Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_12/0058
Richard Glenz:

VON DEN ANFÄNGEN DES CHORGESANGS
IN SCHRAMBERG

Die heutigen Gesangvereine Schrambergs haben ihre Geschichte in ihren Fest- und Jubiläumsschriften
im allgemeinen gut dokumentiert. Auch die Geschichte erloschener Vereine, wie etwa der „Lyra"
oder der „Sängerlust", wurde gründlich erforscht und umfassend dargestellt. Alles in allem kommt
damit ein Zeitraum von 125 Jahren Chorgesang — über viele Jahrzehnte zunächst und fast ausschließlich
„Männersache" — zur Darstellung, der sich, wenn man das Gründungsjahr des ältesten Vereins,
des „Liederkranz", nimmt, ziemlich genau mit der Geschichte Schrambergs als Stadt deckt. Daß aber
Jahrzehnte davor schon Chorgesang in Schramberg gepflegt wurde, und zwar in einem eigens dafür
gegründeten Verein, läßt sich anhand der verschiedensten Quellen nachweisen. Neben den bereits
bekannten wurden nun neue erschlossen, so daß das Dunkel, in dem die Frühgeschichte des
Chorgesangs in Schramberg bisher lag, dadurch weitgehend erhellt wird.

Das wertvollste und zugleich klarste Beweisstück
für die Existenz eines Gesangvereins in den
dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist
eine Fahne, die heute im Besitz des „Liederkranz"
ist. Sie wurde 1836 geweiht und trägt die
Inschrift „Sängerbund Schramberg" (Abb. 1).
Reichsgräfin Maria Ludovika von Bissingen geb.
von Warsberg (1814-1879) soll sie dem Verein
gestiftet und sogar eigenhändig gestickt haben.
Der letzte Fähnrich des „Sängerbunds", Gustav
Maier, hat sie bei der Auflösung des Vereins 1874
dem „Liederkranz" übergeben, der sie bis zur
Anschaffung einer eigenen Fahne im Jahre 1882
als seine eigene benützte (Abb. 2).

Wenn aber die Fahnenweihe 1836 stattfand, so
muß es den „Sängerbund" schon einige Zeit vorher
gegeben haben. In der Tat, beim ersten
Musikfest des gerade gegründeten Musikvereins
für den Schwarzwald am 27. August 1835 in
Rottweil nahmen Lehrer Wendelin Waller und
„Provisor" (Hilfslehrer) Biesinger teil, wohl ohne
Chor, um sich zunächst einmal ein Bild von
einem solchen Gesangswettstreit zu machen
und, wie wir heute sagen würden, den eigenen
Standort zu bestimmen. Beide waren nämlich für
die musikalische Leitung des Vereins zuständig.
Sie müssen wohl mit gestärktem Selbstvertrauen
heimgekehrt sein, denn schon im folgenden
Frühjahr, am 2Ö./27 März 1836, nahmen sie mit
ihrem Verein am zweiten Musikfest, das ebenfalls
in Rottweil stattfand, teil. In der Festbeschreibung
und in der Presse wird unter den teilnehmenden
„Liederkränzen" - damals eine Gattungsbezeichnung
und noch kein Vereinsname —
der von Schramberg ausdrücklich erwähnt und
hinzugefügt, daß er „unter der Direktion von Dr.
Hils" gestanden habe. Diese Feststellung wiederum
veranlaßte besagte Direktion, öffentlich zu
erklären, „daß die Lehrer Waller und Biesinger
sich dem Unterricht der hiesigen Gesangvereinsmitglieder
rastlos und unentgeltlich unterzogen
haben und in den Augen aller Freunde des Gesanges
ehrenvolle Anerkennung verdienen"
(Gemeinnütziger Anzeiger - Rottweil 1836).
Das klingt nicht nach flüchtigem Lob, sondern
nach Würdigung einer langjährigen und sehr
verdienstvollen Aufbauarbeit. Man kann wohl
davon ausgehen, daß Dr. Hils der erste Vorstand
und Lehrer Waller der erste Dirigent des jungen
Vereins war. Folgende Daten lassen diesen
Schluß zu: 1824 wurde Waller zum 2. Lehrer und
1836 zum 1. Lehrer in Schramberg bestellt, Dr.
Hils wurde 1828 Schrambergs „erster praktischer
Arzt mit Gemeinde-Wartgeld". Während
Provisor Biesinger als „unständiger Lehrer" in
den Annalen sonst nirgends zu finden ist, sind die
beiden anderen Schramberg bis zu ihrem Tode
treu geblieben: Dr. Hils starb 1857, Waller 1864.
Von der Spitze des Gesangvereins haben sie sich,
aus welchen Gründen auch immer, schon sehr
bald wieder zurückgezogen. Waller, 1836 zum
1. Lehrer ernannt, gibt die musikalische Leitung

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_12/0058