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Wenden wir uns nun den Kupferstichen zu,
die ebenfalls nach Werken großer Meister
ausgeführt wurden:
Bei diesen vier Blättern handelt es sich um
handsignierte Probedrucke vor aller Schrift
und auf kräftigem Kupferdruckpapier. Mit
dem „Bildnis eines Mannes" (Abb. 6) ergreift
uns unmittelbar ein Zauber der Florentiner
Schule, wie er uns durch Kräutles Arbeit von
1867 vermittelt wird. Das Gemälde befindet
sich im Musee du Louvre in Paris und ist dort
unter dem Malernamen Franciabigio katalogisiert
*. - „Petrarcas Laura", von Kräutle 1869
nach einer altitalienischen Umrißzeichnung
gestaltet (Abb. 7), zeigt deutlich die Möglichkeiten
stofflicher Behandlung von der Paral-
lelschraffur im Gewässer bis hin zu den von
Linienschraffuren überlagerten Kreuzschraffen
mit dem typischen Moire. Auf Gesicht
und Hals erkennen wir zarteste Schatten- und
Reflexbildungen. Von den vier Blättern ist
dieses das tonigste. Kräutle umrahmte die
Darstellung mit einer feinen Einfassungslinie.
„Allegorie des Friedens und des Überflusses"
heißt das von Julius Schnorr v. Carolsfeld geschaffene
Rundbild, welches Kräutle mit einem
Durchmesser von 26,8 cm in Kupfer
stach (Abb. 8). Zwei auf Wolken thronende
Genien, Pax und Abundantia, Ölzweig und
Füllhorn als Attribute in den Händen, sind
durch zwei Knaben** und eine Blumengirlande
kompositorisch miteinander verbunden
. Der lateinische Text ist der Wahlspruch
Rudolfs von Habsburg, wonach es besser ist,
gut zu regieren als seine Herrschaft zu vergrößern
.
Francesco di Cristofano Bigi, um 1482-1525
+* Kastor und Pollux, Söhne der Leda, als Sternbild der Zwillinge
am Himmel. Beide zusammen sehen, verhieß in der griechischen
Mythologie Sicherheit
Abb. 6: „Bildnis eines Mannes"\ 1867 von K. A. Kräutle gestochen, Vorlage von Franciabigio
(Graph. Sammlung Staatsgalerie Stuttgart)
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