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Abb. 5: Arbeitsvertrag mit der Diözesanleitung der kath. Arbeitervereine
Mitarbeit bei den sozialen Aufgaben der Zeit
aufzurufen, sie für die soziale Arbeit zu schulen
und die „Waffen" für eine christliche Lösung der
sozialen Frage zu „schmieden". In dieser Funktion
erwies sich J. Andre seinerzeit schon als
vollblütiger, draufgängerischer Redner mit gesundem
Menschenverstand und originellem
Mutterwitz, der immer offen sagte, was er dachte
, und stets beim Namen nannte, was ihm mißfiel
. Als Redakteur der „Westdeutschen Arbeiterzeitung
" in Mönchengladbach nahm er die Gelegenheit
wahr, seine christlichen Wertvorstellungen
einer großen Leserschaft mitzuteilen.
Im Jahre 1894 folgte J. Andre dem Ruf des von
ihm hochgeschätzten Präses des „Kath. Volksvereins
" in Stuttgart, die Leitung des Kath. Arbeitersekretariats
zu übernehmen (Abb. 5). Diesem
stand bis dahin Matthias Erzberger, der spätere
Reichsfinanzminister, vor. Mit J. Andre führte
nun erstmals ein Repräsentant des Arbeiterstandes
dieses Büro. Er war entschlossen, das Ansehen
des durch die immer stärkere Industrialisierung
rasch wachsenden Arbeiterstandes zu heben
und dessen Angehörige vom „Geschmäckle"
ungebildeter und mittelloser „Fabrikler" zu befreien
.
J. Andre stürzte sich in seiner neuen Beschäftigung
als Arbeitersekretär mit großem Eifer in die
Arbeit. Es galt, mittels einer umfangreichen Vortragstätigkeit
Mitglieder zu werben, Auskünfte in
sozialen und versicherungsrechtlichen Fragen
zu erteilen und während der Kriegs- und Nachkriegsjahre
alle Möglichkeiten der Kriegsopferfürsorge
aufzuzeigen. Wo immer J. Andre als
Redner angekündigt war, füllten sich die Säle,
weil seine Ausführungen inhaltlich überzeugten
und formal faszinierten. So wird u. a. berichtet:
„Dieser mit Feuer und Begeisterung gehaltene
Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen
..."
„Wieder rollten in klarer, leicht verständlicher
Weise einige, teils zustande gebrachte, teils nicht
durchgebrachte Gesetzeswerke an unserem Ohr
vorbei und ließen uns einen interessanten Einblick
tun in die landständige Arbeit unseres Abgeordneten
..."
„Der Redner konnte alle Einwürfe glatt widerlegen
und verstand es, durch seine Ausführungen
die Zuhörer derart zu fesseln, daß die Zeit im
Fluge um war, obgleich es drei Stunden dauerte,
bis er mit seinem mit tosendem Beifall aufgenommenen
Vortrag zu Ende kam..."
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