erfolgreich
durchgeführt wurde, er beantragte in Rottenburg
darüber hinaus die Erlaubnis, im „Ausland"
kollektieren zu dürfen, damit meinte er kurz vor
Abb. 7: Pfarrer Anton Stöhr (vorne links sitzend), zunächst Hilfspriester, später Nachfolger von David Fuchs, mit
den Schulern der Dorfschule Heiligenbronn im Jahre 1895
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