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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_12/0060
an den auf die 2. Stelle nachrückenden Johann
Baptist Braun aus Spaichingen, einen begnadeten
Musiker, ab, während Dr. Hils wohl eher vor den
stärker auf Politisierung bedachten Kräften im
Verein, auf die wir noch zu sprechen kommen
werden, kapitulierte.

1837 wird im Zusammenhang mit einem Bericht
im . „Gemeinnützigen Anzeiger" von Rottweil
über ein anspruchsvolles Konzert in den Räumen
des gräflichen Schlosses erwähnt, daß „unser
Gesangverein in letzter Zeit wieder neu organisiert
und auf Statuten gegründet worden ist".
Dieses Konzert wird dort als die „erste Produktion
" des umgestalteten Vereins bezeichnet und
dem „unermüdlichen Herrn Lehrer Braun" dafür
Dank und Anerkennung ausgesprochen. Wir gehen
wohl nicht fehl in der Annahme, daß J. B.
Braun die treibende Kraft bei der Umgestaltung
des „Sängerbunds" von einem Gesang und Geselligkeit
pflegenden Verein zu einem leistungsfähigen
Männerchor war.

1843 wirkt der „Sängerchor von Schramberg" als
einziger Verein neben dem dazu erst gegründeten
örtlichen Gesangverein bei der Einweihung
der neuen evangelischen Kirche in Schiltach mit.
Es ist ein erstaunliches Zeichen religiöser Toleranz
, daß damals ein Verein aus dem katholischen
Schramberg — nach der Volkszählung von
1867(!) gab es dort erst 140 evangelische Einwohner
— zur Einweihung der evangelischen
Kirche nicht nur an der Spitze des Festzuges
marschieren, sondern „beim Festgottesdienst...
jeweils den gemeinsamen Gesang der versammelten
Gemeinde" einleiten durfte. Heinrich
Hansjakob geht in seiner Erzählung „Erzbauern"
ebenfalls auf dieses Fest ein und stellt dabei
verwundert fest: „Das katholische Städtchen
Schramberg sandte seinen »Sängerbund'".

Mitte der 40er Jahre war der „Sängerbund" bereits
so stark, daß er es sich zutrauen konnte,
selbst ein „Liederfest" durchzuführen. In mehreren
Zeitungsannoncen im „Schwarzwälder Boten
" lud die Direktion des Vereins, „die Freunde
des Gesangs" auf den 26. Juli 1846 nach Schramberg
ein. 11 auswärtige „Liederkränze", 3 württembergische
und 8 badische, sagten ihre Teilnahme
zu und ließen sich die „zur allgemeinen
Produktion bestimmten 6 Festlieder" zuschik-
ken. Dieses Liederheft (Abb. 3), das auf der
Titelseite mit einem Stich von Schrambergs

neuen Prachtbauten (Schloß, Kirche St. Maria)
verziert ist, trägt das für die Stimmung jener Tage
bezeichnende Motto:

Enge Grenzen, enge Marken

scheiden oft mit strenger Hand,

aber wo die Sänger weilen,

da ist Aller Vaterland.
Obwohl wegen der Kartoffelkrankheit „große
Theurung und Bedrängniß" (Waller) zu befürchten
war, wurde das Liederfest zu einem gewaltigen
Ereignis: Das mit den württembergischen
und badischen Fahnen geschmückte und mit
Ehrenpforten und Kränzen verzierte Schramberg
empfing seine Gäste mit Salut und Musik
der Bürgermilitärkapelle. Der Schramberger
„Liederkranz" geleitete die Gastvereine in ihre
Lokale. Nach einer gemeinsamen Probe der Festlieder
und dem Mittagessen zogen alle zusammen
am Nachmittag zum Festplatz, auf dem eine
große Tribüne aufgebaut war. Nach dem „Sängergruß
", dargeboten von der Schramberger
„kleinen Liedertafel", einem Jugendchor, begrüßte
„der Vorstand des hiesigen Gesangvereins
, Herr Popp, in kräftiger, freier Rede die
Gäste". Wes Geistes Kind der neue Mann an der
Spitze des Vereins war, mögen einige Auszüge
aus seiner Rede, die der „Schwarzwälder Bote"
zusammen mit einem ausführlichen Bericht Anfang
August 1846 brachte, belegen.

„Namentlich Ihr Sänger Badens, Ihr habt... bewiesen,
daß Ihr das Motto, welches unsern Festliedern auf die
Stirne gedruckt ist, zu fassen vermöget, Ihr habt bewiesen
, daß Ihr die goldenen Worte des Dichters zu deuten
wißt, wenn er sagt: „Enge Grenzen, enge Marken..."
„Hier sind wir Söhne Eines und desselben großen, theu-
ren Vaterlandes, innigst verbunden durch Natur und
Geschichte. Hier ist es, wo alles sich liebt, jung und alt,
reich und arm, Städter und Dorfbewohner, gelehrt und
ungelehrt, wo jeder Standes- und Berufsunterschied
schwindet."

„Verkennet... nicht die heilige Bedeutung, die wir dem
Feste geben sollen: Fern über den Wogen der Tageskämpfe
vereinige es uns nur in Eintracht und Liebe! Es
ebne die Ungleichheit der Gesinnungen und führe Alle,
die vielleicht durch Meinungen und Ansichten getrennt
sind, am Altar der Bruderliebe und Versöhnung wieder
zusammen!"

Nach dieser pathetischen, mit Dichterworten
geschmückten Rede sangen alle Chöre zusammen
die vorgegebenen Gemeinschaftslieder, danach
trug jeder Chor seine eigenen Beiträge vor.
Aus dem Programm geht hervor, daß Schramberg
dabei neben Villingen und Hornberg mit
einem gemischten Chor auftrat. Abschließend

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