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Oskar Roth:
DIE JAHRESZAHLEN AUF DER HOHENSCHRAMBERG
Als sich im Jahre 1957 einige Schramberger als „Burgpioniere" daran machten, die meterhohen
, von der Zerstörung herrührenden Schutt- und Trümmermassen der Hohenschramberg
abzutragen und gleichzeitig das „Bergschloß", wie es von seinen Herren stolz genannt wurde
, zu erforschen, war Oskar Roth dabei, um dieses gewaltige Unternehmen in seinen einzelnen
Phasen fotografisch festzuhalten und die dabei gewonnenen Einsichten soweit wie
möglich zu dokumentieren. Mit diesen nach Hunderten zählenden Fotos hat er eine Bilddokumentation
geschaffen, die nicht nur die äußerst verdienstvolle Arbeit der „Burgpioniere"
veranschaulicht, sondern auch eine wertvolle Quelle für die Geschichte der Hohenschramberg
darstellt.
Für den folgenden Beitrag wurden aus dieser Sammlung diejenigen Bilder ausgewählt, welche
die Jahreszahlen auf der Hohenschramberg festhalten. Obgleich es „nur" Zahlen sind, lassen
sich an ihnen doch die einzelnen Abschnitte ihrer Baugeschichte ablesen. Diese Veröffentlichung
ist umso notwendiger, als heute bereits nicht mehr alle Zahlen aufzufinden sind.
Den Historikern soll dieser Beitrag eine Grundlage für ihre weitere Forschung sein, die interessierten
Laien, darunter besonders die burgenbegeisterten Schramberger, soll er ermuntern
, die Hohenschramberg mit geschärftem Blick zu erkunden. Beiden Gruppen wird der Lageplan
von Nutzen sein, den Lothar Späth entworfen hat (Abb. 1). Dieser hat dankenswerterweise
auch viele wertvolle Informationen beigesteuert.
Vorbemerkung
Bereits lange vor den „Burgpionieren" war die
Hohenschramberg das Objekt wissenschaftlicher
Neugier. Der erste, der sie erforschte und
seine Erkenntnisse veröffentlichte, war Stadtschultheiß
German Waller. In seiner 1872 erschienenen
Chronik1 gibt er nicht nur eine
Beschreibung der Ruine, wie sie sich seinen
Augen darbot, sondern er zählt auch die Jahreszahlen
auf, die er bei seinen Erkundungen
vor Ort gefunden hatte. Diese Zahlen haben
bei ihm ein besonderes Gewicht, denn sie waren
zu seiner Zeit eine zuverlässige Quelle,
während der Zugang zu den entsprechenden
Archivalien noch sehr schwierig war.
Auch Realschullehrer Oskar Dambach verläßt
sich in seiner Beschreibung der Hohenschramberg
, die er 1900 zunächst in den Blättern
des Württembergischen Schwarzwaldvereins2
, wenig später in veränderter Form im
„Burgwart"3 und 1904 gleichlautend in seiner
„Chronik"4 veröffentlichte, vor allem auf den
Augenschein, wie man dieses Schreibverhalten
früher nannte. Unter den Ergebnissen aus seinen
Beobachtungen sind ihm die auf der Ruine
gefundenen Jahreszahlen so wichtig, daß er sie
der Reihe nach aufzählt.
Der dritte, der sich ausführlich mit den Jahreszahlen
auf der Hohenschramberg befaßte, war
K. A. Koch. Seine im Jahre 1933 veröffentlichten
Forschungsergebnisse5 enthalten im wesentlichen
dieselben Zahlen, wie sie schon
Waller und Dambach registriert hatten.
Im folgenden sollen nun die Beobachtungen
der „Burgpioniere" ausführlich dargestellt und
bestmöglich illustriert werden. Ihre eigenen
Entdeckungen und Erkenntnisse sollen dabei
besonders hervorgehoben werden, um dadurch
ihr großes Verdienst um die Erforschung
der Hohenschramberg angemessen zu würdigen
.
, Dies ist die früheste Jahreszahl, die auf
der Hohenschramberg gefunden wurde
. Sie befindet sich in etwa 3 m Höhe an der
an dieser Stelle abgeflachten Nordkante des
Pallas (Abb. 2 u. 3). Da sie vom Boden aus kaum
zu sehen ist, wurde sie auch nicht von den
früheren Forschern wahrgenommen. Erst die
„Burgpioniere" haben sie 1958 entdeckt und
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