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Verfolgung durch die Nationalsozialisten

Schwer hatte J. Andre unter den Nationalsozialisten
zu leiden. Das begann damit, daß er von
ihnen nach der Machtübernahme 1933 aus allen
beruflichen und politischen Ämtern entfernt
wurde. Dieser nimmermüde „Schaffer" und
Kämpfer für Recht und Freiheit war dadurch
zum Nichtstun verurteilt und sollte nun mit 300
RM Rente eine kinderreiche Familie ernähren.
Schon vor der Machtergreifung hatte ihm der
damalige nationalsozialistische Landtagsabgeordnete
Mergenthaler gedroht, man werde ihm,
wenn man erst an der Macht sei, sofort „das
Handwerk legen". In den Schramberger Nazi-
Blättern war er fortwährend Zielscheibe verleumderischer
Angriffe.

Als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten
stand J. Andre mit dem ebenfalls als Gegner
der Nazis bekannten Staatspräsidenten von
Württemberg, Eugen Bolz, sowie mit dem ehemaligen
Reichskanzler Joseph Wirth und später
auch mit dem als Kopf des zivilen Widerstandes
gegen die Hitlerdiktatur bekannt gewordenen
früheren Oberbürgermeister von Leipzig, Carl-
Friedrich Goerdeler, mit dem er sich 1942 beim
gemeinsamen Freund Ersing in dessen Haus traf,
in Verbindung. Wiederholt wurde sein Büro von
der „Gestapo" durchsucht, weil er in den Akten
des Sicherheitsdienstes unter der Rubrik „Führende
Männer der Systemzeit" geführt wurde.
Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20.
Juli 1944, dem Attentat auf Hitler, wurde J. Andre
als verdächtiges Mitglied des Widerstandes im
Rahmen der Aktion „Gewitter" verhaftet und in
das Landespolizeigefangnis in der Hospitalstraße
in Stuttgart eingeliefert. Nach dessen Bombardierung
war er in einem Tiefbunker am Schloßplatz
inhaftiert. Von dort kam der Häftling J.
Andre dann für einige Wochen in das KZ nach
Welzheim und daran anschließend in das Arbeitserziehungslager
Oberndorf (Abb. 14).

Treue zu Schramberg

J. Andre gab die Verbindung mit seiner Heimatstadt
Schramberg nie auf. Im Gegenteil, er setzte
sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit für
ihre Interessen ein. Wann immer Oberbürgermeister
Ritter ein Anliegen in Stuttgart vorzubringen
hatte, stand ihm der Abgeordnete J.
Andre hilfreich zur Seite. Als Abgeordneter und
führendes Mitglied der Zentrumspartei trat er

Abb. 14: Mitteilung des Schutzhäftlings J. Andre aus
dem Arbeitserziehungslager Oberndorf am 11.10.1944

jedes Jahr mehrmals in Schramberg als Redner
auf. Seine Kinder verbrachten regelmäßig ihre
Ferien bei den Großeltern in der Fünftälerstadt.
Schramberg war nämlich auch die Heimat seiner
Frau Balbine geb. Faist, die aus dem Nachbarhaus
stammte und mit der er sich am 30. Juli 1906
vermählt hatte (Abb. 15).

Das junge Paar hatte zunächst eine Mietwohnung
in der Landhausstraße 41 in Stuttgart
bezogen, bevor 1928 ein Eigenheim in der Kielmeyerstraße
4 erstellt werden konnte. Die
„Faist" waren vom „Tal" zugewandert. Matthäus
Faist, Sohn des Franz-Xaver Faist, Ziegler auf dem
Abrahamsbühl im Heubachtal bei Schiltach, hatte
sich 1834 mit Theres Schinle nach Schramberg
verheiratet. Als 11. Kind aus dieser Ehe wurde am
31. Oktober 1851 der Vater der Frau von J. Andre,
Martin Faist, geboren, der sich am 16. 8.1877 mit
der Tochter des Reuterbäck vermählte.
Aus der Ehe des J. Andre mit Balbine gingen
sechs Töchter hervor, von denen noch fünf am
Leben sind, nämlich Tina Unger, Monika Leist-
Andre, Luzia Nauerz und Hilde Rodewald in
Stuttgart und Elisabeth Mohr in München.

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