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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_16/0024
Süden auszurichten, d. h. ihre Ebene liegt in
Ost-West-Richtung. Demzufolge können Vertikalsonnenuhren
während des Sommerhalbjahres
die frühen Morgen- und die späten
Abendstunden nicht anzeigen, nur im Winterhalbjahr
zeigen sie die Zeit zwischen 6 Uhr
und 18 Uhr an. Deshalb besitzen die meisten
Klappsonnenuhren auch eine Horizontalsonnenuhr
, die während des ganzen Tages besonnt
wird und auf der meist auch die Stundenmarkierungen
von früh 4 Uhr bis abends
20 Uhr angebracht sind.
Klappsonnenuhren wurden als wertvolle und
teilweise sehr vielseitige und erstaunlich genaue
Instrumente aus Elfenbein hergestellt,
aber auch aus Bein oder als billigere Ausführung
aus Holz. Letztere waren oft mit aufgeklebten
kolorierten Papierdrucken versehen
.

Das Vertikalzifferblatt

Die eine Seite der auf der Burgruine Hohen-
schramberg aufgefundenen Sonnenuhr - soviel
ist bis heute sicher - stellt den leider nur
fragmentarisch erhaltenen Teil einer Vertikalsonnenuhr
dar (Abb. 2). Das geht aus der Gravur
der Linien und der Bezifferung durch römische
Zahlen eindeutig hervor. Dabei stellt

Abb. 4: Entstehung der Stundenlinien einer Sonnenuhrin
der Aquatorialebene, der Horizontalebene
und der Vertikalebene

sich auch gleich die Frage, für welche geographische
Breite die Lineatur der Stundenlinien
ausgelegt wurde. Um dies zu klären, wurde
das Stundenliniennetz2 des Fragments fototechnisch
auf eine Zeichnung verzerrungsfrei
übertragen und ausgemessen und mit Stundenliniennetzen
der geographischen Breiten
zwischen 44 und 55 Grad rechnerisch verglichen
. Dabei zeigte sich, daß die Abweichungen
(Summe der Fehlerquadrate) für die
geographische Breite von 51 Grad am kleinsten
(nämlich fast Null) sind. Es muß also angenommen
werden, daß die Sonnenuhr für
diese geographische Breite vorgesehen war.
Auf dieser Breite liegen Orte wie etwa Köln,
Kassel, Eisenach, Weimar oder Dresden. Die
Breite des Fundortes hingegen beträgt 48° 13 ',
ist also fast 3° kleiner.

Bei genauer Betrachtung der Abb. 2 fällt auf,
daß die obere Bruchkante genau durch den
Mittelpunkt des kleinen Doppelkreises im
Schnitt mit der Mittelsenkrechten verläuft.
Dies war mit Sicherheit auch der obere Befestigungspunkt
des Polfadens in der Deckplatte
, der als Schattenwerfer diente. Darunter
sind noch zwei weitere als Vertiefungen markierte
Punkte erkennbar. Schließlich kommt
dann noch ein Stückchen weiter unten, noch
innerhalb des kleinen Doppelkeises, die Stelle
, an der der Niet für den auf der Rückseite
drehbar befestigten Zeiger umgebördelt ist.
Möglicherweise war die erste unter der Bruchkante
liegende Bohrung eine weitere Stelle, an
der der Polfaden befestigt werden konnte,
wenn die verlorengegangene Horizontalsonnenuhr
auf der geographischen Breite des
Fundortes benützt wurde. Bei den üblichen
Maßen solcher Klappsonnenuhren stimmt die
Lage der Bohrung ziemlich gut für die geographische
Breite des Fundortes Schramberg von
48° 13'.

Eine weitere Frage war die nach der Bedeutung
der an der unteren Bruchkante noch halb
erkennbaren Bohrung mit etwa 6 Millimeter
Durchmesser. Dabei könnte es sich einfach
um eine Öffnung handeln, durch die hindurch
bei zugeklappter Deckplatte die nördliche Nadelspitze
des Kompasses sichtbar wurde, wodurch
eine Orientierung des Gerätes nach den
Himmelsrichtungen möglich war. Es gibt aber
auch Beispiele solcher Klappsonnenuhren,

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