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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_13/0004
Lothar Späth:

HANS REISEISEN - HERRSCHAFTSSCHREIBER

AUF HOHENSCHRAMBERG

Wer hat nicht schon beim Besuch einer Burg sich gewünscht, mit einer „Zeitmaschine" in
die Vergangenheit eintauchen zu können, um etwas vom Leben und Treiben früherer Tage
zu erfahren? Dieser Wunsch ist umso mächtiger, je näher einem eine solche Anlage liegt,
und zwar im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Das gilt vor allem für unsere drei Burgen
und ganz besonders für die größte unter ihnen, die Hohenschramberg. Doch leider
gibt es eine solche „Time Machine" nur in der fiktiven Literatur wie etwa im gleichnamigen
Roman des Engländers H. G. Wells. Wir dagegen müssen versuchen, uns anhand der
leider oft sehr spärlichen Quellen ein Bild vergangener Zeiten zu machen. Dieser Versuch
gleicht oft einem Puzzle-Spiel, und dessen Ergebnisse sind dem Leser nicht leicht zu vermitteln
.

Nun sind aber im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Briefe eines gewissen Hans Reiseisen aufgetaucht
, die in ihrer Subjektivität ein ungeschöntes Bild vom Leben auf der Hohenschramberg
um die Mitte des 16. Jh. geben. Daß diese Briefe darüber hinaus zu einer schweren
Auseinandersetzung mit Rochus Merz führten, macht die Geschichte umso spannender.

Herkunft und Beruf

Hans Reiseisen ist um 1523 in Billigheim bei
Landau/Pfalz geboren. Er muß aber mit seinen
Eltern und Geschwistern schon früh
nach Straßburg gekommen sein, denn als er
1549 seinen Dienst auf der Hohenschramberg
antritt, ist sein Vater Egmund, der mit
der Familie im „Metzgergießen" (mhd. gieze
schmaler, tiefer Flußarm) wohnt, bereits
Pfründner des kleinen Rats der Stadt, also
zweifellos ein alteingesessener Bürger. Seine
Mutter ist Barbara geb. Ott, seine Schwester,
die mit Leonhard Wunderer ebenfalls in
Straßburg verheiratet ist, heißt Sara. Mit dem
erwähnten Schwager verbindet ihn ein besonders
herzliches Verhältnis. Dieser ist es
denn auch, dem er in einem seiner Briefe
„sein Herz ausschüttet".

Sein im Urbar abgebildetes Siegel besagt, daß
er „von Kaiserlichem Gewalt ein offner No-
tary", also ein öffentlicher Urkundsbeamter,
dem Notarius Publicus des Mittelalters vergleichbar
, war. In der ersten Reichsnotariatsordnung
von 1512 war die Rechtsstellung
und Glaubwürdigkeit dieser Beamten besonders
festgelegt worden. Des weiteren befindet
sich auf dem Siegel eine Frau in wallendem
Gewand, in der Rechten eine Schreibfeder
, in der Linken eine Rolle: zweifellos eine
Allegorie der Schreibkunst. Was es mit den
vier Kugeln auf sich hat, auf denen sie steht,
ist nicht erkennbar. Vielleicht stellen sie die
damals bekannten vier Kontinente dar? Eindeutigen
Bezug zu seinem Beruf hat dagegen
der Wahlspruch: „Deus videt". Gott
schaut bei seiner Arbeit zu, er ist sein Zeuge
(Abb. 1).

Wo Hans Reiseisen seine Ausbildung erhalten
hat, ist nicht bekannt. Da er aber, bevor er
auf den Schramberg kam, einige Zeit in Freiburg
lebte, könnte sie dort erfolgt sein. Sicher
ist jedoch, daß ihm sein Vater die Stelle
eines Herrschaftsschreibers bei Rochus Merz
besorgt hat, denn ihm gibt er die Schuld an
seiner Misere. Die Beziehungen des neuen
Herrn auf dem Schramberg - dieser hatte die
Herrschaft am 20.4.1547 übernommen - zum
Elsaß sind vielfältig: Er selbst ist Herr zu Staf-
felfelden, unmittelbar vor den Toren Mülhausens
gelegen, und wird später „Expeditor"
(Person, die Entschuldungen vornimmt) der
Abtei von Murbach, der damals weite Teile
des Oberelsaß gehörten.

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