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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_16/0015
Abb. 2a: Fund von 1964 (Vorderseite) mit der Umschrift
„ Rechenpfennige "

Abb. 2b: Rückseite mit Namen des Herstellers

haften Buchstaben OGI. Die Rückseite zeigt in
der Mitte eine Rosette, um die drei Kronen und
drei Lilien je im Wechsel angeordnet sind. Die
Umschrift lautet wie auf der Vorderseite „Hans
Schultes", daneben stehen wiederum die erwähnten
Buchstaben.

Der zweite Rechenpfennig (Abb. 2a, b), der
1964 im Halbturm bei der Pforte gefunden
wurde, zeigt auf der Vorderseite ebenfalls den
Reichsapfel im Dreipaß, wobei jedoch die einzelnen
Kreissegmente nicht zusammenlaufen,
sondern in eine Spitze münden. Die Umschrift
lautet „Rechenpfennige". Auf der Rückseite erkennt
man wie beim ersten Fundstück in der
Mitte eine Rosette, die ebenfalls von drei Kronen
und drei Lilien, jeweils alternierend, umgeben
ist. Die Umschrift besteht aus dem Namen
„Damianus Krawinckel".

Ihre Herkunft

Wie die Umschrift auf dem zweiten Fundstück
verrät, handelt es sich bei den beiden Objekten
nicht, wie man zunächst vermuten möchte,
um eigentliche Münzen, sondern um Rechenpfennige
, die an sich keinen Wert hatten, sondern
denjenigen darstellten, der ihnen beim
Rechnen auf Linien bei den einzelnen Operationen
gegeben wurde.

Dieses Rechnen auf Linien war, wie einzelne
Funde und Abbildungen beweisen, bereits in
der Antike bekannt. Bei den Römern etwa
wurde es auf dem Abacus1 ausgeführt, einem
Rechenbrett, in das parallel verlaufende, waagrechte
Linien eingeritzt waren. Zur Durchführung
der einzelnen Rechenoperationen
wurden Steinchen, sog. calculi2, verwendet.
Bei der Zunahme des Handels im Mittelalter
und dem damit steigenden Geldverkehr erwiesen
sich diese Steinchen als immer weniger
praktikabel.

Was die Kaufleute und die Beamten an den
Fürstenhöfen brauchten, waren leichte und
gleichgroße Marken. Da es sich beim Rechnen
letztlich ums Geld drehte, wurden münzähnliche
Plättchen aus Kupfer- oder Messingblech
geschlagen. Das geschah zuerst im 13. Jahrhundert
in den damaligen Handelszentren in
Italien und Frankreich. Ihre Herstellung und
ihr Gebrauch breitete sich rasch über ganz Europa
aus: Man nannte sie in Frankreich Jeton,
in England Counter, in Holland Legpenning
und in Deutschland Rechenpfennig oder Rait-
pfennig3. Zunächst wurden diese Rechenpfennige
in den Münzstätten geprägt, doch mit der
Ausweitung und Verstärkung des Handels am
Beginn der Neuzeit wuchs der Bedarf immer
mehr, so daß sich allmählich ein eigenes Handwerk
herausbildete, das des Rechenpfennigschlagers
.

Zentrum der Herstellung der Rechenpfennige
wurde bald die Freie Reichsstadt Nürnberg.
Hier gab es, wie in anderen Gewerben auch,
ganze Dynastien von Rechenpfennigmachern,
die eine eigene Zunft bildeten. Ihre Ausbildung
umfaßte vier Lehr- und sechs Gesellenjahre.
Bis etwa 1550 gehörte das Rechenpfennigschlagen
zu den „freien", also künstlerischen

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