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seiner Metzgerlehre hatte Albert Grüner unter
anderem bei einem Onkel in Horb gearbeitet
und dort bereits einige Viehhändler kennengelernt
.
Wenn es beim Viehhandel auf dem Schlachthofgelände
hin und wieder zu Meinungsverschiedenheiten
kam, baten die jüdischen Viehhändler
den Schlachthofverwalter, sich als Vermittler
einzuschalten. Als Dank für seine Hilfe bei zahllosen
Verkaufsgesprächen luden ihn die Viehhändler
auf ihre Rechnung in die Schlachthauswirtschaft
ein. Manchmal konnte Albert Grüner auf
diese Weise wochenlang zu einem Glas Bier oder
Wein in die von Bauern, Metzgern und Viehhändlern
besuchte Gaststätte gehen. Den
Schlachthofverwalter verband mit den meisten
Viehhändlern ein persönliches Verhältnis.
So kam im Inflationsjahr 1923 der Viehhändler
Levi aus Freudenstadt eines Tages zu Albert Grüner
und berichtete ihm über seine Geschäftssorgen
. Er hatte an einen Bauern einen Ochsen auf
Raten verkauft. Im nachhinein stellte sich jedoch
heraus, daß der Bauer nicht zahlungsfähig war.
Albert Grüner schlug daher vor, sich an Schützenwirt
Jegglin zu wenden, der noch über ein
wertbeständiges Goldmarkkonto verfügte und
den Ochsen dann auch zu einem guten Preis
abnahm. Da ihm der Schlachthofverwalter aus
einer Notlage geholfen hatte, bedankte sich Levi
mit einer Gans, die er Albert Grüner zur Kommunion
seines Sohnes schenkte.25
(2. Teil folgt)
Anmerkungen
1 Graus, Frantisek: Judenfeindschaft im Mittelalter In: Antisemitismus
Von der Judenfeindschaft zum Holocaust Schriftenreihe der
Bundeszentrale für politische Bildung, Band 213, Bonn 1985,
S. 29 ff
2 Weller, Arnold: Sozialgeschichte Südwestdeutschlands, Stuttgart
1979, S. 39
3 Dambach, Oskar: Schramberg Ort und Herrschaft. Von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart, Schramberg 1904, S. 119
4 Ebd., S. 98/99
5 Ebd., S. 119
6 Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg: Dokumente
über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Baden-Württemberg
durch das nationalsozialistische Regime 1933-1945, Erster Teil,
Stuttgart 1966, S. XXIX
7 Dambach, a. a. O., S. 119
8 Dicker, Hermann: Aus Württembergs jüdischer Vergangenheit und
Gegenwart, Gerlingen 1984, S. 80
9 Schreiben des Oberamts Oberndorf an die Gemeindebehörde
Schramberg vom 13. 1. 1819, StadtA Schramberg, Bestand 647
10 Schreiben der Regierung des Schwarzwaldkreises in Reutlingen an
das Oberamt Oberndorf vom 27. 3. 1819, StadtA Schramberg,
Bestand 647
11 Schreiben des Kaufmanns Ferdinand Wolber an die Gemeindebehörde
Schramberg vom 24. 1. 1821, StadtA Schramberg, Bestand
647
12 Ebd
13 Schreiben des Kaufmanns Ferdinand Wolber an die Gemeindebehörde
Schramberg vom 13 6 1823. StadtA Schramberg, Bestand
647
11 Ebd.
15 Ebd.
1(1 Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg, a. a O ,
S. XXXIV
17 Haas, Wilhelm/Holtz, Dr. Günther: 900 Jahre Schramberger
Vergangenheit. Versuch einer Geschichte der Fünftälerstadt von
den Anfangen bis zum Jahre 1933. Schramberg 1957. Unveröffentlichtes
Manuskript, StadtA Schramberg
18 Köhler, Friedrich August. Beschreibung und Geschichte der Herrschaft
Schramberg. Marschalkenzimmern 1826. Unveröffentlichtes
Manuskript, StadtA Schramberg, S 88
19 Haas, Wilhelm- Geschichte der Stadt In- Einwohnerbuch von
Schramberg. Schramberg 1941, S 30
20 Das Königreich Württemberg Eine Beschreibung nach Kreisen,
Oberämtern und Gemeinden. Hrsg. vom Kgl. Statistischen Landesamt
. Zweiter Band: Schwarzwaldkreis. Stuttgart 1905, S. 186ff.
21 Gespräch zwischen Herrn Johannes Günter (1895—1990) und
dem Autor am 16. 5. 1989
22 „Schramberger Anzeiger" vom 16 5.1907
23 „Schramberger Anzeiger" vom 14 5.1903
22 Matras, Yaron: Der Dialekt als Symbol der Gruppe, Südwest-Press,
8 11 1986. In: Evangelische Kirchengemeinde Horb-Dettingen:
Begleiter für Friedhof und Synagoge, Rexingen 1986, S 73 ff.
22 Gespräch zwischen Herrn Arthur Grüner (Sohn) und dem Autor
am 16. 6. und 25. 6 1992
70
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